Milchverband will den Obazdn schützen lassen

München · Was ist echt bayerisch?

So sieht er aus, der bayerische Obazde. Foto: LVBM, Landesvereinigung der Bayerischen Milchwirtschaft

So sieht er aus, der bayerische Obazde. Foto: LVBM, Landesvereinigung der Bayerischen Milchwirtschaft

München · Der Allgäuer Emmentaler hat es schon geschafft, der Schrobenhausener Spargel und der bayerische Merrettich auch.

Und jetzt soll die bei der Biergarten-Brotzeit verbreitete Käsespezialität „Obazda“ offizielles bayerisches Kulturgut werden, dafür setzt sich die Landesvereinigung der Bayerischen Milchwirtschaft (LVBM) mit der Beantragung auf Anerkennung als „geschützte geographische Angabe“ ein. Was sich Obazda nennt, darf ausschließlich im Freistaat hergestellt werden, stellt der Verband in seiner Meldung Ende August fest. Dagegen hat ein Obazda-Produzent aus dem württembergischen Allgäu geklagt, dessen Betrieb nur fünf Kilometer von der bayerischen Grenze entfernt ist.

„Im Falle eines Produktschutzes“ seien „der Kreativität der Wirte und Hersteller keine Grenzen gesetzt“, zeigt die LVBM in dieser Hinsicht Großzügigkeit: „Ob Hausrezepte, individuelle Vorlieben oder Gewürz- und Kräutermischungen – gerade die vielfältigen Geschmacksvariationen machen den Obazdn aus“. Auch Erhitzen sei erlaubt, dadurch könne die Haltbarkeit von Obazdn verlängert werden. Diese Thermisierung sei jedoch weder in der industriellen Fertigung noch in der Gastronomie ein Muss. Die Europäische Union bietet durch den Schutz der Bezeichnung „geschützte geographische Angabe“ oder auch „geschützte Ursprungsbezeichnung“ die Möglichkeit, traditionelle und urtypische Produkte einer Region gegen Nachahmungen und Qualitätsverlust zu schützen – auch die regionale, bayerische Spezialität Obazda. Dr. Maria Linderer, Geschäftsführerin der LVBM, erklärt, was einen Obazdn ausmacht; Laut Spezifikation ist Obazda eine Käsezubereitung, die sich aus Camembert bzw. Brie, wahlweise Limburger oder Romadur sowie Frischkäse, Butter, Rahm und Gewürzen zusammensetzt.

Auch ein Schuss Bier kann zugegeben werden. Der angestrebte Schutz soll sicherstellen, dass die genannten Zutaten Verwendung finden und ein angemessener Qualitätsstandard gewährleistet ist. Nachahmerprodukte mit nicht typischen Zutaten sollen sich nicht Obazda nennen können. Auf der Warteliste für den Produktschutz stehen neben dem Obazdn auch schwäbische Spätzle sowie bayerisches Blockmalz und die bayerische Breze. Die müsste ja schon innerhalb des Freistaates geschützt werden: Wo gibt es denn noch anständige Brezn, außen resch und innen saftig, statt dem weit verbreiteten Gummiteil aus dem Schnellbackofen?

Resteverwertung auf Bayerisch

In die Zeit der Entstehung der Biergärten fiel auch die erstmalige Herstellung des Camemberts und des Bries, informiert das bayerische Ernährungsministerium über die Geschichte des Obazdn. Um stark gereiften Camembert bzw. Brie noch verzehren zu können, wurde in Bayern der Obazde erfunden. Der Reifungsprozess dieser Käsesorten wurde durch die mangelnden Kühlmöglichkeiten – insbesondere während der heißen Sommermonate – beschleunigt. Diese Resteverwertung stellte auch eine preisgünstige Brotzeit für die Bevölkerung dar. So richtig bekannt dürfte den Obazdn jedoch Katharina Eisenreich, einstige Wirtin des Weihenstephaner Bräustüberls (Wirtin von 1920 bis 1958) gemacht haben, wenn sie ihren Frühschoppen- und Brotzeitgästen zum Schafkopfen und Tarocken eine Portion auf den Tisch stellte.

Artikel vom 01.09.2011
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