Wie soll es mit dem Maximiliansforum weitergehen?

Zentrum · »Ein Stück Freiraum«

Wie kann das Maximiliansforum noch besser genutzt werden? BA und Kulturreferat denken über ein Konzept nach.	Fotos: Edward Beierle/Birkenholz

Wie kann das Maximiliansforum noch besser genutzt werden? BA und Kulturreferat denken über ein Konzept nach. Fotos: Edward Beierle/Birkenholz

Zentrum · Der Mann und die Frau sehen sich fragend an, und man erkennt an ihren Blicken, dass sie sich wundern, wo sie denn bitteschön hier gelandet sind. »Strange«, sagt die Frau auf Englisch, was soviel wie »sonderbar« heißt.

Was die beiden Touristen nicht wissen: Die Fußgängerunterführung an der Kreuzung Maximilianstraße und Altstadtring, die an diesem Tag kahl wirkt, verwaist und verwahrlost, ist eine Plattform für zeitgenössische Kunst, wie es sie in München kein zweites Mal gibt – ein unterirdisches Unikum, unter anderem für interdisziplinäre Experimente freigegeben. Aber das so genannte Maximiliansforum kommt trotz vieler Befürworter immer noch nicht so richtig in Gang. »Dieser Raum war immer schon bedroht, doch jetzt ist die Lage besonders kritisch«, sagt Wolfgang Püschel, Chef des Bezirks­ausschusses Altstadt-Lehel (BA 1).

Woran hapert’s? Anscheinend reichen die finanziellen Mittel hinten und vorne nicht. Pro Jahr werden 33.000 Euro zur Verfügung gestellt, um das 1.600 Quadratmeter große Areal am Laufen zu halten, über Vermietungen werden weitere Einnahmen generiert. »Trotzdem, das ist viel zu wenig«, sagt Elisabeth Hartung vom Kulturreferat. Um das Maximiliansforum weiter bekannter und attraktiver zu machen, sei beispielsweise ein Ausbau dringend nötig. »Das ist der entscheidende Schritt, um diese Stätte weiter bespielen zu können«, so Hartung. Unter anderem würden Toiletten, Heizung und Schallschutz fehlen. Auch die Auf- und Abgänge – die funktionsuntüchtigen Rolltreppen beispielsweise sind mit welken Pflanzen zugestellt – bräuchten ein neues Gesicht. »Wir können hier nicht ewig so weitermachen. Das kann man keiner Subkultur auf Dauer zumuten«, sagt Hartung. Püschel stimmt zu: »Besonders einladend ist dieser Ort leider nicht.« Zudem werde die Unterführung von Passanten kaum genutzt – wozu auch, auf der Oberfläche regeln Ampeln den Verkehr. »Obwohl mitten in der Stadt, ist dieser Platz tot. Kaum einer steigt die Treppen runter«, stellt der BA-Vorsitzende fest.

Ob sich da was ändern lässt, diese Entscheidung liegt beim Baureferat, das für den Unterhalt des ursprünglichen Verkehrsbauwerks zuständig ist. Und das stellt ganz klar eine Bedingung: Gelder seien abhängig von dem Konzept, das das Kulturreferat ausarbeite. Erst müsse klar sein, was das Kulturreferat weiterhin mit dem Maximiliansforum vorhabe. »Wir brauchen ein klar definiertes Programm, um mehr dazu sagen zu können«, fordert Johann Georg Sandmeier vom Baureferat. Bis dato liege es, wie Jürgen Marek von der Pressestelle des Baureferates sagt, jedoch noch nicht wie gewünscht vor. »Die Überlegungen des Kulturreferates zum Maximiliansforum stehen derzeit noch ganz am Anfang. Das Baureferat hat noch gar keinen Untersuchungsauftrag und kann sich deshalb zum Thema nicht weiter äußern«, sagt Marek.

Ansprechpartner wäre zum jetzigen Stadium in jedem Falle das Kulturreferat. »Wir geben doch unser Bestes«, wehrt sich Hartung. »Das Konzept ist längst da, ich weiß nicht, was man noch von uns will.« Das Baureferat, so Hartung, wisse seit Frühjahr 2011 sehr wohl, »welche Bedingungen wir brauchen und in welche Richtung wir zukünftig gehen wollen«.

Für BA-Chef Püschel jedenfalls sei dieser Stand der Dinge nichts Neues: »Das dauert doch schon viel zu lange. Zwischen den Referaten kommt es nicht zu einer weiteren Entwicklung.« Hartung widerspricht entschieden: »Wir sind im wohlwollenden Kontakt mit dem Baureferat.« Es gebe etwa Andeutungen, dass der finanzielle Aufwand für einen möglichen Ausbau erheblich sei. »Mehr will ich dazu nicht sagen«, so Hartung. Zudem sei das letztlich auch eine Sache, mit der sich der Stadtrat auseinandersetzen müsse. Die Frage nach dem Konzept ist auch anderswo noch längst nicht vom Tisch. Auch BA-Chef Püschel hätte gerne einen Einblick, denn nur dann könne sich der BA auch einbringen: »Wir würden gerne mitarbeiten. Doch seit über einem Jahrzehnt stoßen wir auf verschlossene Türen.« Der BA will ein Programm, das möglichst viele Bürger anspricht. »Noch wird ein zu stark eingeschränkter Kulturbegriff gepflegt. Teilweise hat das Angebot kaum etwas mit der breiten Bevölkerung zu tun, das wollen wir ändern.« Auch dieser Kritik gegenüber zeigt sich Hartung überrascht: »Was Sie da sagen, wundert mich sehr. Wir wollen den BA auf keinen Fall ausgrenzen.« Püschel: »Davon merken wir aber nichts.« In einem sind sich beide Parteien aber einig: »Das Maximiliansforum muss erhalten bleiben.« Es sei ein »Stück Münchner Freiraum.«

Ursprünglich diente das Maximiliansforum zwar als Fußgängerunterführung, erbaut im Jahre 1968, doch bereits 1971 wurde der Ort bei einer privaten Initiative als Ausstellungsraum verwendet und spielte 1973 unter dem Namen »Kunstforum« eine wichtige Rolle für die kulturelle Entwicklung Münchens: Unter der Leitung der Städtischen Galerie im Lenbachhaus wurde die Unterführung als Ausstellungsraum genutzt und war damit der Vorläufer des Kunstbaus. Seit Herbst 1999 wird der Kunstraum als »Maximiliansforum« bezeichnet. Heute ist das Maximiliansforum eine Passage für interdisziplinäre Kunst. 2012 soll ein mehrmonatiges Mode- und Designprojekt laufen. Details sind noch nicht bekannt. Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 18.10.2011
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