Ehrenamtliche Sicherheitswacht soll für Ruhe in Haar sorgen

Haar · Schluss mit Randale

Lilo Aßhauer-Hennenlotter von der Sicherheitswacht Schwabing bei ihrer  Streife. 	Foto: ms

Lilo Aßhauer-Hennenlotter von der Sicherheitswacht Schwabing bei ihrer Streife. Foto: ms

Haar · Wie wird man der nächtlichen Randale von immer mehr Jugendlichen Herr? Diese Frage treibt die politisch Verantwortlichen in der 20.000 Einwohner zählenden Gemeinde seit Jahren um. Eine Sicherheitswacht von ehrenamtlich bis 23 Uhr Tätigen – voraussichtlich ab 1. Dezember unterwegs – kann das Vandalismusproblem zwar mildern, aber nicht vollständig in den Griff kriegen.

Laut Helmut Dworzak in der vergangenen Tagung des Gemeinderats, »laufen die Festivitäten meist zwischen ein und fünf Uhr morgens ab.« Der Gemeindechef, im Gegensatz zur Mehrheit der Bürgervertreter Verfechter eines zusätzlichen Einsatzes durch einen privaten Sicherheitsdienst, hatte vom 1. bis 19. September einem Security-Unternehmen einen »Bestreifungsauftrag« erteilt, wobei 39 Anfahrten anfielen.

Der Anlass: Während Sanierungsarbeiten im Sport- und Freizeitpark war es vor Kurzem in den Außenbereichen – Abenteuerspielplatz und Kunstrasenfeld – fast jede Nacht zu Vandalismusschäden gekommen. Als Jugendliche versucht hatten, einen Bagger kurz zu schließen, sah sich der Gemeindechef zum sofortigen Handeln zum Schutz von Menschen und des Geländes rund um den Höglweg veranlasst. Grundsätzlich stellte Dworzak im Plenum klar: »Das Feiern in den Außenanlagen des Sportparks ist erlaubt. Solange die Jugendlichen ihren Müll wieder mitnehmen, keine Flaschen zerschlagen und sie nichts beschädigen, sind sie herzlich willkommen.« Der Bericht des Security-Diensts bestätigt das Vorgehen des ersten Manns der Kommune: »Die Präsenz unserer Mitarbeitern zeigte sehr große Wirkung auch auf die Jugendlichen, mit denen wir stets den Dialog gesucht haben, die sich zumeist sehr einsichtig gezeigt haben, ihren Müll beim Verlassen des Geländes weggeräumt haben.«

In einem Fall traf die Streife kurz vor ein Uhr nachts »fünf lautstark herumgrölende Burschen verbotswidrig innerhalb der Tennis-Außenanlage« an. Einer wurde »gestellt«, die vier anderen flüchteten, kamen aber wieder zurück. Der Tatbestand des Hausfriedensbruchs – die Anlage war abgeschlossen, die Burschen waren über den Zaun geklettert – war gegeben. Einige mahnende Worte und ein Geländeverweis, die Sache war geklärt. Das Quintett übernimmt laut Dworzak »ehrenamtliche Dienste bei einem Fußballturnier.«

Ein privater Sicherheitsdienst mit regelmäßigen Kontrollgängen sollte nach Auffassung von Dworzak und Sportparkchef Oliver Eberle »sporadisch an allen Haarer Sportstätten« eingesetzt werden. Denn auch in den Turnhallen, wie jüngst im Gebäude am Jagdfeld, kommt es zu Problemen. »Die Jugendlichen verstecken sich in der Halle, lassen sich einsperren, wenn die Sportler gegen 22.30 Uhr nach Hause gehen, dann startet nachts die Party, dann geht die Post richtig ab. In solchen Fällen kann man nicht erzieherisch wirken.« Und weiter: »Es ist immens wichtig, wenn die Streife nachts mit Blaulicht unterwegs ist, das schreckt ab«, berichtete und erklärte der Rathauschef. Die meisten Gemeinderäte waren nach diesen Ausführungen sichtlich verblüfft. Ob der erneute Dworzak-Denkanstoss bald im Gemeinderat zur Sprache kommt, wird sich zeigen.

Bereits vor einem Jahr hatte der Bürgermeister im Ortsparlament Klartext gesprochen: »Ich bin entsetzt, bin nicht gewillt, jeden Sommer dieses Theater mitzumachen. Die machen rundum alles kaputt. Wir müssen jetzt Kante zeigen.« Diverse »Saufgelage der jungen Leute« (Originalton Dworzak) hatten in der Vergangenheit Folgen: Lärmbelästigungen, Sachbeschädigungen, Beschimpfungen, Verwüstungen. Im Sportpark waren nach einem Wochenende »bis zu 20 Hausmeisterstunden angefallen, um vom Rasen Scherben einzusammeln«. Und dies obwohl in der Nähe wohnende Mitarbeiter der Gemeinde gegen 0.30 Uhr die Lage gecheckt hatten, das »Trink-Treffen« aber erst gegen 3.30 Uhr losgegangen war.

Noch in diesem Jahr, voraussichtlich ab 1. Dezember, wird in Haar ein kommunaler Sicherheitsdienst aktiv, eine Art freiwillige Hilfspolizei, die sogenannte Sicherheitswacht, also ehrenamtlich fungierende Bürger, die Rundgänge machen und den Kontakt mit Jugendlichen suchen. Für die Wacht haben sich acht Haarer gemeldet, die laut Josef Trenkler, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion 27, im November geschult werden. In Absprache mit der Polizei werden diese Personen – Honorar 7,18 Euro die Stunde – mit den Schwerpunkten Bahnhof, Sportpark sowie Jagdfeld und sofern notwendig an anderen Brennpunkten täglich, auch am Wochenende, bis 23 Uhr, unterwegs sein. Die Sicherheitswachtler – bayernweit werden in 64 Orten derartige Gruppen mit knapp 600 Mitarbeitern eingesetzt – tragen keine Uniform, haben an der Brust ein Kennschild »Sicherheitswacht« und eine hellgrüne Ärmelschleife beziehungsweise einen blauen Blouson mit entsprechender Kennzeichnung. Zur Eigensicherung hat der »Ordnungsdienst« Reizstoffsprühgeräte, die Ehrenamtlichen sind per Funkgerät direkt mit der Polizei in Kontakt. ikb

Artikel vom 25.10.2011
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