Zukünftiger Kinderlärm stoppt Bau einer Betreuungseinrichtung

Trudering · Klage gegen Krippe

Fehlende Kinderbetreuungsplätze sind ein Problem. In Trudering beträgt die Auslastungsquote bei Krippen lediglich 24,5 Prozent.	Foto: mst

Fehlende Kinderbetreuungsplätze sind ein Problem. In Trudering beträgt die Auslastungsquote bei Krippen lediglich 24,5 Prozent. Foto: mst

Trudering · Der Start ins neue Krippenjahr beginnt in Trudering unter schlechten Vorzeichen: Wegen einer Klage von Anwohnern über den zu erwartenden Lärm beim Bring- und Holverkehr rückt der Bau einer neuen Zwergerleinrichtung in der Helgastraße in weite Ferne.

Bei einem Ortstermin in der kleinen, in einem Wohngebiet gelegenen Straße hatte die Richterin Verständnis für die Beschwerden gezeigt und den Bau der Krippe vorerst gestoppt. Das Verfahren läuft. Auch sonst ist es mit der Versorgungslage in dem Bereich im Stadtviertel nicht zum Besten bestellt: Nach Angaben von Monika Niedermayer, Sprecherin des Münchner Referats für Bildung und Sport, Abteilung Kindertagesstätten, beträgt die Auslastungsquote bei Krippen dort lediglich 24,5 Prozent.

Angestrebt sind jedoch 44 Prozent – gemäß den Vorgaben des Bundes. »Fehlende Krippenplätze sind ein Problem – allerdings nicht nur in Trudering, sondern in fast ganz München«, teilt die Behördensprecherin auf Anfrage mit. Dass die zwischen Null- und Dreijährigen in dem Stadtviertel mit über 60.000 Einwohnern Schlange stehen, bestätigt Irina Dimou, Leiterin der Krippe »Dorothee‘s Däumling« in Kirchtrudering. Alle 24 Plätze der seit 2008 bestehenden Einrichtung sind belegt, es gibt lange Wartelisten. »Im laufenden Jahr einen Platz zu bekommen, ist nahezu aussichtslos«, umreißt Dimou die Problemlage. Nicht anders sieht es bei der ebenfalls in privater Trägerschaft befindlichen Krippe und Kindertagesstätte »Die kleinen Piraten« Am Moosfeld aus. Alle 76 Plätze der sechsgruppigen Einrichtung mit 18 Erzieherinnen sind voll, »die Auslastung ist bestens«, schildert Leiterin Julia Heise.

Einen »strategischen« Vorteil besitzt das Haus allerdings: Da es nahe dem Gewerbegebiet am Stahlgruber liegt und sich nur auf einer Seite der Straße Wohnhäuser befinden, gibt es auch keine Klagen von Anwohnern. Hinzu kommt, dass die 2009 errichtete Krippe über einen großen Parkplatz verfügt und in der Nähe der U- und S-Bahn liegt. »Viele Eltern kommen aus der näheren Umgebung und bringen ihre Kinder zu Fuß«, schildert Heise. Beeinträchtigungen durch den Hol- und Bringverkehr seien bei ihr kein Thema. Was tun, wenn Anwohner beim Neubau einer Krippe auf die Barrikaden gehen und mit allen Mitteln versuchen, das Vorhaben zu stoppen? Für die Leiterin des Bezirksausschusses Trudering-Riem (BA 15), Stephanie Hentschel (CSU), ist dies eine Frage der Abwägung. Einerseits könne sie es verstehen, wenn vor allem ältere oder ruhebedürftige Leute, die sich in einem Wohngebiet ein Eigenheim gekauft haben, keine solche »Störungen« dulden wollen.

Andererseits sei dem Zwang von berufstätigen Eltern, ihre Kinder während der Arbeitszeit unterbringen zu müssen, eine größere Priorität einzuräumen. »Wenn Neubauprojekte anstehen, machen wir immer eine Sachstandsabwägung«, erläutert Hentschel. »Wir denken aber letztlich, dass die Not der Eltern größer ist.« Die weit verbreitete Ansicht, bei den Protesten handle es sich um einen Ausdruck von Kinderfeindlichkeit, hält die Stadtteilchefin für falsch: »Das hat damit nichts zu tun. Man kann die Anwohner auch verstehen.« Während sich die Betreuungssituation für die Allerkleinsten problematisch darstellt, rangiert der Bezirk in puncto Kindergarten im Mittelfeld. Die Auslastung beträgt Niedermayer zufolge 83,6 Prozent – ein ansehnliches Ergebnis.

Sehr viel besser könnte die Hortsituation und die Mittags- und Ganztagesbetreuung von Schulkindern sein: Hier sind es nur 58,7 Prozent, die einen Platz haben. Niedermayer: »Wir streben in diesem Bereich eine Quote von mindestens 80 Prozent an.« mst

Artikel vom 20.09.2011
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