Das Alten- und Servicezentrum Altstadt wird 30 Jahre

Altstadt · Altenteil? Niemals!

Christine Kellner, Doris Gronegger und Karl-Heinz Ebhardt sind bei der Jubiläumswoche im ASZ Altstadt ab 17. Oktober dabei.	Foto: scy

Christine Kellner, Doris Gronegger und Karl-Heinz Ebhardt sind bei der Jubiläumswoche im ASZ Altstadt ab 17. Oktober dabei. Foto: scy

Altstadt · Kommt überhaupt nicht in Frage, sich aufs Altenteil abschieben zu lassen. »Wir Alten vergraben uns nicht in unseren Häusern, sondern gehen raus«, sagt die 81-jährige Doris Gronegger. »Wir sind aktiv und wollen es auch bleiben«, bekräftigt Karl-Heinz Ebhardt, 68 Jahre alt.

Gemeinsam haben beide nicht nur die Lebensfreude, die aus ihren Gesichtern strahlt, sondern auch, dass sie regelmäßig im Alten- und Servicezentrum (ASZ) Altstadt zu finden sind und sich dort engagieren. Eine ebenso beliebte wie etablierte Institution für Menschen zwischen 60 und 99 Jahren, rund 110 Besucher kommen täglich, über 3.000 im Monat. Und bald wird gefeiert: Das ASZ Altstadt besteht inzwischen seit 30 Jahren und lädt deswegen ab 17. Oktober zu einer Jubiläumswoche. »Wer sagt denn, dass Altern automatisch Krankheit und Gebrechlichkeit bedeutet«, so ASZ-Leiterin Christine Kellner. Älter werden habe viele Facetten und die könnten im ASZ gelebt werden. »Wir wollen zeigen, dass man auch auf positive Weise altern kann.«

Gut, die Knochen sind vielleicht nicht mehr so in Schuss, mal zwickt es da, mal zwickt es dort, aber deshalb muss die Lebensqualität noch lange nicht leiden. »Es gibt natürlich auch manchmal das Scheußliche, das muss man halt akzeptieren«, meint Doris Gronegger. »Aber wichtig ist, sich niemals aufzugeben.« Gemeinschaft ist wichtig, sie gibt Halt. Auch das bietet das ASZ Altstadt. »Hier findet man schnell Gleichgesinnte«, berichtet Karl-Heinz Ebhardt, der seit acht Jahren täglich aus dem Westend an den Sebastiansplatz fährt. »Das Haus ist sehr offen, es ist wie in einer großen Familie. Nirgendwo sonst ist es so schön. Wenn ich morgens aufwache, dann kann ich es kaum erwarten, hierher zu kommen.« Der aktive Rentner nutzt nicht nur das Kursangebot, sondern bringt sich auch als Helfer mit ein. »Er ist die gute Seele der Cafeteria«, sagt Christine Kellner lächelnd. Und auch Doris Gronegger hilft mal dort, mal da mit, Unterstützung wird verstärkt gebraucht, seit keine Zivildienstleistenden mehr kommen. »Ist doch selbstverständlich, dass ich mich anbiete. Auch wir Alten können helfen und müssen uns nicht nur helfen lassen«, sagt die Seniorin.

Wer raus will aus den eigenen vier Wänden, auf den wartet ein großes Angebot. Im Programm findet sich etwas für jeden Geschmack: Unter anderem werden Sprachkurse in Italienisch und Englisch angeboten, Kreatives Malen, Qi Gong, Yoga, Walking- und Wandergruppen, Nähkurse, Feldenkrais und auch Internet- und PC-Kurse. Doris Gronegger hat schon viel über Computernutzung gelernt. Man wolle ja schließlich nicht stehen, sondern weiter am Ball bleiben. »Heutzutage gehört der Computer nun mal zum Leben dazu.« Wer nicht gleich Kurse buchen, sondern erstmal reinschnuppern will, der kann zu einem gemeinsamen Frühstück in kleiner Runde vorbei kommen, das von einer Fachkraft begleitet wird. Das nächste Treffen dieser Art findet am Dienstag, 25. Oktober, um 10.30 Uhr statt, Anmeldung ist erforderlich.

Infos während der Jubiläumswoche

Eine gute Möglichkeit, sich zu informieren, bietet natürlich auch die Jubiläumswoche. Am Montag, 17. Oktober, zum Auftakt, gibt es beispielsweise ab 13 Uhr Jubiläumswaffeln in der Cafeteria. Spiele auf der Kegelbahn werden am Dienstag, 18. Oktober, ab 14 Uhr angeboten, Informationen zum Thema »Mobiler Helferkreis« gibt es am Donnerstag, 20. Oktober, um 14 Uhr, am Freitag, 21. Oktober, findet um 11.30 Uhr eine Frage- und Antwortstunde rund um aktuelle PC-Trends statt. »Jeder, der Lust hat, ist herzlich willkommen«, sagt Christine Kellner. Und: »Über Neulinge freuen wir uns immer.« Doch es geht nicht nur um Freizeitspaß, um die leichte Seite des Lebens. Auch und gerade ältere Menschen, die in Krisen stecken, dürfen sich jederzeit an das ASZ Altstadt wenden. Beratungen werden von den Sozialpädagoginnen angeboten, auch in rechtlichen Fragen gibt es Ansprechpartner und der so genannte Freitagstreff ist ein Angebot für Ältere, die sich häufig niedergeschlagen und einsam fühlen und unter Stimmungsschwankungen leiden.

Das ASZ Altstadt ist eines von 32 seiner Art im Stadtgebiet München, als einziges aber mit dem Arbeiter-Samariter-Bund als betriebsführendem Verband. Im Jahr 1981 wurde in zentraler Lage am Sebastiansplatz 12 ein Gebäude des sozialen Wohnungsbaus errichtet, die Erdgeschossräume bezog das ASZ. »Die Einrichtung wurde von Anfang an sehr gut angenommen«, berichtet Kellner. Die Besucher kommen damals wie heute aus verschiedenen Stadtteilen. »Viele verknüpfen einen Ausflug in die Innenstadt mit einem Besuch bei uns.« Das Angebot war immer schon sehr vielseitig und vor allem der Zeit manchmal einen Schritt voraus.

Mit neuen Ideen experimentieren

»Wir haben immer wieder Mut, mit neuen Ideen zu experimentieren«, so Kellner. Beispielsweise stand Qi Gong bereits im Programm, lange bevor es populär wurde. »Das befremdete erstmal.« Die Anmeldungen liefen schleppend. Doch dann kam der Boom: »Und er hält bis heute an.« Die einst beliebten Singkreise sind inzwischen weniger gefragt, hingegen ist das Interesse an den PC-Kursen weiter steigend. In den vergangenen Jahren dazu gekommen sind auch Angebote für ältere Migranten. »Früher hatte man die Migranten im ASZ noch nicht im Blickfeld, da sie noch mitten im Arbeitsleben standen«, so Kellner.

Für die Zukunft des ASZ Altstadt ist sicher weiterhin eine wachsende Besucherzahl zu erwarten. Doch wann ist man eigentlich alt? »Ich bin überzeugt, es verzögert den Alterungsprozess und auch den Eintritt ins Altersheim, wenn man nach draußen geht und sich nicht vergräbt«, sagt Kellner. »Hier im ASZ können sich Menschen so lange wie möglich geistig und körperlich fit halten.« Doris Gronegger und Karl-Heinz Ebhardt nicken. »Na, und ob«, sagen sie und lachen. Das ASZ Altstadt, Sebastiansplatz 12, hat von Montag bis Donnerstag jeweils von 9.30 bis 17.30 Uhr und Freitag von 9.30 bis 15.00 Uhr geöffnet. Weitere Informationen unter Tel. 26 40 46 oder im Internet unter www.asz-altstadt.de. Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 11.10.2011
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