Nükhet Kivran sagt, was sie denkt und macht, was sie sagt!

Waldperlach · Eine Macherin

Nükhet Kivran ist die Vorsitzende des Ausländerbeirates der Stadt München, die sagt, was sie denkt. Foto: Ka

München/Waldperlach · Die Waldperlacherin sagt, was sie denkt und macht, was sie sagt: Nükhet Kivran ist eine tatkräftige, hartnäckige, charmante und diplomatische Macherin – und daher seit diesem Frühjahr als Vorsitzende des Ausländerbeirates der Stadt München die richtige Frau an der richtigen Stelle.

Der Ausländerbeirat arbeitet seit über drei Jahrzehnten ehrenamtlich. Er vertritt die politischen Interessen der Münchner ohne deutschen Pass. Dabei berät er Stadtrat und Verwaltung in allen Fragen zur ausländischen ­Bevölkerung in München und engagiert sich öffentlich für die politische, rechtliche, soziale und kulturelle ­Gleichstellung von Deutschen und Nichtdeutschen.

Nun führt das 40-köpfige Gremium Nükhet Kivran an. Daheim auf der Terrasse in Waldperlach strahlt die zierliche Frau ebenso viel Energie wie Freundlichkeit aus. Aufmerksam serviert sie dem Besuch köstlichen Tee, die Gastfreundschaft hat sie aus ihrer türkischen Heimat mitgebracht. Von dort kam sie als Teenager mit ihrer Familie nach Deutschland. Mehr als 30 Jahre ist das jetzt her und Nükhet Kivran ist von Anfang an ihren ganz persönlichen und sehr engagierten Weg der Integration gegangen. Sie spricht Deutsch so fließend wie Türkisch. »Sprache ist der Schlüssel für Bildung, für alles«, sagt die 47-Jährige mit blitzenden Augen. Das Thema Bildung liegt der zweifachen Mutter ganz besonders am Herzen. Sich selbst mit aller Kraft für den Erwerb der deutschen Sprache, eines Schul- und Berufsabschlusses einzusetzen, war der gelernten Bürokauffrau so selbstverständlich wie dies heute für andere zu tun.

Seit ihrer Zeit im Elternbeirat des Gymnasiums ihrer Tochter arbeitet Kivran an der bildungspolitischen Basis. »Ich habe jahrelang Seminare abgehalten«, erzählt sie. Nachdem in ihren Herkunftsländern ganz andere Schulsysteme existierten, sei es nämlich enorm wichtig, den Eltern junger Migranten das bayerische Schulsystem in ihrer jeweiligen Muttersprache zu erklären. »Wenn in Neuperlach bis zu 90 Prozent der Migrantenkinder in der Hauptschule sind«, hält die Vorsitzende des Ausländerbeirates dies für ein alarmierendes Zeichen. Um die Seminare zu etablieren, Bewerbungsworkshops für Schüler, aber auch Eltern anbieten zu können und die Sprachkenntnisse in Deutsch und Türkisch zu verbessern, hat Nükhet Kivran 2009 eine »Deutsch-Türkische Elterninitiative« gegründet. Sie appelliert an alle Migranten, sich zu öffnen, im Umgang mit den Deutschen deren Denkweise kennenzulernen. »Wenn ich die Sprache nicht beherrsche, kann ich meinen deutschen Nachbarn nicht fragen, wie es ihm geht«, nennt sie ein naheliegendes praktisches Beispiel. Öffnung auf beiden Seiten ist ganz wichtig, Aufklärung für Kivran ein Schlüsselwort. »Meine persönliche Meinung ist, dass die Migranten umdenken müssen«, sagt die Sozialdemokratin. »Wenn sie mit etwas unzufrieden sind, müssen sie sich einsetzen auf politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene.«

Die rund 300.000 Migranten in München sollten »sich öffnen«, wünscht sich Nükhet Kivran. Sie selber geht mit gutem Beispiel voran und fühlt sich seit ihrer Ankunft vor so langer Zeit daher wohl in Deutschland und in München. An der Spitze des Ausländerbeirates kann und will die agile Wahl-Münchnerin einiges bewegen. »Wir müssen auch auf kommunalpolitischer Ebene mit unserer Arbeit überzeugen«, sagt Kivran, die dafür kämpft, dass Migrantenkinder statt der in die Isolation führenden »Mischsprache« sowohl die Sprache ihres Herkunftslandes, als auch Deutsch lernen und beherrschen. Weitere Informationen gibt es bei der »Deutsch-Türkischen Elterninitiative« oder unter der Telefonnummer 01 76 / 19 64 28 04. Ka

Artikel vom 23.08.2011
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