54 Container, 30 Abfallarten – Megawertstoffhof kostet fünf Millionen Euro

Freimann · Müllentsorgung XXL

Zum Baubeginn versammelten sich Projektleiter Johann Georg Sandmeier, Kommunalreferentin Gabriele Friderich, Zweiter Werkleiter Helmut Schmidt und die Architekten Veronika Seitz, Arnold Tallavania und Johann Talhof (von links).	ws

Zum Baubeginn versammelten sich Projektleiter Johann Georg Sandmeier, Kommunalreferentin Gabriele Friderich, Zweiter Werkleiter Helmut Schmidt und die Architekten Veronika Seitz, Arnold Tallavania und Johann Talhof (von links). ws

Freimann · Großmengenwertstoffhof – das Wort muss man sich einmal im Munde zergehen lassen. Im Prinzip ist das ein ganz normaler Wertstoffhof, nur doppelt so groß wie die jetzigen, mit der doppelten Anzahl von Containern und moderner gestaltet.

Die Stadt baut nun auf einem brach liegenden Grundstück im Gewerbegebiet Freimann an der Lindberghstraße den ersten von drei solchen neuen Riesen-Wertstoffhöfen. Zwei weitere Großmengenwertstoffhöfe sind im Münchner Westen sowie im Südosten des Stadtgebietes geplant. Für den an der Lindberghstraße, nördlich des Frankfurter Rings auf Höhe Lilienthalallee, erfolgte in der vergangenen Woche der offizielle Baubeginn. Im Herbst 2012 soll die gut fünf Millionen Euro teure Anlage in Freimann eröffnet werden. Sie bietet Platz für 54 Großraumcontainer und für mehr als 30 verschiedene Abfallarten.

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Sie wird dann gleich zwei bestehende Wertstoffhöfe im Münchner Norden ersetzen: den an der Wilhelm-Wagenfeld-Straße 5 in der Parkstadt Schwabing (auf dem Areal ist eine Wohnbebauung plus Infrastruktur vorgesehen) und den auf dem Gelände des Entsorgungsparks Freimann an der Werner-Heisenberg-Allee 62. Dort will die Stadt mittelfristig eine eigene Erdenproduktion aufbauen, um ihr Angebot an sogenannter »Münchner Regionalerde« zu erweitern.

Der künftige Großmengenwertstoffhof an der Lindberghstraße wird den gesamten Münchner Norden als Einzugsgebiet haben. Denn an dem neuen Standort, an dem in diesen Tagen die Bagger anrollen, werden die Bürger in gut einem Jahr Sperrmüll und andere Ab-fallarten auch in größeren Mengen abgeben können. Das ist derzeit nur im Entsorgungspark Freimann an der Werner-Heisenberg-Allee möglich. In den zwölf normalen Wertstoffhöfen im Stadtgebiet kann man hingegen Sperrmüll, Metalle, Altholz, Bauschutt, Gartenabfälle, Altpapier und vieles mehr nur in haushaltsüblichem Umfang anliefern: und zwar bis zu einem Volumen von zwei Kubikmetern, »das ist so viel, wie in ein Auto reinpasst«, sagt Kommunalreferentin Gabriele Friderich. Der Preis für die Entsorgung von maximal zwei Kubikmetern Sperrmüll sei über die Gebühr der Restmülltonne bezahlt. Größere Mengen würden verwogen und dann die Entsorgung nach Gewicht abgerechnet: Dazu wird es in der geplanten Anlage an der Lindberghstraße künftig auch eine Kraftfahrzeugwaage geben.

Und nicht nur das: Dort seien vier Gebäudeeinheiten (für Personal, Problemmüll, Trödel und für einige überdachte Container) sowie 46 Container im Freien vorgesehen, so Johann Georg Sandmeier vom Baureferat, der das Projekt erläuterte.

Das städtische Grundstück, lange Zeit eine Brachfläche, verfüge über eine Fläche von 11.000 Quadratmetern. Bauherr ist der Abfallwirtschaftsbetrieb München, das Baureferat übernimmt das Projektmanagement. Mit der Planung und Ausführung des Baus und der Freianlagen hat das Baureferat das Münchner Architekturbüro Hess, Talhof, Kusmierz betraut sowie die Münchner Landschaftsarchitekten des Büros Tallavania.

Die Planung der Gebäude konzentriere sich im Wesentlichen auf drei Farbelemente: das umlaufende Grau des Daches aus Sichtbeton, die orangefarbenen Container und die orangefarbenen Gebäudeteile sowie auf die schwarz asphaltierte Hoffläche. Die Gebäude bekämen eine wärmegedämmte Fassade mit davor angebrachten orange eingefärbten Polycarbonatplatten. Ebenfalls unter dem Umweltaspekt sei eine Holzpelletsheizung sowie eine Solarthermieanlage für die Warmwasserbereitung geplant. Kommunalreferentin Friderich lobte das Bauvorhaben mit den Worten: »Es ist ein schönes Konzept für einen Wertstoffhof.« Er sei außerdem städtebaulich gut angepasst in die Umgebung des Gewerbegebietes Freimann.

Der Abfallwirtschaftsbetrieb München erwartet in dem künftigen Großmengenwertstoffhof an der Lindberghstraße etwa 120.000 Kunden jährlich und eine Anliefermenge von 8.000 bis 10.000 Tonnen an Wertstoffen pro Jahr. Fachgerecht entsorgt werden können dort auch Problemstoffe wie Batterien, Farben, Lacke und Leuchtstoffröhren.

Die Kommunalreferentin nahm den Baubeginn für das Projekt in Freimann auch zum Anlass, für alle Münchner Wertstoffhöfe eine Bilanz zu ziehen: Die zwölf Wertstoffhöfe, zusammen mit dem im Entsorgungspark Freimann an der Werner-Heisenberg-Allee, »werden von den Münchnerinnen und Münchnern seit Jahren hervorragend angenommen.« Bereits jetzt liege die Anlieferquote an Spitzentagen bei bis zu 1400 Fahrzeugen pro Wertstoffhof pro Tag. Insgesamt würden auf allen Münchner Wertstoffhöfen zusammen pro Jahr rund 94.000 Tonnen an Wertstoffen abgegeben. 82 Prozent aller Abfälle würden recycelt, das sei eine hohe Quote. Die restlichen 18 Prozent der Abfälle würden im Heizkraftwerk Nord verbrannt, die Verbrennung werde thermisch genutzt zur Gewinnung von Strom und Fernwärme.

Auf allen Münchner Wertstoffhöfen habe man im Jahr 2010 etwa 1,4 Millionen Anlieferungen verzeichnet, also 1,4 Millionen Nutzer, berichtete die Kommunalreferentin weiter. Das heißt, jeder Münchner fahre im Durchschnitt einmal pro Jahr zum Wertstoffhof. Den Zweiten Werkleiter Helmut Schmidt veranlasste dies zu einem besonders positiven Fazit: »Nirgendwo auf der ganzen Welt werden Wertstoffhöfe so intensiv genutzt wie in München.« In den 1950er Jahren habe alles begonnen: Damals habe die Müllabfuhr erkannt, dass viele Abfälle getrennt gesammelt und entsorgt, beziehungsweise wiederverwertet werden können. So richtete die Stadt München 1961 einen »Gerümpelabholdienst« und vier öffentliche Hausratsammelstellen ein. Zwischen 1990 und 1997 entstanden die jetzt existierenden zwölf Wertstoffhöfe, allesamt »baulich hochwertig«, freut man sich beim Abfallwirtschaftsbetrieb München. In einer nächsten Stufe baut man nun nach und nach die drei Großmengenwertstoffhöfe im Stadtgebiet. ws

Artikel vom 16.08.2011
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