Bridgeclub Schwabing: nur ein Spiel für ältere Damen?

Schwabing · Denken am Abend

Michael Böger (r.) und Gerhard Thurn bei einem Turnier in der Bridgeresidenz. Der Bridgeclub Schwabing trifft sich dort jeden Mittwochabend.	Foto: js

Michael Böger (r.) und Gerhard Thurn bei einem Turnier in der Bridgeresidenz. Der Bridgeclub Schwabing trifft sich dort jeden Mittwochabend. Foto: js

Schwabing · »Unser Verein ist der kleinste, hat aber den schönsten Namen«, sagt Margarete Steinmetz, Mitglied des Vorstands im »Bridgeclub Schwabing«. Gegründet wurde der Verein in den 1950ern, erste Spielstätte war ein Kellerlokal am Karolinenplatz.

Damals sei den Initiatoren bei der Benennung die Bedeutung des Stadtteils für München noch gar nicht bewusst gewesen, so Steinmetz. Auch heute noch stammen einige wenige Mitglieder aus dem Viertel. Bis vor rund drei Jahren fanden die Treffen des Clubs an der Amalienstraße statt. Gespielt wurde dort in einem privaten Saal. Allerdings ist der Raum nicht mit den nötigen Utensilien, wie etwa den sogenannten Bidding Boxen, in denen spezielle Zusatzkarten aufbewahrt werden, ausgestattet gewesen. Daher hat der Verein dann seine Zusammenkünfte in die Bridgeresidenz an der Sckellstraße 6, am Bayerischen Landtag, verlagert. Dort sei das Spielen einfacher, die Ergebnisse könnten sogar mit dem Computer erfasst werden, sagt Margarete Steinmetz.

Wie viele Mitglieder der Verein zählt, will sie nicht verraten: »Wir sind nur noch ganz wenige.« Nachwuchs gebe es in den meisten Clubs kaum, Bridge werde oft von älteren Damen betrieben: »Dieses Klischee stimmt tatsächlich.« Doch auch Männer fasziniert das Spiel, bei dem französische Karten verwendet werden, es aber nicht auf ein gutes Blatt, sondern auf Strategie ankommt. Einer von ihnen ist der Schwabinger Michael Böger aus der Friedrichstraße. Er ist bereits seit 15 Jahren Mitglied im Bridgeclub. Was ihm an dem Spiel so gut gefällt? »Man kann nach Feierabend ein bisschen denken«, sagt er und vertieft sich in seine Karten. Mehr erzählen will er nicht. Das würde seine Konzentration stören.

Vergleichen lässt sich Bridge in etwa mit Schach oder Go. Die Regeln sind sehr komplex. Unter den Nazis sei das strategische Agieren mit den Karten als Intellektuellenspiel verpönt und sogar verboten gewesen, berichtet Steinmetz. Dass in Schwabing ein Bridgeclub entstanden sei, sei den Ungarn zu verdanken, die nach dem Aufstand von 1956 geflohen sind und sich im Viertel niedergelassen haben. In Osteuropa sei das Spiel schon lange sehr verbreitet. Steinmetz selbst ist von ihrem Vater zum Bridge inspiriert worden, der das Spiel während seiner russischen Kriegsgefangenschaft kennengelernt hatte. Wer die Regeln beherrscht und einen Partner hat – Bridge findet nämlich in Zweiergruppen statt – kann übrigens ohne Voranmeldung zu den Treffen des Vereins mittwochs um 18.30 Uhr in die Bridgeresidenz kommen und einfach mitspielen. Die Teilnahmegebühr beträgt 4,50 Euro, Mitglieder zahlen 3,50 Euro. Bridgekurse bietet der Club indes nicht an. Dafür fehle es an Kapazitäten, erklärt Steinmetz. Julia Stark

Artikel vom 13.09.2011
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