Polizisten finden kaum Wohnungen in der Stadt

Au/Haidhausen · Nicht zu bezahlen

Michael Eitner hatte Glück. Vor wenigen Wochen bekam der Polizeibeamte eine Staatsbedienstetenwohnung in Bogenhausen zugeteilt.	Foto: js

Michael Eitner hatte Glück. Vor wenigen Wochen bekam der Polizeibeamte eine Staatsbedienstetenwohnung in Bogenhausen zugeteilt. Foto: js

Au/Haidhausen · München zählt zu den sichersten Großstädten Deutschlands. Doch diejenigen, die für den Schutz der Bürger sorgen, werden privat in das Umland abgedrängt. Das gilt auch für die Einsatzkräfte der Polizeiinspektion 21 in der Au. Für viele von ihnen ist das Leben in der Stadt schlichtweg zu teuer.

Gerade einmal 890 Euro hat ein bayerischer Polizeimeisteranwärter im ersten Ausbildungsjahr pro Monat netto zur Verfügung. In Städten wie Bamberg oder Coburg kann man damit seinen Lebensunterhalt durchaus bestreiten. Für ein teures Pflaster wie München reicht dieses Gehalt indes nicht. Doch auch ausgelernte Kräfte könnten sich die hohen Mieten nicht leisten, berichtet Herbert Witzgall, Abteilungsführer der ersten Bereitschaftspolizeiabteilung in der Rosenheimer Straße. Die meisten seiner Mitarbeiter seien Pendler: »In der Masse sind wir keine Münchner.« Ähnlich ist die Situation in der Polizeiinspektion 21 in der Au, Am Neudeck 1. »Viele von uns wohnen an der Peripherie, weil es in der Stadt zu teuer ist«, sagt Dienststellenleiter Johann Mang.

Einer der wenigen, die kürzlich in München eine Wohnung ergattern konnten, ist Michael Eitner, der ursprünglich aus Bayreuth stammt. Vor rund vier Wochen bekam der 27-Jährige eine Staatsbedienstetenwohnung in Bogenhausen zugewiesen. Er habe sofort zugesagt, ohne das Objekt vorher anzuschauen. Auf dem freien Markt habe er es gar nicht erst versucht. »Aus meiner Schicht bin ich jetzt der Einzige, der in der Stadt lebt«, erzählt er. Seine Kollegen seien größtenteils in die östlichen Randgebiete gezogen: »Sie kommen aus Riem, Vaterstetten und Haar.« Auch Eitner selbst hat ein Jahr lang in Glonn gewohnt. Dort sei die Miete zwar etwas günstiger gewesen. »Aber ich hatte die Fahrtkosten nicht bedacht.« Wegen der hohen Spritpreise habe er sich um eine Staatsbedienstetenwohnung in der Stadt bemüht. Doch die Wartezeiten seien meistens lang: »Dass es bei mir so schnell ging, war ein großer Glücksfall.«

München ist ein teures Pflaster. Laut dem aktuellen Mietspiegelindex 2010 des Marktforschungsunternehmens »F+B Forschung und Beratung für Wohnen, Immobilien und Umwelt« müssen Mieter in München mit rund 10,12 Euro pro Quadratmeter 72 Prozent mehr für das Wohnen zahlen als der bundesweite Durchschnitt. In Haidhausen liegt der durchschnittliche Quadratmeterpreis nach Angaben der Online-Plattform Immowelt je nach Wohnungsgröße sogar zwischen 13,40 Euro und 16,24 Euro. Besonders hart trifft das diejenigen Menschen, die gar nicht unbedingt hier sein wollen, wie etwa viele bayerische Polizisten. Da der hohe Bedarf an Polizeibeamten in der Landeshauptstadt in den letzten Jahren nicht mit Bewerbern aus München gedeckt werden konnte, mussten die fehlenden Plätze mit Polizisten aus allen Regionen Bayerns aufgefüllt werden.

»Ein Polizist bezahlt für gewöhnlich seine Miete.«

Bis zu fünf Jahre können die Beamten zum Dienst in München verpflichtet werden. »Beim durchschnittlichen Einkommen eines Polizisten macht es natürlich schon einen Unterschied, ob man in Vilsbiburg lebt oder in München«, meint Jürgen Ascherl, Bezirksvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft vor Ort. Viele Beamte, die nach München versetzt werden, haben demnach auch Probleme, hier eine schöne und bezahlbare Wohnung zu finden. Trotzdem kann es sich für Polizisten durchaus lohnen auf dem freien Markt nach einer bezahlbaren Wohnung zu suchen. Bei den alteingesessenen Immobilieneigentümern im Stadtteil sind sie nämlich als Mieter höchst willkommen. »Bei einem Polizisten gehe ich davon aus, dass er seine Miete bezahlt«, sagt Ingeborg Brückl, die im Viertel mehrere Häuser besitzt. Jedoch habe sich bei ihr noch nie ein Polizeibeamter um eine Wohnung beworben. Julia Stark

Artikel vom 30.08.2011
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