Kunstlicht, Kugeln, Queue und Keller – Ambitionierter und erfolgreicher Billard-Sport beim PBC Olimpia

Giesing/Harlaching · Viel mehr als nur ein Spiel mit bunten Bällen

Ein ambitioniertes Team: Kapitän Alexander Dinov, Gerhard Schlemmer, Johann Dott und Valentin ­Nicoletti vom PBC Olimpia.

Ein ambitioniertes Team: Kapitän Alexander Dinov, Gerhard Schlemmer, Johann Dott und Valentin ­Nicoletti vom PBC Olimpia.

Giesing/Harlaching · Draußen strahlte die warme Herbstsonne über Giesing, doch der Besucher des Bella-Billard an der Martin-Luther-Straße 22 tauchte am letzten Samstagvormittag ein in eine eigene Welt im Untergeschoss:

Die Szenerie im Bella-Billard erinnerte einmal mehr an die legendären Pool-Billard-Filmklassiker »Haie der Großstadt« und »Die Farbe des Geldes«. Schummriges Licht um die hell erleuchteten, in sattem Grün erstrahlenden und bestrahlten Tische, dazu regelmäßig die klackenden Geräusche, wenn die Kugeln aufeinanderprallen. Am Samstag war wieder viel Leben im Keller – am zweiten Spieltag Bezirksliga empfing der Tabellenführer PBC Olimpia München den BC Freilassing und den BSV München III in Giesings Tiefen zum Doppelspieltag.

Es sollte ein erfolgreicher Samstag werden. Nach zweieinhalb Stunden spannender Duelle teilten sich die Gastgeber und der Tabellenzweite BC Freilassing zunächst die Punkte in der Vormittagspartie. Am Nachmittag schaffte das Heimteam um Kapitän Alexander Dinov dann einen 5:3-Sieg gegen die dritte Mannschaft des Bundesligisten BSV. Der hatte Freilassing seinerseits zuvor mit 5:3 besiegt. »Das ist o.k. Drei Punkte wollten wir mindestens holen, um in der Tabelle vorne zu bleiben. Das haben wir geschafft!« Der erst 22-jährige Teamleader war mit seinen Jungs zufrieden. Man will schließlich weiterhin im Giesinger Keller die Tabellensonnenseite verteidigen und mit dem eigenen, vor der Saison auf zwei von vier Positionen neu formierten Team möglichst bald in die Landesliga aufsteigen. Die Aufgabe vom Samstag wurde bestanden – am 19. November geht es im Bella-Billard (11 Uhr) gegen das Team aus Mühldorf ins nächste Duell. »Zuschauer sind herzlich willkommen, wir brauchen jede Unterstützung«, wirbt Dinov.

Brisante Partien stehen ins Haus

Mit dem BC Freilassing und dem BSV München III empfingen die »Olimpier« am Samstag starke Gegnerschaft im synergetischen Wirken von Queue und Kugel. Hart umkämpft war besonders die Begegnung gegen den Aufstiegskonkurrenten Freilassing. Zwar konnte Dinov seine 14/1-Partie klar mit 60 zu 43 gewinnen. Doch anschließend unterlag sein Vater Johann Dott dem Gegner im 8-Ball mit 1:4. Neuzugang Gerhard Schlemmer stellte für den PBC Olimpia im Anschluss die Weichen wieder auf Erfolg: Im 9-Ball ließ er seinem Gegner aus dem Chiemgau beim 6:2 keine Chance. Im letzten Spiel der Vorrunde freilich musste sich der zweite Neue im Team, Valentin Nicoletti, seinem Freilassinger Gegner im 10-Ball mit 1:4 geschlagen geben. Ähnlich ausgeglichen wie die Hinserie mit 2:2 endete auch die Rückserie der ersten Samstags-Partie. Dotts (46:60) und Schlemmers (1:4) Niederlagen beim 14/1 und 10-Ball glichen Dinov per 4:2 im 8-Ball und Nicoletti mit einem tollen 6:0 »Sweep« 9-Ball zum leistungsgerechten Remis aus.

Nachmittags schafften die Herren über die eigenen Giesinger Tische dann den vollen Erfolg. Überragender Akteur war einmal mehr »Käptn« Dinov – er gewann auch gegen den BSV beide Partien: brillierte im 14/1 (60:36) und im 8-Ball beim 4:0. Nicoletti im 10-Ball und im 9-Ball sorgte für zwei weitere Zähler. Den entscheidenden Punkt in der hochspannenden Partie sicherte nach einigen Einzelniederlagen dann Gerhard Schlemmer mit einer sehr konzentrierten Vorstellung beim 10-Ball und einem verdienten 4:2-Erfolg. Für den Höhepunkt aus Sicht der Fans und Fachleute an den Tischen sorgte aber trotz hauchdünner Niederlage beim 14/1 Team-Oldie Johann Dott. Beim unglücklichen 58:60 lieferte sich Dott in seinen Aufnahmen mit einem ehemaligen Bundesliga-Spieler der Gäste ein großes Duell. »Es war fast das beste Spiel, das ich je von meinem Vater gesehen habe«, lobte er.

Billard beim PBC Olimpia

»Bei solchen Spielen gelingt es dann auch gut, den Eindruck zu widerlegen, Billard wäre eine Kneipensportart – es ist hochwertiger Sport«, Alexander Dinov muss es wissen. Mit seinen 22 Lenzen steht der junge Bürokaufmann bereits seit acht Jahren mit dem Queue am Tisch. »Du brauchst als guter Spieler ein ganzes Paket an Fähigkeiten«, erzählt er. Mentale Stärke, Konzentrationsfähigkeit auf hohem Level, psychische Stärke und einen guten gesamtkörperlichen Zustand sollte ein ambitionierter Spieler aufweisen. Vor allem aber sollte er »das Auge« haben, wie Dinov das wohl wesentliche »Essential« selbst mit leuchtenden Augen beschreibt. »Billard ist vor allem auch Mathematik, Ein- und Ausfallswinkel gilt es richtig zu berechnen beim Umgang mit den Kugeln«, so Dinov. Er selbst übt fünf- bis sechsmal die Woche, geht dazu ins Fitnesscenter und tut viel für seinen Sport. »Wir wollen schließlich aufsteigen«, bekennt er.

Die Oberliga ist in einem bis zu den Bundesligen nach oben durchstrukturierten Verband sein mittelfristiges Ziel. »Am liebsten natürlich würde ich das mit dem PBC Olimpia schaffen«. Sein Verein, in dem er auch als Sportwart aktiv ist, liegt dem Münchner am Herzen. Rund 80 Mitglieder hat der Verein aktuell – 25 davon treten in Poolbillard und Snooker an. Zu kämpfen hat man derzeit wie fast überall in der Münchner Billard-­Szenerie mit einem Rückgang der Mitgliederzahlen. Hauptgrund: viele Billard-Lokale müssen wegen hoher Pachtzahlungen schließen. »Dennoch wollen wir im Pool erreichen – unsere zweite und dritte Mannschaft in der Kreisliga ist dafür der wichtige Unterbau.« Dinov will auch im Nachwuchsbereich etwas aufbauen. Wieder leuchten seine Augen, als er vom erst zehnjährigen Anton erzählt. »Ich glaube, der hat die Kugeln schon mit der Muttermilch geschluckt«, grinst Dinov. Weitere solcher Talente sind hoch willkommen in Giesings Tiefen auf Giesings Höhen. Wer reinschnuppern will in die Welten des Billards beim PBC Olimpia, der ist laut Dinov »herzlich willkommen, mehr als einen Queue und ein paar schwarze Hosen wegen der Kleidungsvorschriften am Spieltag braucht es anfangs eh nicht.« Montags und donnerstags wird von 18 bis 21 Uhr trainiert, die Jugend beginnt jeweils schon um 17 Uhr. Übrigens: Der »Käpitän« räumt auch mit einem Irrtum auf: »Olimpia« sei keinesfalls falsch geschrieben – denn der Vereinsname soll nicht an die Spiele mit den fünf Ringen erinnern.

Vielmehr ist er eine Reminiszenz an die frühere Wirtin »Olimpia« im eigenen Vereinslokal an der Martin-Luther-Straße. »Ihr zu Ehren heißen wir so«, erklärt Dinov. Billard hat eben auch etwas mit Ehre und Tradition zu tun. Da macht es auch gar nichts, wenn man die Sonne oben mal mit Kunstlicht unter Tage eintauscht. Spannender Billardsport entschädigt für manche Entsagung. Harald Hettich

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Artikel vom 17.10.2011
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