Bezirksausschuss 16: Stadt soll geeignete Dachflächen pachten

Ramersdorf/Perlach · Energie vom Dach

Auf immer mehr Dächern in und um München herum befinden sich Photovoltaik-Anlagen.	Foto: ar

Auf immer mehr Dächern in und um München herum befinden sich Photovoltaik-Anlagen. Foto: ar

Ramersdorf/Perlach · Alternative Stromerzeugung ist nicht erst seit Fukushima ein drängendes Thema. Neben Wind und Wasser wird auch vermehrt die Kraft der Sonne genutzt.

Ramersdorf/Perlach · Alternative Stromerzeugung ist nicht erst seit Fukushima ein drängendes Thema. Neben Wind und Wasser wird auch vermehrt die Kraft der Sonne genutzt.

Für die Nutzung von Solarenergie sollte Ramersdorf-Perlach beispielgebend sein, findet Guido Bucholtz (Bündnis 90/Die Grünen), ­unterstützt vom Bezirksausschuss Ramersdorf Perlach (BA 16). Viele Wohnanlagen in Neuperlach-Süd haben Flachdächer, die zur Installation von Photovoltaik-Anlagen (PV-Anlagen) geeignet scheinen. Beispielsweise verfüge die »WSB-Wohnanlage am Gustav-Heinemann-Ring 220-250 über sehr große freie Flächen auf dem Flachdach, die nach noch durchzuführender Prüfung für die Montage eventuell geeignet sind«, erklärte Bucholtz in seinem Antrag. Das könne auch auf anderen vergleichbaren Dächern möglich sein. Die Stadt solle daher mit den Wohnungsbaugesellschaften in München eine solche ­Nutzung diskutieren, unter Einbeziehung des BA 16.

Sein Vorschlag bescherte Bucholtz Zustimmung, aber auch erschreckte Gegenwehr: »Wer löscht die PV-Anlagen, wenn sie brennen? Die Feuerwehrleute sind dabei in größter Gefahr und lassen Häuser runterbrennen«, kam es aus dem Gremium. Seit Jahren werde diese Auffassung in Fachzeitungen widerlegt, hielt Otto Schlichtmeier (DaCG) dagegen. Die Feuerwehr gibt ihm Recht: »Diese Angst ist völliger Quatsch!«, so Hauptbrandmeister Karl Pieterek, der Pressesprecher der Münchner Feuerwehr, auf Anfrage des Südost-Kuriers. »Dann dürften wir gar kein Haus mehr löschen, weil dort auch Leitungen verlegt sind, in denen Strom fließt. Die Feuerwehrleute lernen in ihrer Grundausbildung das Verhalten beim Löschen elektrischer Anlagen. Nichts anderes ist eine PV-Anlage. Halten sie den erforderlichen Sicherheitsabstand zwischen Löschstrahl und Brandquelle ein, besteht keine besondere Gefahr«, erklärt Pieterek. Wünschenswert wäre allerdings eine Kennzeichnung, ob und wo sich im Gebäude eine PV-Anlage befinde, um sie im Brandfall abschalten zu können. »Mir ist kein einziger dokumentierter Fall bekannt, bei dem eine PV-Anlage vom Dach abgerutscht wäre und einen Feuerwehr-Mann verletzt hätte«, widerlegt er eine andere weit verbreitete Angst. Außerdem fiele ein zusammenkrachender Dachstuhl in der Regel nach innen. »Ich persönlich halte eine Propangasflasche in einer Werkstatt im Brandfall für viel gefährlicher als eine PV-Anlage!«

Auch ohne diese Erklärungen stimmte der BA nach längerer Diskussion dem Antrag von Bucholtz zu. Dieser fordert die Stadt auf, gegebenenfalls entsprechende Dachflächen zu pachten und dafür Musterpachtverträge zu erstellen, ähnlich wie vor Kurzem vom Gemeinderat in Haar beantragt (wir berichteten im Südost- Kurier). Sie soll die Voraussetzungen für Fördergelder – gemäß Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) – prüfen sowie unter anderem eine Kostenschätzung für Anlagen, Versicherungen erstellen. Eine Kostenbeteiligung von Mietern soll geprüft werden.

Vor allem solle bei der geplanten Wohn- und Ge­werbebauten in der Carl-Wery-Straße PV-Anlagen berücksichtigt werden. Das scheint aber nicht mehr nötig zu sein. Da die GWG München inzwischen bei jeder anstehenden Dachsanierung die Gebäude bei entsprechender Eignung mit Solaranlagen ausstattet und betreibt, wie ihr Pressesprecher Michael Schmitt erklärt. Bei Gebäuden der GEWOFAG sind inzwischen 13.650 Quadratmeter Dachfläche mit Photovoltaikanlagen ausgestattet. Die Dachflächen stelle sie gegen Entgelt Dritten zur Verfügung, erklärt Sabine Sommer, die GEWOFAG-Pressesprecherin. Der erzeugte Strom wird in das öffentliche Netz der Stadtwerke München eingespeist. Auch die WSB ist offen gegenüber Photovoltaik-Anlagen, wie die bevorstehende Installation einer Solaranlage in einer WSB- Wohnanlage in Moosach zeigt. Pressesprecher Günther Glasner betont aber, interessant sei die Sache nur bei Sanierungen oder Neubauten. Sinnvoll hält er nur eine Einspeisung des erzeugten Stroms ins öffentliche Netz. Bei Eigenverbrauch würden zusätzliche Kosten für die Stromabrechnung entstehen. Angela Boschert

Artikel vom 20.09.2011
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