Grüne fordern Energie-Autarkie bis spätestens 2025

Dorfen · Dorfen soll unabhängig sein

Dorfen · Nach ihrer Devise „global denken, lokal handeln“ haben die Dorfener Grünen ihr Energiekonzept „3 x 100% erneuerbar“ vorgestellt. Als mittel- und langfristige Ziele sollen Strom und Wärme zu 100 Prozent regenerativ erzeugt werden.

Die hierfür nötigen Investitionen sollen – wenn immer möglich – regional getätigt werden, um auch die Wertschöpfung wie Gewerbesteuern, Einnahmen aus Stromverkauf und nicht zuletzt die Arbeitsplätze in mittelständischer Industrie, Handwerk und Gewerbe in der Region Dorfen zu halten und weiter auszubauen. Doch vor diesem mittelfristigen Ziel sollen als Grundlage die Stadtwerke so schnell wie möglich raus aus den Atomstrom-Lieferungen. „In Dorfen, einer Landgemeinde mit viel Fläche, einer hohen Eigentumsquote und eigenen Stadtwerken sind die Möglichkeiten zur regenerativen Energieerzeugung geradezu ideal“, meint die Vorsitzende der Dorfener Grünen Hanna Ermann.

„Wir sind noch lange nicht an unserem Ziel einer nachhaltigen und sicheren Energieversorgung aus 100 Prozent erneuerbarer Energie angelangt. Der Freisinger Stadtrat hat vor ein paar Monaten den Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen, das muss auch unser Ziel sein“, so der Parteivorsitzende Eckhard Engel. Es komme jetzt darauf an, den Anteil erneuerbarer Energien von aktuell 17 Prozent bundesweit möglichst schnell auszubauen. Die Grünen setzen hierfür auf dezentrale Erzeugung durch Stadtwerke, Kleinunternehmer und Privatleute. „Und vor allem vertrauen wir auf die Innovationskraft des Mittelstandes und des Handwerks!“, so Ermann.

Binnen drei Jahren nur noch grüner Strom für Dorfen

Das erste Ziel für Dorfen sei, bis 2015 den hier verbrauchten Strom zumindest rechnerisch zu 100 Prozent regenerativ zu erzeugen. „Das ist durchaus realistisch, da in Dorfen etwa 40 GWh Strom pro Jahr verbraucht werden, davon sind schon jetzt 25 GWh regenerativ erzeugt. Biogas trägt dazu 19 GWh und Photovoltaik 6 GWh bei. Wirtschaftlich eher uninteressant sind in Dorfen Wind- und Wasserkraft, die fehlenden 15 GWh pro Jahr müssen also aus Blockheizkraftwerken oder Photovoltaik kommen“, erläuterte der Naturwissenschaftler und fachliche Ansprechpartner der Grünen Norbert Schertler. Noch sei eine Photovoltaikanlage auf dem Eigenheim eine rentable Investition und werde bis Dezember noch mit 28,74 Ct / KWh gefördert. „Wie effizient Photovoltaik ist, zeigt sich darin, dass man rein rechnerisch auf 1 Prozent der Dorfener Grundfläche den derzeitigen Gesamtbedarf der Dorfener Stadtwerke von 40 GWh abdecken könnte“, so Schertler.

Die Grünen setzen sich für einen Bürgersolarpark ein, wenn möglich unter Federführung der Stadtwerke. Da Freiflächenanlagen im Abstand von bis zu 110 Meter entlang von Autobahnen und Bahnstrecken weiterhin gefördert werden, könnte diese Anlage entlang der Bahnstrecke und in der Nähe der Einspeisung ins Hochspannungsnetz bei Stollnkirchen realisiert werden. „Im Gegensatz zu Windparks sind Solarparks eine gut kalkulierbare und damit sichere Investition. Der Strom wird schon in wenigen Jahren günstiger sein als der aus Offshore Windparks, die Investitionen, Erträge und Steuern kommen aber nicht den Großkonzernen sondern den Dorfener Bürgern zugute“, sagt Hanna Ermann voller Überzeugung.

Die Grünen wollen zudem, dass sich die Stadt Dorfen vornimmt, bis 2030 im Stadtgebiet die Wärmeenergie zu 100 Prozent regenerativ zu erzeugen. Dieses Ziel soll wie in den Nachbarkommunen durch einen Stadtratsbeschluss verankert und durch geeignete Maßnahmen gefördert werden: verbesserte Wärmedämmung in Alt- und Neubau, moderne Regeltechnik, wie programmierbare Heizkörperventile oder Hausautomations-Systeme. „Der erste Schritt ist aber die Sensibilisierung der Bevölkerung und das Aufzeigen der Möglichkeiten, die Leute wollen ja weg von der Atomkraft – jetzt müssen wir eben gemeinsam praktikable Lösungen erarbeiten, dann finden wir auch Mitstreiter im Dorfener Stadtrat!“

Investitionen sollen, wenn immer möglich, in der Region Dorfen getätigt werden. „Ziel ist, die bereits vorhandene regionale Kompetenz im Bereich der erneuerbaren Energien weiter auszubauen. Arbeitsplätze in Handwerk und Gewerbe sollen gesichert und die Entwicklung einer regionalen Umweltindustrie gefördert werden“, forderte Eckhard Engel. Die erneuerbaren Energien beruhten in der Regel auf dezentraler Technik. Anders als bei den Großprojekten der Konzerne seien die Investitionen überschaubar und von Kommunen, mittelständischen Unternehmen oder sogar Privatleuten zu stemmen. Das Geld werde zumeist bei lokalen Unternehmen ausgegeben, sei es für die Photovoltaikanlage, die Wärmedämmung oder die neue Fernwärmeversorgung. Aber auch die Erträge aus Stromerzeugung und die Gewerbesteuer blieben dort, wo das Geld herkommt, nämlich in unserer Kommune. „Die überteuerten Windparks der Konzerne in der Nordsee lehnen wir ab. Wir setzen auf das regionale Handwerk und Gewerbe. So bleiben Gewerbesteuer, Stromeinnahmen und Arbeitsplätze hier!“ bb

Artikel vom 18.08.2011
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...