Alternative Energie im Landkreis Erding

Erding · Nachbarn gehen voran

Erding · Im Norden des Landkreises Erding setzen gleich zwei benachbarte Gemeinden auf alternative Energie.

Während Berglerns Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung gegen den Widerstand einiger Behörden das Projekt eines Bürger-Solar-Kraftwerks voran treibt und dafür das Gelände eines inzwischen abgebauten Bitumenwerks nutzen will nimmt in Langenpreising das Vorhaben einer größeren privat betriebenen Biogas-Anlage mit Nahwärmeversorgung Gestalt an. Beide Gemeinden haben offenbar gemeinsam Interesse, die Sempt, die sowohl durch Berglern als auch durch Langenpreising fließt, energietechnisch zu nutzen. Hier macht Berglern den Vorreiter und hat eine Besichtigungsfahrt angesetzt. Die Nachbargemeinde war durch Gemeinderat Peter Deimel vertreten.

Berglern macht Druck

Langenpreising wiederum hat einen kaum zu überschätzenden Vorteil: Die Gemeinde besitzt ein eigenes Elektrizitätsversorgungsunternehmen und ist im Besitz des Verteilernetzes. Der Rat der Gemeinde Berg­lern macht jedenfalls weiter Druck: Einstimmig beschloss er, das Vorhaben eines Wasserkraftwerks an der Sempt weiter zu verfolgen.

Dieser Grundsatzbeschluss gibt Bürgermeister Herbert Knur die Möglichkeit, die Planung weiter zu treiben. Die Gemeinde steht hier noch ganz am Anfang, aber Knur warnte: „Die Förderung für Wasserkraftanlagen ist nicht dauerhaft gesichert.“ Deshalb ist ernsthaft geplant, noch in diesem Jahr das gesamte Genehmigungsverfahren für diese Wasserkraftanlage zu durchlaufen. Schon jetzt steht fest, dass es sich um eine sogenannte Schneckenanlage handeln wird. Das geht aus den Ergebnissen der Informationsfahrt hervor, bei der die Delegation aus den beiden Gemeinden die Erfahrung gemacht haben, dass keinerlei Lärmbelästigung davon ausgeht, eine Belastung für die Anwohner unmittelbar an der Sempt also ausgeschlossen werden kann. In Langenpreising ist es Gemeinderat Peter Deimel (Freie Wähler), der das Thema voran treibt.

Der Namensvetter des ersten Bürgermeisters setzt sich vor allem für eine größere Photovoltaik-Anlage auf der Kläranlage ein, einem Stromfresser in der Gemeinde wegen der vielen in ihr betriebenen Pumpen. Er hat eine umfassende Vorlage erarbeitet, aus der hervor geht, dass diese Anlage große Teile des in der Kläranlage verbrauchten Stroms produzieren könnte, was langfristig die Wirtschaftlichkeit erhöhen kann. Aber sowohl in Berglern als auch in Langenpreising gibt es noch behördlichen Widerstand gegen diese Projekte. Die Kläranlage Langenpreising liegt im Außenbereich, die Errichtung eines Pultdaches für eine solche Anlage ist darum baurechtlich problematisch. In Berglern lehnt die untere Naturschutzbehörde das Vorhaben komplett ab. Die Gemeinde will aber nicht aufgeben, sondern bei der Begründung nachlegen. Es handelt sich nach der Rechtsauffassung der Gemeinde und des Planers um eine sogenannte Konversionsfläche, weil dort eben mal eine Industrieanlage gestanden hat. Damit wird nicht etwa neue Fläche in Anspruch genommen. Immerhin hat die Gemeinde für das ehrgeizige Vorhaben auch die Rückendeckung anderer Behörden bekommen, und zwar bis hinauf zur höheren Landesplanungsbehörde, die keinen grundsätzlichen Widerstand angemeldet hat, obwohl das Grundstück recht weit außerhalb bebauter Bereiche liegt, das immer wieder bemühte „Anbindungsgebot“ also sonst ein Problem darstellen könnte. Allerdings hat auch hier Fukushima das Denken in den Ministerien verändert: Die Gewinnung regenerativer Energien ist in den Zielkatalog der Landesplanung aufgenommen. Im Norden des Landkreises Erding geht man hier voran. sy

Artikel vom 13.10.2011
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