Grüne wollen Photovoltaik auf den Dächern der Gemeinde

Haar · Haar als Solarpark

Die Grünen-Gemeinderäte Werner Kozlik (links) und Mike Seckinger beantragten, die 50 größten Dächer in der Gemeinde für Solaranlagen zu pachten.	Foto: ikb

Die Grünen-Gemeinderäte Werner Kozlik (links) und Mike Seckinger beantragten, die 50 größten Dächer in der Gemeinde für Solaranlagen zu pachten. Foto: ikb

Haar · »Das erste Echo ist ziemlich positiv, es sind etliche interessante Kontakte geknüpft worden«, kommentierte Bürgermeister Helmut Dworzak (SPD) die bis dato vorliegenden Ergebnisse einer Umfrage der Verwaltung.

Hintergrund ist das Ansinnen der zweiköpfigen Grünen-Fraktion im Plenum, bestehend aus Mike Seckinger und Werner Kozlik, das Interesse für eine Solarnutzung bei den Eigentümern der 50 größten geeigneten Dächer zu prüfen. Die Kommunalpolitiker nahmen den Zwischenbericht erfreut zur Kenntnis, ein Beschluss im Gremium wird dann gefällt, wenn die endgültigen Ergebnisse samt Resümee vorliegen.

Die verblüffend einfache Idee des Grünen-Duos: Die Kommune könnte die Dachflächen von Privat- und Firmengebäuden pachten, um Photovoltaik (PV)-Anlagen zu installieren. »Die Eigentümer würde das keinen einzigen Cent kosten, im Gegenteil, sie könnten Geld verdienen, wenn die Voraussetzungen wie beispielsweise die Statik des Hauses stimmt«, betonte Seckinger. Freilich könnten Besitzer wegen der Handwerkerarbeiten eventuell abgeneigt sein. Diplom-Psychologe Seckinger hat errechnet, dass mit PV-Einrichtungen auf den 50 größten Dächern in der knapp 20.000 Einwohner zählenden Kleinstadt »der Strombedarf von rund 4.500 Personen gedeckt werden könnte, was in etwa 23 Prozent des in Haar benötigten Stroms entspricht«. Verbunden mit der Initiative ist der Auftrag an die Fachleute im Rathaus, einen Musterpachtvertrag auszuarbeiten, wobei auch Versicherungsfragen zu berücksichtigen sind, sowie ein Verhandlungskonzept zu entwerfen. Auch die Rechtsform für den Betrieb der gemeindlichen Anlagen soll untersucht werden.

Kozlik erläuterte im Gemeinderat die Idee an Hand des Beispiels Landkreis Rosenheim: »Zwölf Kommunen von der Größe wie etwa Haar erzeugen dort bis zu 60 Prozent ihrer benötigten Energie mit PV-Anlagen. Die Sache scheint also zu funktionieren.« Sein Kollege Seckinger dankte explizit Umweltreferent Michael von Ferrari und seinen Mitarbeitern »für die aktive Aufnahme und Prüfung des Antrags«: »Wir warten gespannt, was von Ferrari in der Umfrage zu hören bekommt.« Die Spannung dürfte jedoch noch einige Monate anhalten, denn die Eigentümerversammlungen privater Wohnanlagen, die eine Umsetzung absegnen müssen, finden bis ins Frühjahr 2012 statt. Doch die ersten Ansätze sind positiv: »Die Einstellung vieler Bürger in Sachen Photovoltaik hat sich geändert. Bei Hausverwaltungen wie auch bei privaten Besitzern stoßen wir teilweise auf offene Ohren. Wir sind auf einem guten Weg, wann aber die genaue Auswertung mit anschließender Beratung im Gemeinderat erfolgen kann, ist momentan nicht abschätzbar«, so von Ferrari.

Bislang hat die Verwaltung 27 Briefe an die Eigentümer besagter 50 Dächer verschickt. Sechs Antworten gingen bis dato ein, zwei davon haben zwischenzeitlich bereits selbst in PV-Anlagen investiert, einer plant dies, bei einem Befragten geht die Installation aus statischen Gründen nicht und »einer hat kein Interesse an einer Verpachtung. Ein Eigentümer, der eines der größten Dächer in Haar besitzt, wäre für eine Verpachtung offen, vorbehaltlich aller dafür notwendigen Prüfungen«, so der Bürgermeister bei der jüngsten Tagung. Auf dieser Fläche ließen sich »laut Kataster eine Anlage mit 138 KW Leistung erzielen«, erklärte Dworzak. Zum Vergleich: Die auf einem 3,8 Hektar großen Areal angelegten Freiflächen-Solarmodule im Ortsteil Salmdorf haben eine Leistung von etwas mehr als 1.000 KW.

Laut Angaben des kommunalen Betriebs Stromversorgung Haar (SVH) sind derzeit 100 PV-Anlagen in der Gemeinde am Netz. Diese haben eine Leistung von rund 2.400 KW, davon entfallen rund 43 Prozent auf die Anlage in Salmdorf. Zur möglichen Rechtsform des Betriebs der neuen PV-Anlagen mit »Anbindung in einer gemeinnützigen Unterstiftung an die Bürgerstiftung Haar« hieß es im Rathaus: Die Verantwortlichen der Bürgerstiftung »können sich nicht vorstellen, dass sie als Betreiber von Anlagen agieren«. Schmunzelnd ergänzte der Gemeindechef: »Gelder nimmt sie natürlich gern entgegen.« Ebenso besteht an einer Anbindung an die SVH kein Interesse, »da die SVH sich weder personell noch finanziell in der Lage sehen, Dächern zu pachten und dort Anlagen zu betreiben.« CSU-Fraktionschef Thomas Reichel fasste bezüglich Bürgerstiftung die allgemeine Auffassung der Räte zusammen: »Eine Verquickung und Verknüpfung mit der Bürgerstiftung gefällt mir nicht. Spenden sollten grundsätzlich privat erfolgen.« Dem stimmte auch Dworzak zu: »Irgendwo ist ein Ende, man muss die Sache eingrenzen.« ikb

Artikel vom 04.10.2011
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