Feuerwehr Kirchseeon Dorf schult seit zehn Jahren Nachwuchs

Kirchseeon Dorf · Kommando Jugend!

Jugendwart Stefan Grebner mit Tochter und Veronika Rauch (l.) schauen der Jugendfeuerwehr beim »Schlauchkegeln« zu.	Foto: Sybille Föll

Jugendwart Stefan Grebner mit Tochter und Veronika Rauch (l.) schauen der Jugendfeuerwehr beim »Schlauchkegeln« zu. Foto: Sybille Föll

Kirchseeon · Traditionell ist das Maibaumumlegen in Kirchseeon Dorf am vergangenen Samstag mit einem großen Fest begangen worden. Doch es gab noch mehr zu feiern: Die Jugendfeuerwehr besteht seit zehn Jahren. Anlässlich dieses Jubiläums stand der Nachwuchs an diesem Tag im Mittelpunkt.

Mit sogenannten kooperativen Abenteuerspielen hielt Jugendleiter Stefan Grebner die Kinder bei Laune und schulte sie dabei gleichzeitig. »Bei den Spielen lernen sie Teambildung, Zusammenarbeit und wann einer das Kommando übernehmen muss«, so der Feuerwehrler. So durfte der Nachwuchs beispielsweise »Schlauchkegeln«: In 14 Metern Entfernung waren Kegel aufgestellt, die es durch Abrollen des 15 Meter langen C-Schlauchs umzuwerfen galt. Beim »Platzwechsel« kamen sich auf einem schmalen Balken zwei Gruppen entgegen und mussten aneinander vorbei, ohne dass jemand herunterfiel.

Ein Fest war es damals auch, dass die Initialzündung für die Gründung der Jugendfeuerwehr gab. »Wir wollten die ganze Zeit schon so gerne mitmachen, aber wir haben uns nicht getraut zum Feuerwehrhaus zu gehen und zu fragen. Aber beim 125-jährigen Gründungsfest der FFW Kirchseeon Dorf im Juni 2001 haben wir uns getraut! Und da hieß es, die Idee gebe es schon, bisher sei nur zu wenig Nachfrage gewesen«, erinnert sich Veronika Rauch. Die heute 22-Jährige gehört zu den damaligen Gründungsmitgliedern und ist auch heute noch aktiv. Im Herbst 2001 fand das erste Treffen statt und die Jugendfeuerwehr war geboren.

Sechs Mädels und acht Buben im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren gehören derzeit der Jugendfeuerwehr an. Alle zwei Wochen treffen sie sich am Dienstag von 18 bis 19 Uhr, um zu üben. Wer möchte, darf anschließend noch bei den Erwachsenen zuschauen oder sogar mitmachen, die sich jeden Dienstag ab 19 Uhr für Einsätze fit machen. »Bei Einsätzen sind die Kinder und Jugendlichen nicht dabei, ab 16 Jahren dürfen sie höchstens mitfahren und aus sicherer Entfernung zuschauen«, erklärt Grebner. »Ja, darauf haben wir Jüngeren sehnsüchtig gewartet«, erzählt Veronika Rauch. 16 sei das magische Alter, in dem man das »Gwand« der Jugend zurück gibt und das der Erwachsenen bekommt, und in dem man bei Sirenengeheul auch aufspringen und mit den »Großen« mitfahren darf. »Das ist aufregend«, sagt Rauch. Damit auch die »Kleinen« ein bisschen von der Aufregung schmecken können, findet alle zwei Jahre ein Berufsfeuerwehrtag zusammen mit den Floriansjüngern aus Eglharting und Markt Kirchseeon statt. »24 Stunden lang dürfen die Kids echte Feuerwehr spielen. Sie schlafen alle in einem großen Saal und wenn endlich Ruhe ist und tatsächlich die meisten schlafen, lassen wir die Sirene heulen«, sagt Max Keiser (22) grinsend, der ebenfalls zu den Gründungsmitgliedern zählt, Grebners Stellvertreter ist und im Januar 2012 dessen Amt übernehmen wird. Caroline Dewalsky (19) erinnert sich noch gut an diese Nächte: »Normalerweise weiß die Feuerwehr ja immer, was passiert ist und was sie erwartet. Aber wir wussten das nicht. Das war das Aufregendste daran!«

Für den Nachwuchs werden außerdem Ausflüge organisiert, beispielsweise eine Woche im Tipi am Chiemsee oder ins Salzbergwerk in Berchtesgaden. Prüfungen müssen sich die Kinder auch unterziehen: Für die unter 16-Jährigen wurde vor neun Jahren die sogenannte Jugend-Flamme Teil I und II eingeführt, die laut Grebner bislang in Bayern noch nicht sehr verbreitet ist. Hierbei werden Grundlagen vermittelt und getestet, beispielsweise Knoten machen, Notruf absetzen und Schlauchkunde. »Erst ab 16 Jahre gibt es die Jugendleistungsprüfung, bei der die Jugendlichen in Trupps und richtig unter Zeitdruck arbeiten müssen«, so Grebner.

Seine Arbeit scheint nachhaltig zu sein, denn in den vergangenen zehn Jahren sind nur drei der ausgebildeten Jugendlichen nicht zu den Erwachsenen gegangen. Und auch im Bereich Brandschutz ist Grebner sehr aktiv: Er ist stellvertretender Leiter des Fachbereichs 14, Brandschutzerziehung und Brandschutzaufklärung, sowie Mitglied des Arbeitskreises »Wissen für Brandgefahren«, ein Aufklärungsprogramm für Grundschüler des Fachbereichs 9 des Landesfeuerwehrverbandes. Für den Aufbau und die Förderung der Jugendfeuerwehr überreichten ihm denn auch am Samstag Kommandant Anton Pointner, der Kreisbrandmeister für Brandschutzerziehung, Robert Wagner, und der Kreisbrandmeister für den Landkreis Ebersberg, Mathias Weigl, die Ehrennadel der Jugendfeuerwehren Bayern in Silber. Auch in Sachen Brandschutz will Grebner sich zurückziehen. Veronika Rauch durchläuft gerade die Ausbildung für Brandschutzaufklärung und wird demnächst seine Aufgabe in Schulen und anderen Einrichtungen übernehmen. »Man sieht, der Nachwuchs rückt nach«, so Grebner.

Begleitet von spitzen Schreien der Frauen und dem dumpfen Raunen der Männer fiel am vergangenen Samstag um 11.16 Uhr außerdem mit einem Krachen der Maibaum auf die Wiese des Spielplatzes. Das Krachen stammte aus der Mitte des Traditionsstangerls, dort war der Stamm gesplittert. Sofort scharten sich Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr und Besucher, darunter Bürgermeister Udo Ockel, um die Stelle, um das Holz fachmännisch unter die Lupe zu nehmen. »War Zeit, dass er umkam«, stellte der Bürgermeister fest. Nach viereinhalb Jahren war das Holz morsch geworden, durchdrungen von der Feuchtigkeit des jüngsten Regens, aber immerhin ohne Käfer. Um Weihnachten herum wird im Wald der neue, vierte Maibaum in der jüngeren Geschichte des Ortes geschlagen, der dann 2012 aufgestellt wird. Bis dahin hat der Kirchseeoner Maler Herbert Schafbauer Zeit, die Schilder und den Hahn auf der Spitze, die vor dem Fall mithilfe einer Hebebühne abmontiert worden waren, zu restaurieren. Sybille Föll

Artikel vom 13.09.2011
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