Neugestaltung der Haarer Bahnhofsunterführung nimmt Form an

Haar · Kunst statt feuchter Wände in Haar

Die gelb-orange-rötlichen Glasplatten sollen nur noch im Mittelteil des Tunnels angebracht werden.	Foto: Gemeinde Haar

Die gelb-orange-rötlichen Glasplatten sollen nur noch im Mittelteil des Tunnels angebracht werden. Foto: Gemeinde Haar

Haar · Hell, freundlich, mit künstlerisch farbiggestalteten und effektvoll beleuchteten Glasplatten an den Wänden – und selbstverständlich trocken, sauber und ohne marode Ecken: So soll die Fußgängerunterführung am Haarer Bahnhof einmal aussehen.

Das Dauerbrennerthema »Schandfleck Bahnhof« beschäftigte den Bauausschuss in seiner letzten Sitzung. Man besprach die künstlerische Gestaltung der Unterführung – und hatte dabei ein riesiges Manko ständig im Hinterkopf: Noch ist die Unterführung bautechnisch nicht zufriedenstellend saniert. Als »bautechnisch völlig unbefriedigend gestaltet« bezeichnet Architekt Gert Goergens den derzeitigen Zustand des Fußgängertunnels am Haarer Bahnhof. Bürgermeister Helmut Dworzak wurde da etwas detaillierter: Nach wie vor laufe das Wasser hinein, die Fugen seien immer noch nicht dicht. Etwas ratlos ist man auch über die baulichen Veränderungen, die bislang vorgenommen wurden: Der Boden weist vom Bahnhofsplatz kommend zunächst ein Gefälle auf, wird dann aber per Rampe wieder auf ein höheres Niveau gebracht, zudem wurde der Tunnel im südlichen Teil deutlich verengt. Trotz alledem will die Gemeinde gewappnet sein, sobald die Bahn die Unterführung technisch in Ordnung gebracht hat – und Architekt Goergens gab sich redlich Mühe, die »baulichen Besonderheiten« in seine Planung als gestalterisches Mittel mit einzubeziehen.

Ursprünglich war geplant, die Wände der Unterführung über die komplette Länge mit Glasplatten, die kunstvoll von Gabriele von Ende-Pichler gestaltet werden, zu bestücken. Von dieser Lösung kam man ab, weil der Tunnel nach der Bahnsanierung – so Goergens »in Raumsegmente mit unterschiedlichen Höhen und Breiten zerfällt«. So stellte der Architekt verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten vor. Eines haben die Varianten gemeinsam: Die gelb-orange-rötlichen Glasplatten sollen nur noch im Mittelteil des Tunnels angebracht werden – sprich an dem Teil, der direkt von den Gleisen kommend Richtung Bahnhofplatz führt. Das ist auch der einzige Teil der Unterführung, in dem der Boden kein Gefälle aufweist. Links und rechts wird der Fußgänger hier mit warmen Farben und hellem Licht begleitet. Die restlichen Wandbereiche könnten mit gewellten Edelstahlplatten, mit Milchglas oder großformatigen weißglasierten Fliesen bedeckt werden. Hier soll das Licht tageslichtähnlich kälter ausfallen. Natürlich ist die Materialwahl zum einen eine Geschmacksfrage – aber auch eine Frage der Strapazierfähigkeit und Reinigungsmöglichkeit, die in Bahnhofsbereichen immer eine große Rolle spielen. Ein schlagendes Argument jedoch ist der Preis: Während eine Komplettausstattung mit der Glaskunst fast 800.000 Euro gekostet hätte, liegt die Variante mit dem Milchglas bei 600.000 Euro, die Edelstahlwelle schlägt mit 500.000 Euro zu Buche und die Fliesenfassade ist mit 450.000 Euro die günstigste Variante. Ganz einig wurde man sich im Ausschuss trotzdem nicht: Während die einen für das Milchglas schwärmten, war den anderen der Edelstahl zu kühl und technisch oder die Fliesen nicht bruchsicher genug.

Eines erschwert das ganze Vorhaben ohnehin: Die Bahn möchte jederzeit an die Wand hinter der Verkleidung rankommen – um mögliche Schäden auszubessern. Man konnte sich jedoch einigen, dass man als Bodensockel für die eigentliche Wandverkleidung eine durchgehende, etwa 40 Zentimeter hohe Edelstahlleiste anbringt. Die wäre leicht zu entfernen und der Schlitz würde genügen den Zustand der Wand begutachten zu können. Schließlich kam der Bauausschuss mit dem Architekten überein, zur Veranschaulichung jeweils einige Meter der Edelstahlverkleidung sowie der Fliesenfassade im Fußgängertunnel aufzubauen. Dann könne man sich sicher leichter entscheiden.

Artikel vom 18.10.2011
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