Antik-Zentrum wird abgerissen – kein neues Domizil in Sicht

Berg am Laim · Ausrangiert?

Antiquitätenfans Jackey Rocher, Peko, seine Frau Dany und Ulrike Pasler (von links) sind traurig über das baldige Ende des Antik-Zentrums in der Baumkirchner Straße (rechts). Hier gehen die Lichter bald ganz aus.	Fotos: js

Antiquitätenfans Jackey Rocher, Peko, seine Frau Dany und Ulrike Pasler (von links) sind traurig über das baldige Ende des Antik-Zentrums in der Baumkirchner Straße (rechts). Hier gehen die Lichter bald ganz aus. Fotos: js

Berg am Laim · Noch sitzen Jackey Rocher und Dominique Geigenberger nach Feierabend vor dem Antik-Zentrum in der Baumkirchner Straße 57 gemütlich bei einem Glas Rotwein. Doch damit ist bald Schluss: Die 14 Händler müssen bis Ende Oktober raus.

Das ehemalige Hauptverwaltungsgebäude der Bahn samt den dahinter liegenden Lokwerkstätten wird abgerissen. Nach einem neuen Objekt hat die Sammlergemeinschaft bislang vergeblich gesucht. »Für uns ist in München kein Platz mehr«, klagt Ulrike Pasler, die asiatische Antiquitäten ausstellt und verkauft. In wenigen Wochen wird das letzte Antikhaus der Stadt einem Supermarkt weichen. Die Künstler im Obergeschoss seien bereits ausgezogen, berichtet Rocher, die sich auf französische Metallbetten aus vergangenen Jahrhunderten spezialisiert hat.

Seit elf Jahren können in dem Gebäude auf rund 3.000 Quadratmetern Einrichtungsgegenstände aus verschiedenen Epochen bestaunt und erworben werden. Der Mann mit dem ausladenden Schnauzbart im Stil von Kaiser Wilhelm, dessen Künstlername Peko ist, beschäftigt sich etwa mit alten Radios. »Die Geräte stammen aus den 1920er- und 1930er-Jahren und funktionieren alle«, erklärt er. Roland Ljubicic, der Hauptmieter des Hauses, sammelt Schreibtische. Finden können Liebhaber vergangener Wohnkulturen in dem Haus Biedermeierschränke und Jugendstilgarderoben, samtbezogene Kanapees und kunstvoll verzierte Kronleuchter. »Das ist eine Rarität«, sagt Rocher und deutet auf einen sogenannten Confidant, einen Zweisitzer, bei dem die Sessel einander gegenüber stehen und über die Armlehne miteinander verbunden sind. Viele der Möbel sind restauriert, im Haus gibt es sogar eine eigene Polsterei. Auch Skurriles ist zu sehen, etwa ein komplett eingerichteter Kaufladen aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts, der nur im Ganzen erstanden werden kann, oder eine voll ausgestattete Apotheke inklusive Skelett.

Schon seit 20 Jahren in Berg am Laim

In Berg am Laim ansässig ist das Antik-Zentrum schon seit fast 20 Jahren, vor ihrer Zeit in der Baumkirchner Straße residierten die Sammler in einem ehemaligen Autohaus in der Neusser Straße. Davor wiederum hatten sie ihr Domizil in der Kirchenstraße in Haidhausen. Stets waren sie in Gebäuden untergebracht, bei denen der Abriss bereits beschlossene Sache war. Doch diesmal konnte keine Alternative gefunden werden. »Dabei stehen viele Gebäude leer«, sagt Rocher. Versucht habe man etwa, Räume im ehemaligen Zollamt am Ostbahnhof zu bekommen, jedoch wollen die Behörden die Immobilie nicht vermieten. »Wir brauchen ganz dringend etwas Neues«, mahnt Pasler. Rocher hat bereits eine Scheune in Niederbayern gefunden, in der sie ihre Schätze vorübergehend einlagern wird. Aufgeben wollen die Sammler nicht. Julia Stark

Artikel vom 20.09.2011
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