Albrecht Ackerland im Münchner SamstagsBlatt

München · Zum Thema der Woche: „Basketball”

München · Richtig schön gemütlich war‘s. Ein Samstagabend in der Boazn ums Eck. Das Weißbier kühl, die Ansprache des Wirts Theo gemächlich. Alles ging seinen samstagabendlichen Gang. Dann riss einer die Tür auf.

Es war der Beppi, der hereinkam, völlig aufgelöst. Ob wir denn wüssten, was los sei – „Basketball“ sagte er in einem fort und japste, schnatterte und stotterte dabei wie ein Dieselmotor aus einem Mercedes mit einem Tachostand, der wieder bei Null angekommen ist. Das ist nach 999.999 gefahrenen Kilometern der Fall. Manch grundsolide gebauter und liebevoll gepflegter und gewarteter Wagen schafft so etwas. Der Beppi, wenn er denn so weiterjapst, sicher nicht mehr. Er war kurz vor der Schrottreife.

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Es dauerte eine Weile, bis wir alle verstanden, was den Guten denn so durchschüttelte. Dann wurde klar: Sein Neffe Jannik spielt Basketball auf Jugendliganiveau. Der Junge ist 13, hochgeschossen und damit beinahe doppelt so groß wie ein über die Jahre zusammengeschrumpfter Braumeister vom Augustiner im Ruhestand, – und er versenkte an einem einzigen Tag in einem einzigen Spiel sagenhafte vier Dreierwürfe.

Das klingt nun alles ganz fantastisch. Vorausgesetzt man weiß, was ein Dreierwurf ist. Ich fühlte, der Beppi brauchte jetzt einen Beistand, der Mann musste aufgefangen, zurückgeholt werden. Wer konnte schon ahnen, dass eine Bubenpartie beinahe zum Herzstillstand führen kann. So kam es, dass ich über Dreierwürfe laut sinnierte. Ein Mordstrumm Glück hat dein Bua da gehabt, sagte ich ihm. Doch das machte alles nur noch schlimmer. Keine Ahnung hätte ich, und ob mir überhaupt bewusst sei, dass ich mit einem künftigen Superstaronkel sprechen darf. Das war der Zeitpunkt, als ich mir ein leichtes Weißbier bestellte und mein Gehirn in den Standby-Modus umschaltete.

In dieser Phase der Boaznmeditation wurde mir allerdings klar, dass wir diese reine Energie vom Beppi nicht verschenken dürfen. Und dass es sich anscheinend lohnt, sich einmal ein Basketballspiel der Junioren anzusehen. Weil zum einen ja der Münchner Fußball in diesen Tagen regelrecht langweilig erfolgreich ist. Und weil zum anderen es eine grauenvolle Vorstellung wäre, dass die nächste lebende Legende der Jannik vom Beppi sein könnte, und dass der womöglich bald auf den Spuren von Dirk Nowitzki dribbelt. Im gelobten Land der USA.

Das ist eine Gefahr, die sich schön vermeiden lässt: Nicht Zeuge zu sein vom Jannik seiner Steilkurve, der es dem gebürtigen Würzburger Nowitzki gleichmachen und Legendenstatus erreichen könnte. Es ist immer schön, wenn sich was rührt.

Artikel vom 18.08.2011
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