Biotoppflege bis Leih-Opa: Ehrenamt in den Stadtvierteln

München · Anpacken in der Nachbarschaft

So kann ehrenamtliche Arbeit auch aussehen: Biotoppflege im Virginia Depot in Milbertshofen. Foto: Ulrich Schwab/LBV

So kann ehrenamtliche Arbeit auch aussehen: Biotoppflege im Virginia Depot in Milbertshofen. Foto: Ulrich Schwab/LBV

München · Wie schön wäre es doch, für Nachwuchs und Eltern, wenn Oma und Opa die Sprösslinge zum Spielplatz begleiten oder vom Kindergarten abholen könnten? Viele junge Familien, die aus anderen Bundesländern nach München gezogen sind, haben ein Problem: Die Großeltern leben Hunderte von Kilometern entfernt.

„Auf der anderen Seite gibt es hier über 50 Prozent Ein-Personen-Haushalte, davon viele ältere Menschen“, erzählt Micha Rabeneck vom Oma-Opa-Service der evangelischen Kirche in München. Diese beiden Gruppen zusammenzubringen, sei Ziel des Projektes. Die Anzahl der Eltern, die eine Betreuungsperson suchen, sei immens, „daher bin ich immer auf der Suche nach neuen ehrenamtlichen Omas und Opas“. Aktuell in Schwabing, Neuhausen und Nymphenburg: Hier suchen besonders Eltern von Kindern bis drei Jahre „fitte Omas, die ohne Probleme heben können“, denn das falle einigen Senioren aus gesundheitlichen Gründen schwer – und Kleinkinder müssen halt oft herumgetragen werden, so Rabeneck.

Weiterer Artikel zum Thema

Auch in Isarvorstadt und Glockenbachviertel werden Ehrenamtliche gesucht für Kinder bis zu sechs Jahren. 80 ehrenamtliche Großeltern, im Durchschnitt 67 Jahre, sind derzeit im Einsatz. Der gewünschte Zeiteinsatz beträgt drei Stunden in der Woche, sämtliche Unkosten werden den ehrenamtlichen Großeltern, die sich ihre Familie aussuchen, dabei ersetzt, erklärt Rabeneck. Wer beim Oma-Opa-Service mitmachen möchte, kann sich bei Micha Rabeneck in der Regel zwischen 10 und 17 Uhr melden, Tel. 54 88 69 63.

Der eine will richtig mit anpacken, die andere gern etwas Gutes für Kinder tun. Wer sich in München ernsthaft ehrenamtlich engagieren möchte, hat die Qual der Wahl. „Für jeden ist etwas dabei, ob er einmal die Woche Zeit hat oder nur einmal im Jahr“, erzählt Christine Kalke vom Freiwilligenzentrum München Nord der Caritas, Hildegard-von-Bingen-Anger 1-3, Tel. 31 60 63-10. „Es ist nicht so, dass ohne die Ehrenamtlichen alles zusammenbrechen würde“, meint Kalke, „sie ersetzen ja keine Arbeitsplätze und für die Ehrenamtlichen besteht ja jederzeit die Freiheit, aufzuhören.“ „Die 650 Menschen pro Jahr vermitteln alle sieben Münchner Freiwilligenzentren an alle möglichen Münchner Einrichtungen und Organisationen. Etwa zu den „Lesefüchsen“. Der Verein startet zum neuen Schuljahr seine kostenlosen Vorlese- und Sprachförderstunden in weiteren drei Münchner Grundschulen und sucht für Milbertshofen/Hart und Isarvorstadt dringend engagierte Vorleserinnen – und vor allem Vorleser. 280 Aktive sind es derzeit, die inzwischen mehr als 1.100 Kindern einmal in der Woche eine Stunde vorlesen – in 22 Grundschulen, 18 Bibliotheken und zwei Kitas.

Wer Lust hat, die Ärmel hochzukrempeln, den Rechen in die Hand zu nehmen und dabei den bedrohten Lebensraum von Fransenenzian, Orchideen oder Libellen zu erhalten, der ist beim Landesbund für Vogelschutz (LBV) richtig. Über 40 Hektar wertvolle Biotopflächen pflegen zwei hauptamtliche Kräfte des LBV in ganz München, darunter im Ackermannbogen, Kapuzinerhölzl und Virginia-Depot. „Das ganze Jahr gibt es was zu tun“, erklärt Frauke Lücke vom LBV. Vorkenntnisse sind nicht nötig, Treffpunkt ist immer eine MVV-Haltestelle. „140 Helfer sind es im Schnitt, von denen die meisten mindestens einmal im Jahr mitwerkeln“, erzählt Lücke, bei der man sich unter Tel. 20 02 70 81 oder E-Mail an f-luecke@lbv.de melden kann.

Über die diversen Möglichkeiten, sich ehrenamtlich zu betätigen, kann man sich auch am 21. September schlau machen, beim monatlichen Info-Point für Bürgerschaftliches Engagement in der Stadtinformation im Rathaus am Marienplatz: von 11 bis 18 Uhr. Und am 23. und 24. September, jeweils 9.30 bis 20 Uhr, stellen sich eine Menge Münchner Organisationen und Einrichtungen vor: bei den „Münchner Freiwilligen Tage“ im Olympia-Einkaufszentrum.

2011 hat die EU zum Jahres des Ehrenamts ausgerufen. Und zum siebten Mal findet Mitte September die Woche des bürgerschaftichen Engagements statt. Jeder dritte Deutsche über 14 Jahren übt freiwillig oder ehrenamtlich eine Tätigkeit aus. Mehr als ein weiteres Drittel der Bürgerinnen und Bürger ist grundsätzlich bereit, ein Ehrenamt zu übernehmen. „Jetzt in den Sommerferien herrscht eher Flaute, was die Interessenten angeht“, erzählt Christine Kalke vom Freiwilligenzentrum, „aber im Herbst zieht das Interesse erfahrungsgemäß wieder an. Nach Weihnachten melden sich besonders viele, wahrscheinlich wegen der guten Vorsätze.“ Von Michaela Schmid

Areal Kronprinz-Rupprecht-Kaserne und Virginia-Depot

Artikel vom 01.09.2011
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...