BA uneins über Dialog-Displays – Entscheidung im November?

Bogenhausen · Lächeln heißt Danke

Reine Tempoanzeiger (oben) wirken anscheinend nicht so gut auf das Gewissen von Autofahrern, die zu schnell unterwegs sind, wie Dialog-Displays mit  lächelnden oder traurigen Kindergesichtern.				Fotos: ikb, RTB Elektronik/Kamen

Reine Tempoanzeiger (oben) wirken anscheinend nicht so gut auf das Gewissen von Autofahrern, die zu schnell unterwegs sind, wie Dialog-Displays mit lächelnden oder traurigen Kindergesichtern. Fotos: ikb, RTB Elektronik/Kamen

Bogenhausen · Die Mitglieder des Bezirksausschusses (BA) waren sich eigentlich einig: Der verkehrsreiche 13. Stadtbezirk benötigt dringend Maßnahmen, um an Gefahrenquellen wie Schulen, Kindergärten und Horten Autofahrer zu mahnen, das Tempo zu drosseln.

Ein Mittel für mehr Verkehrssicherheit sind mobile Geschwindigkeitsanzeiger mit Dialog-Displays, wie sie sich beispielsweise mit 130 Geräten in Berlin bestens bewährt haben, um die in München aber seit knapp zwei Jahren heftig gerungen wird. Bei einem in der September-Tagung von den Sozialdemokraten zur Analyse an das Verkehrsgremium verwiesenen CSU-Antrag verhedderten sich die Kommunalpolitiker jetzt wieder einmal wegen Zuständigkeiten und Kosten. Die Jamaika-Koalition bröselte: auf Antrag des Liberalen Christian Menzel wurde das Ansinnen in den Haushaltsausschuss verwiesen und soll im November erneut im BA erörtert werden.

Wie funktionieren eigentlich die mobilen Geschwindigkeitsanzeiger? Passiert ein Autofahrer den Messbereich in vorgeschriebenem Tempo oder langsamer, leuchtet das Wort »Danke« auf, darüber erscheint ein lachendes Kindergesicht auf der Anzeigetafel. Ist ein Fahrer hingegen zu schnell unterwegs, mahnt das Display »Langsam!«, die Miene des Mädchens oder Bubens verfinstert sich. Kurzum: Die Displays treten in Dialog mit den Autofahrern. Daher werden die Anlagen oft auch »sprechende Verkehrszeichen« genannt.

Da in Sachen Dialog-Displays im Rathaus trotz Vorlagen nichts so richtig voran geht, hatten die Bogenhauser Christsozialen zum Schuljahresbeginn die Initiative ergriffen, um auch andere Lokalpolitiker zum Handeln zu inspirieren. Der Grundgedanke: Der BA finanziert eine solche in beide Fahrrichtungen aufzustellende mobile Anlage, die – so Fraktionschef und Stadtrat Robert Brannekämper – »alle drei Monate an einer anderen neuralgischen Stellen installiert werden kann« – zu 50 Prozent mit. Diese anteiligen Kosten im Leasingverfahren, »Laufzeit 48 Monate, betragen etwa 4.500 Euro«, so die CSU. »Wir sind für mehr Verkehrssicherheit, wir sind sehr interessiert, doch erklären Sie uns bitte die Grundlage«, forderte dagegen SPD-Fraktionssprecher Peter Scheifele und erläuterte, dass laut Kreisverwaltungsausschuss (KVA) die Laufzeit lediglich ein Jahr betrage. Außerdem fehle die Entscheidungsgrundlage. Laut Wolfgang Helbig (SPD) »macht das Kreisverwaltungsreferat (KVR) eine Umfrage bei allen 25 BAs, auch wegen der Kostenteilung. Dann erfahren wir mehr Details und können entscheiden, ob wir’s machen oder nicht.« Brannekämper ließ aber nicht locker: »Wir müssen das aktiv angehen, das soll eine Signalwirkung haben« und verwies auf einen Beschluss im KVA, 25 Stück anzuschaffen.

Der Begründung zum Antrag: Hunderte von Arbeitsstunden von BAs, Stadtverwaltung und Polizei zögen die Beschwerden über Raser nach sich, »weil diese Klagen häufig der Anlass für mehrmonatige Messkampagnen sind. Deren Ergebnis wird wiederum von den Beschwerdeführern regelmäßig angezweifelt, wenn es nicht ihrer Wahrnehmung entspricht.« Der Einsatz von Dialog-Displays könne das Problem nicht nur lösen, sondern auch als sicherheitsförderndes Element wirken, so Brannekämper. Das KVR hat zusammen mit Fachleuten der Technischen Universität bereits zwei Dialog-Display-Feldversuche durchgeführt, in Pasing beim Bert-Brecht-Gymnasium und in Trudering an der Friedenspromenade in der Nähe von Bushaltestellen. Ergebnis: Bei allen Tests hatten die Autofahrer das Tempo gedrosselt, sie fuhren auch langsamer, als die Anlagen längst wieder abgebaut waren. Auf Basis dieser Erfahrungen sollten nach KVR-Vorstellung vom Juni 2010 für München 100 mobile Tempoanzeiger, jeweils vier pro Stadtbezirk, angeschafft werden. In Absprache von KVR, Polizei und Lokalpolitikern war vorgesehen, die Messstandorte gemeinsam auszuwählen. Das ganze Paket hätte rund eine halbe Million Euro gekostet. Doch im Rathaus gab’s keinen Konsens, diverse Politiker halten Geräte, die eine konkrete Geschwindigkeit anzeigen, für besser.

Dazu erläuterte unlängst Polizeihauptkommissar Karl Schneid von der Inspektion 22 den Kommunalpolitikern, dass »Dialog-Displays mit einem lachenden oder traurigen Smiley oder auch einem Kindergesicht wesentlich mehr Aufmerksamkeit und Geschwindigkeitsreduzierung als reine Tempoanzeigen bei den Autofahrern bewirken«. ikb

Artikel vom 25.10.2011
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...