Seit 25 Jahren gehen die Haarer mit Wuttke sicher in Rente

Haar · Berater fürs Leben

Bürgermeister Helmut Dworzak bedankt sich bei Hans-Jürgen Wuttke für 25 Jahre Rentenberatung der Haarer Bürger.	Foto: ikb

Bürgermeister Helmut Dworzak bedankt sich bei Hans-Jürgen Wuttke für 25 Jahre Rentenberatung der Haarer Bürger. Foto: ikb

Haar · Probleme oder Fragen zu Altersrente mit 63, 65 oder 67 Jahren, zur Hinterbliebenen- oder Witwenrente, zur Kontenklärung der Deutschen Rentenversicherung (DRV), zur Riester-Rente oder zu Erwerbsminderungen? In Haar ist das kein Problem: Hans-Jürgen Wuttke weiß stets Rat. Und zwar seit 25 Jahren als »Helfer in der Nachbarschaft« für alle Versicherten und Rentner.

Für ein Vierteljahrhundert ehrenamtliche Beratung ehrte jetzt Bürgermeister Helmut Dworzak mit einem flüssigen Präsent den umtriebigen 68-Jährigen, der sich seit Anfang 2009 keineswegs dem Ruhestand hingeben will. Welch exzellenter Fachmann Wuttke ist, beweist der Fakt, dass es von der DRV-Zentrale in Berlin noch an keinem von ihm bearbeiteten Antrag etwas zu korrigieren gab, geschweige denn die Formulare abgelehnt und zurückgeschickt wurden. »Ich kann es nicht ab, meine Schuhe unter den Tisch zu stellen, ich mache weiter«, verspricht der Experte schmunzelnd, der bei einer Versicherung beruflich tätig war, viele Verhandlungen führen musste und deshalb oft auf Dienstreisen unterwegs war. »Da muss man stets hellwach sein und genau aufpassen«. Diese Fähigkeit benötigt Wuttke auch bei seinen Beratungen, denn oft kommt es auf die Details an.

Die Initiative zur monatlichen Beratung vor Ort – »jedes Mal kommen sechs bis acht Leute« – stammt von Wuttke selbst, der bis 1995 in Haar gelebt hat, heute in Dingolfing wohnt und auch dort regelmäßige Sprechstunden abhält. Nach einem Gespräch mit dem damaligen Haarer Gemeindechef Hans Wehrberger starteten im September 1986 die Beratungsrunden. Bis dato kamen etwa 1.200 Stunden ­Gespräche zusammen, mit mehr als 2.100 Personen gab es Kontakt, exakt 945 Rentenanträge füllte Wuttke aus. Letztere Zahl wirkt auf Sicht von 25 Jahren fast ein wenig gering, umgerechnet auf jeden Beratungstermin im Sozialamt sind es aber beachtliche drei fix und fertig bearbeitete Formularbögen, an denen die finanzielle Zukunftsabsicherung der Hilfesuchenden hängt. Aber wie wird man eigentlich Versichertenberater? Rentner und Versicherte »verwalten sich selbst«, wählen alle sechs Jahre ihre Vertreter, die wiederum die ­Versichertenberater wählen. Folglich sind sie das Bindeglied zwischen Verwaltung und Bürgern. Und: Wuttke ist Vorsitzender der im März in Sauerlach gegründeten Rentnergewerkschaft Deutsch­lands.

Bei der »Tagesarbeit« bemüht sich Wuttke stets, seine »praktischen Erfahrungen weiterzugeben. Und man muss das Sozialgesetzbuch kennen. So versuche ich alle Möglichkeiten auszuschöpfen und gebe auch Tipps bei den Formulierungen. Vor allem ist es wichtig frühzeitig zu kommen, um planen zu können, nicht erst kurz vor dem Rentenbeginn«, betont er. »So vermeidet man böse Überraschungen, kann man die Punktebewertung genau checken, denn da gibt es Finessen, die kennt der Normalbürger nicht«. Daher freut es den Berater, dass »sich immer mehr Jüngere melden«. Noch heute kennt fast jeder den berühmten Ausspruch »Die Renten sind sicher« von Norbert Blüm. »Ja, der Blüm war ja so trickreich. Richtig, die Renten sind sicher. Bloß die Höhe der Renten ist nicht sicher«, erläutert lächelnd Wuttke. Zum »großen Ganzen« hat er auch einiges zu sagen: »0,99 Prozent, die letzte Rentenerhöhung, das war schon ein Tiefschlag. Dass sich die Leute so etwas gefallen lassen. Da bin ich auch von den etablierten Gewerkschaften enttäuscht, dass die sich nicht gewehrt haben«. Zur Renteninformation, die die Bürger alle zwei Jahre erhalten: »Der mittlere Betrag, die Höhe der künftigen Regelaltersrente, ist der realistische Wert. Die Hochrechnung, der dritte Betrag, was zu erwarten wäre, das ist doch Schönrechnerei, das kann doch keiner vorhersehen«. Den jüngsten TV-Talk-Auftritt von Arbeitsministerin Ursula von der Leyen kritisiert Wuttke so: »Sagt die doch glatt, die durchschnittliche Rente der Frauen hierzulande beträgt 1.100 Euro, und die der Männer 1.500 Euro. Richtig ist: Bei Frauen sind’s etwa 600 Euro, Männer erhalten durchschnittlich rund 1.110 Euro.« Das leitet über zum Problem Altersarmut. »Die 400-Euro-Jobber sind die Armutsrentner von morgen«, konstatiert Wuttke. Gemeindeoberhaupt Dworzak zur Sache: »Das Problem der Altersarmut tritt auch in Haar nicht offen auf. Erst in den vier Wänden der Betroffenen wird es manchmal sichtbar«.

Um sich rechtzeitig auf den Ruhestand vorzubereiten, gibt’s auch künftig die monatlichen Sprechstunden für eine Rentenberatung, und zwar jeweils mittwochs von 15 bis 18 Uhr, am 12. Oktober, 9. November und 7. Dezember im Rathaus an der Bahnhofstraße. Eine Anmeldung im Sozialamt unter Tel. 4 60 02-2 07, -2 08, -2 09, -2 12 oder E-Mail sozialamt@gemeinde-haar.de ist erforderlich. ikb

Artikel vom 26.09.2011
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