Witzigmann & Co. schrieben Kochbuch für die Seniorenhilfe

Berg am Laim · Lukullischer Lichtblick

Lydia Staltner ist mit Eckart Witzigmann seit Jahren befreundet. So war es ein Leichtes, ihn zu dem Senioren-Kochbuch zu überreden. Foto: Fotostudio Eising

Berg am Laim · Bereits seit sieben Jahren veröffentlicht der Sternekoch Eckart Witzigmann Rezepte in der Zeitung der Seniorenhilfe Lichtblick e.V. in der Balanstraße. Nun hat er in Zusammenarbeit mit dem Verein auch ein Kochbuch speziell für ältere Menschen mit niedriger Rente geschrieben.

Er und zahlreiche renommierte Kollegen kreierten mal nicht Spektakuläres für die Sterne-Küche, sondern lukullische Verführungen, die einfach zuzubereiten sind und nicht viel kosten. »Am Anfang hat er mich ein bisschen entgeistert angeschaut«, erinnert sich Lydia Staltner, die Gründerin des Vereins, die in der Rablstraße lebt. Sie ist seit vielen Jahren mit Witzigmann befreundet. »Am Faschingsdienstag habe ich ihn gefragt, ob er für meine Rentner ein Kochbuch schreiben will«, berichtet sie.

Seit wenigen Wochen ist das Werk unter dem Titel »Kochen zum kleinen Preis. Ein Lichtblick für jeden Tag!« im Handel erhältlich. Nach kurzem Zögern sei der Starkoch von der Idee »völlig begeistert« gewesen. »Gerade dieser stetig wachsende Teil unserer Gesellschaft wird mehr und mehr ins soziale Abseits gedrängt«, schreibt er im Vorwort, »da bleibt eine vernünftige, ausgewogene und erschwingliche Ernährung leider oft nur ein frommer Wunsch.« Beteiligt haben sich an dem Projekt auch zehn seiner ehemaligen Schüler und Kollegen, darunter Hans Haas, der im Luxusrestaurant Tantris für exquisite Küche sorgt. Witzigmann: »Wir wollten den Beweis erbringen, dass es auch mit bescheidenen Mitteln möglich ist, abwechslungsreich und köstlich zu kochen und zu essen.«

Bei der Auswahl der Rezepte hat Staltner aktiv mitgeholfen: »Zunächst war das gar nicht so einfach.« Vorgeschlagen hätten die Spitzenköche nämlich anfangs auch ausgefallene Kreationen wie etwa eine geeiste Apfelsuppe. Jedoch hätten die meisten Rentner keine Eismaschine zuhause. Allerdings wissen die Profis auch, wie man einfache Gerichte verfeinert. In dem Buch plaudern sie aus dem Nähkästchen. Witzigmann verrät etwa, dass er die Soße seines Schweinebratens mit einer Breze eindickt. Außerdem erfahren die Leser, wie ein Kaiserschmarrn perfekt gelingt und ein Gulasch mit grünem Salat zu einem unvergesslichen Geschmackserlebnis wird. »Mir war wichtig, dass wir einfache Rezepte mit wenigen Zutaten haben«, sagt Staltner. Auch bei den Kochanleitungen sei darauf geachtet worden, dass sie leicht verständlich seien. Dann nämlich, so glaubt sie, »trauen sich Rentner auch an etwas Besonderes wie Zucchini mit Schafskäse oder Krevettenknödel.«

Weitere Voraussetzung: Die Zutaten der Gerichte durften nicht mehr als 5 Euro kosten. Die meisten der Rezepte kann man aber schon für einen Preis zwischen 1,50 und 3 Euro nachkochen. Dabei wird berücksichtigt, dass auch mal hochpreisige Zutaten wie Büffelmozzarella verlangt werden. Die höheren Kosten dafür werden aber bei den anderen Zutaten wieder eingespart.

»Viele Rentner haben nicht mehr als 100 bis 150 Euro im Monat für Essen übrig«, erklärt Staltner. Die Altersarmut in München sei erschreckend. Seit acht Jahren unterstützt der Verein bedürftige ältere Menschen, etwa durch spendenfinanzierte Patenschaften, bei denen Senioren zu ihrer Rente 35 Euro monatlich zur freien Verfügung erhalten. Beim Kauf des neuen Kochbuchs gehen drei Euro pro Exemplar an den Verein. »Kochen zum kleinen Preis« ist erschienen im München Verlag für 12,80 Euro. Julia Stark / Gabriele Heigl

Artikel vom 23.08.2011
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