Zehn Jahre Kirchenküche Harthof – »Kalendergeschichten« zum Jubiläum

Harthof · Für Leib und Seele

Raspeln, kochen, rühren: Elke Schroeder (Leitungsteam, rechts) und Sofia Valadaki von der Kirchenküche der Versöhnungskirche Harthof macht dieser ehrenamtliche Job Spaß.	Foto: ws

Raspeln, kochen, rühren: Elke Schroeder (Leitungsteam, rechts) und Sofia Valadaki von der Kirchenküche der Versöhnungskirche Harthof macht dieser ehrenamtliche Job Spaß. Foto: ws

Harthof · »Eine warme Mahlzeit, reden, miteinander essen«: Unter diesem Motto versorgt das ehrenamtliche Helferteam der Kirchenküche der Versöhnungskirche in der Hugo-Wolf-Straße im Harthof drei Mal pro Woche Bedürftige aus dem Harthof und Umgebung mit einem Mittagessen: Montag, Mittwoch und Freitag während des ganzen Jahres.

Es sind immer drei Gänge, Vorspeise, Hauptgericht und Dessert. Das Essen wird den Gästen auch serviert, im Gemeindesaal. Das biete keine der üblichen reinen Essensausgaben, wie es sie anderswo in München gibt, verkünden die Verantwortlichen voller Stolz. Die Kirchenküche am Harthof wird in diesem Monat zehn Jahre alt und feiert diesen besonderen Geburtstag mit einem großen Fest am Dienstag, 25. Oktober, um 18 Uhr.

Aus Anlass des Jubiläums erscheint außerdem der »Wochenkalender 2012«, der unter dem Leitthema »Kalendergeschichten« aus dem Leben des Kirchenküchenalltags erzählt: Gäste, Mitarbeiter und Prominente kommen zu Wort und schildern ihre ganz persönliche Sicht. Eine alleinstehende ältere Frau ist längst Stammgast und kommt seit sieben Jahren. »Es ist eine angenehme Atmosphäre. Nirgends geht es so familiär zu. Die Gespräche sind so wichtig und der Gedankenaustausch«, schwärmt die Seniorin. Und vor allen Dingen schätzt sie eins: »Drei Mal in der Woche ein Essen für einen Euro. Das ist eine kolossale Hilfe und Entlastung für Kleinrentner wie mich. Man geht gesättigt und in der Seele befreit nach Hause.« Und was wünscht die Seniorin der Kirchenküche für die nächsten zehn Jahre? »Viele Freiwillige sollen sich anbieten, für das Wohl der Gäste zu sorgen. Und weitere Unterstützung von außen.«

Das wünscht sich auch das dreiköpfige Leitungsteam mit Elke Schroeder, Brigitte Janner und Richard Fritsch. Insgesamt umfasst das Team derzeit 25 Leute, doch das sind zu wenige: »Wir suchen dringend ehrenamtliche Helfer zum Kochen und Servieren«, bittet Richard Fritsch die Bürger um Mithilfe. Kollegin Elke Schroeder ergänzt: »Die Kirchenküche ist zu einer stabilen Einrichtung im Harthof geworden. Dahinter stehen zehn Jahre Freiwilligenarbeit und ein großes Spendenaufkommen für die Arbeit in der Kirchenküche und für deren Erhalt.« Eine ehrenamtliche Helferin beschreibt das Hilfsangebot so: »Wir wollen die Älteren, Einsamen und Bedürftigen aus ihrer Isolation herausholen. Die Versöhnungskirche ist der richtige Ort dafür. Und viele kommen ja auch schon um 10 Uhr, obwohl es Essen erst ab 11 Uhr und bis 13 Uhr gibt.«

Das Leitungsteam der Einrichtung appelliert außerdem an Privatpersonen und Firmen, dieses Hilfsangebot auch weiterhin finanziell zu unterstützen und Geld zu spenden. Man bekomme zwar montags Essen aus der Kantine der Allianz AG an der Leopoldstraße und werde zudem vom Verein der Münchner Tafel mit Lebensmitteln unterstützt. Trotzdem müsse man regelmäßig Lebensmittel zukaufen. Denn pro Mittag werden im Schnitt 30 bis 40 Essen ausgegeben. Der Betrag von einem Euro pro Mahlzeit sei im Übrigen symbolisch zu verstehen, erläutert Elke Schroeder. Auf diese Weise leisteten die Gäste einen eigenen Beitrag zu ihrem Mittagessen. »Dieser Euro deckt keinesfalls die Kosten, aber er gibt den Gästen das Gefühl, etwas bezahlt zu haben und nicht nur Almosen zu empfangen. Diese Bezahlung lässt den Gästen ihre Würde und Ehre und gibt andererseits das Gefühl, doch zu helfen«, betont Wiesnwirt Ludwig Hagn in seinem Beitrag für den neuen Wochenkalender 2012. Hagn ist seit 2005 Pate der Kirchenküche, vor ihm war es Rudolph Moshammer. Er hatte nach Eröffnung der Kirchenküche am 24. Oktober 2001 ein Jahr später die Kosten zur Renovierung der 40 Jahre alten ehemaligen Kindergartenküche im Untergeschoss des Gemeindehauses übernommen. Im Frühjahr 2006 hat der Charity Golfclub The Eagles e. V. außerdem die Schirmherrschaft übernommen.

In der Kirchenküche im Untergeschoss steht seit fünf, sechs Jahren auch ein Profi- Herd, wie er in jeder Gastro-Küche anzutreffen ist – ohne ihn geht gar nichts beim Kochen. Und noch eins ist den Verantwortlichen der Kirchenküche wichtig: »Wir unterliegen den selben Vorschriften wie eine Gastronomie-Küche«, betont Richard Fritsch vom Leitungsteam. Zum zehnjährigen Bestehen wünscht sich das Team »ein Geschirr für die gesamte Gemeinde«. Fritschs Kollegin Brigitte Janner beschreibt das Essensangebot so: »Wir kochen gutes und gesundes Essen, das nicht allzu viel Geld kostet.« Kartoffelgratin, Reisauflauf, Eintopf und anderes kommt auf den Tisch. Also, nichts mit Hummer – auch nicht zum Jubiläumsfest am 25. Oktober. Da gibt es für die rund 100 geladenen Gäste Pichelsteiner Eintopf als Hauptgericht, zur Vorspeise Obatzda und Schmalzbrote und als Dessert Apfelschichtspeise. »Unsere Gesellschaft liebt die Reichen, die Schönen und die Erfolgreichen. Die Schwachen stehen im Schatten«, betont Franz Maget in seinem Beitrag für den Wochenkalender 2012. Er ist SPD-Landtagsabgeordneter im Münchner Norden und Vize-Präsident des bayerischen Landtags.

Johannes Singhammer, CSU-Bundestagsabgeordneter für den Münchner Norden und einer der Fraktions-Vizes von CDU/CSU-Fraktion im Berliner Reichstag, schreibt folgendes für den Wochenkalender 2012: »Gemeinsam essen – das schafft Verbundenheit«, so Singhammer. Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler lobt die Einrichtung so: »… und irgendwie habe ich das Gefühl: In der Kirchenküche wird so gekocht, serviert und gefuttert, dass es einfach nur ›namnam‹ ist. Oder?« Das ist alles im Wochenkalender 2012 nachzulesen, den es ab dem 25. Oktober im Pfarramt der Versöhnungskirche an der Hugo-Wolf-Straße 18 zu den üblichen Bürozeiten gibt – und zwar zum Preis von »zwölf Euro plus x«, das heißt, »man darf auch mehr als zwölf Euro bezahlen«, sagt Elke Schroeder. Auf diese Weise unterstütze man auch gleich das mittägliche Kochen. Für Spenden an die Versöhnungskirche München steht unter dem Kennwort »Kirchenküche« das Konto 174 464 804 bei der Postbank München (Bankleitzahl: 700 100 80) zur Verfügung.

Wer an dem Jubiläumsfest der Kirchenküche am Dienstag, 25. Oktober, teilnehmen will, muss sich vorher unter Telefon 31 20 26 30 im evangelisch-lutherischen Pfarramt der Versöhnungskirche anmelden. Das Fest beginnt um 18 Uhr mit einem Gottesdienst in der Kirche, danach gibt es im Gemeindehaus Abendessen und ein buntes Programm. ws

Artikel vom 18.10.2011
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