Trainer und Club-Sprecher erklären, warum Grünwald seit vier Spielen ungeschlagen ist

Grünwald · TSV ist endlich wieder auf der Überholspur

Training im Grünwalder Freizeitpark: Der TSV ist auf dem besten Wege, sich sportlich zu konsolidieren. Jochen Joppa ist immer dabei.	Foto: Harald Hettich

Training im Grünwalder Freizeitpark: Der TSV ist auf dem besten Wege, sich sportlich zu konsolidieren. Jochen Joppa ist immer dabei. Foto: Harald Hettich

Grünwald · Die Grünwalder Bezirksliga-Fußballer bleiben in dieser noch jungen Saison weiter in der Erfolgsspur. Am Wochenende schaffte das Team von Trainer Pero Vidak gegen den erklärten Ligafavoriten SV Bad Tölz ein 0:0 und baute die Saisonserie auf zwei Siege und zwei Remis aus.

Damit liegt Grünwald nach vier Spieltagen auf dem siebten Rang – hat aber gegenüber der Konkurrenz noch ein Spiel in der Hinterhand. Gegen Bad Tölz wäre nach starker zweiter Halbzeit der Grün-Weißen sogar ein Dreier drin gewesen – die beste Chance vergab Grünwalds Mittelfeldakteur Meisel, als er mit einem Foulelfmeter am Gästeschlussmann scheiterte (70.). Doch unverkennbar ist: Nach schweren Jahren steten Abstiegskampfes in der Bezirksliga kündigt sich an der Keltenstraße derzeit vorsichtig eine Art fußballerischer Renaissance an. Über Saisonerwartungen und Ziele haben wir mit den Verantwortlichen im Verein gesprochen. Trainer Pero Vidak und der langjährige TSV-Sprecher Jochen Joppa blickten vorsichtig optimistisch in die Zukunft.

Harlachinger Rundschau: Toller Start der Grünwalder Fußballer – wo soll die sportliche Reise in dieser Spielzeit hingehen?

Vidak: Trotz des eindrucksvollen Starts bleibt unsere Erwartungshaltung klar – wir wollen schnellstmöglich 40 Punkte und in dieser Saison nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Sollte meine junge Mannschaft die nötige Kontinuität entwickeln und wir von größerem Verletzungspech verschont bleiben, kann man durchaus höhere Regionen anpeilen.

Joppa: Prämisse ist: wir wollen die Achterbahnfahrt der letzten Saison mit dem Fast-Abstieg in die Kreisliga nicht mehr erleben (Anm. d. Red.: Interimstrainer Sepp Watzlawick hatte erst in der Rückrunde der letzten Spielzeit mit einer fulminanten Aufholjagd den Klassenerhalt sichern können).

HaRu: Ist der Aufstieg ein Thema?

Joppa: Ganz klares Nein! Am Ende dieser Saison fällt die Bezirksoberliga als nächst höhere Spielklasse der Ligareform zum Opfer und die Landesliga darüber wird umstrukturiert. Da gibt es aus der Bezirksliga keine direkten Aufsteiger – nur der Erste hat über die Relegation Chancen, nach oben in die Landesliga zu kommen. So weit sehen wir uns nicht. Wir sollten lieber auf die andere Seite schielen: Vier Teams aus der Bezirksliga sind ja zum Absteigen verdammt. Wir müssen erst noch die Defizite der letzten fünf Jahre aufarbeiten, als nach dem seinerzeitigen Abstieg aus der Landesliga vieles schief lief.

HaRu: Der Blick nach vorn ist aber ein optimistischer? Wo liegen die Stärken im Team?

Joppa: Unser neuer Coach Pero Vidak ist ja im Verein bestens verankert, hat bei der A-Jugend tolle Arbeit geleistet und sich nachhaltig für dieses Amt empfohlen.

Vidak: Wichtig ist, dass der Kern der Mannschaft aus der letzten Saison gehalten werden konnte – zudem verfolgen wir in Grünwald unseren Jugendstil weiter und bauen heuer insgesamt acht A-Jugendliche in den Kader ein. Mindestens drei davon werden wohl als Stammspieler durch die Saison gehen. Das macht uns stolz. Allerdings haben wir mit Schwarzbauer, Vötter, Bauer und Zwickl auch echte Korsettstangen verloren – das muss man erst einmal kompensieren. Auf die Stärken möchte ich gar nicht so verweisen, vielmehr auf den Umstand, dass wir etwa in der Abwehr noch Probleme haben.

HaRu: Wie ist das Arbeiten beim TSV – wie steht es um die Strukturen im Verein?

Vidak: Ich fühle mich hier sehr wohl – der Verein hilft, wo er kann. Natürlich bleiben Wünsche.

Joppa: Richtig. Insbesondere ein größeres Entgegenkommen von sportfernen Teilen des Gemeinderates wäre wünschenswert. Wir bräuchten etwa endlich einen Kunstrasenplatz, um auch die Trainingssituation in der kalten Jahreszeit für einen Bezirksligisten adäquat gestalten zu können. Stattdessen trainieren wir im Herbst und Winter auf einem unpassenden Hockeyfeld. Das überfriert dann und die Fußballer schauen in die Röhre. Auch die übrigen Spiel- und Trainingsstätten: Sowohl auf dem Schulgelände an der Keltenstraße wie auch im Freizeitpark sind wir von oft allzu rigiden Öffnungszeiten abhängig und haben keine Chance, wenn die Freizeitpark GmbH die Plätze sperrt. Was fast jeder Dorfverein hat, fehlt uns auch: Wir haben kein Vereinsheim am Platz – ein Unding.

Vidak: Ja, da müsste sich etwas tun, wenn Grünwald noch höherklassiger spielen will.

Joppa: Natürlich müsste der Fußball noch tiefer verwurzelt sein in der Gemeinde – wir würden uns dringend auch mehr Zuschauer und Anfeuerung gerade bei den Heimspielen wünschen.

HaRu: Derzeit sind sie mit ihrer kleinen Erfolgsserie von vier Spielen ohne Niederlage ja auf bestem Wege, Eigenwerbung zu betreiben.

Joppa (lachend): Hoffentlich bleiben wir auch in der Erfolgsspur.

Vidak: Das wird noch eine verdammt lange und schwere Saison – aber eine gute Grundlage hat die Truppe wenigstens gelegt. Mehr noch nicht. Die Jungs müssen dran bleiben.

Zu den Personen

Jochen Joppa ist seit 1957 in den verschiedensten Funktionen für den TSV Grünwald tätig. Als Vorstand, Schriftführer, Betreuer und seit Jahren als Sprecher des Clubs leistet der Rentner echte Kärnerarbeit an der Fußball-Basis im Münchner Umland. In zweiter Generation übrigens: Schon der Vater hatte nach dem zweiten Weltkrieg dem Verein als Vorstand gedient und den TSV wieder in die Erfolgsspur gebracht. Jochen Joppa selbst agierte während seiner aktiven Zeit viele Jahre in den verschiedenen Grünwalder Teams als Mittelfeldakteur.

Pero Vidak musste seine aktive Spielerlaufbahn wegen diverser schwerer Verletzungen mit 31 Jahren beenden. Als Trainer verdiente sich der gebürtige Kroate aus Bosnien-Herzegowina zunächst sechs Jahre seine Sporen in der Jugendabteilung des TSV 1860 München. Nach längerer Fußballpause wechselte Vidak zunächst zum TSV Solln, wo er erfolgreich die B-Jugend betreute. Über die Station als ebenso erfolgreicher A-Jugendtrainer beim TSV Grünwald gelangte er zu Beginn dieser Spielzeit nach dem Ende des Engagements von Sepp Watzlawick auf den Trainerstuhl der »Ersten« bei den Grün-Weißen. hh

Artikel vom 25.08.2011
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