Fünf Projekte lagen jetzt auf dem Tisch des Bezirksausschusses

Bogenhausen · Proteste gegen Kitas

Bogenhausen · Der eklatante Mangel an Betreuungsplätzen für Kinder jeder Altersstufe im 13. Stadtbezirk bereitet seit langem vielen Eltern Kopfzerbrechen. Kommunal- und Stadtpolitiker sind bestrebt, die Lage zu verbessern. Und auch Firmen haben inzwischen die Marktlücke entdeckt.

Gleich fünf Projekte lagen jetzt dem Bezirksausschuss (BA) zur Beratung auf dem Tisch. Drei Vorhaben sind Unternehmensinitiativen teils mit finanzieller Unterstützung aus dem Rathaus, eine Einrichtung stemmt die Stadt, einer anderen gewährt sie Zuschüsse. Doch gegen zwei private Pläne in der Vollmannstraße 53 und 59 wehren sich die Anwohner, in einem Fall läuft laut Schreiben an den BA bereits eine Klage beim Verwaltungsgericht.

In Altbogenhausen, an der Röntgenstraße 15, baut die Elly & Stoffl Bogenhausen GmbH, ein Gebäude zu einem Haus für Kinder mit 72 Krippen- und 50 Kindergartenplätzen um. Laut Referat für Bildung und Sport besteht im Umfeld für ein solches Projekt große Dringlichkeit. Eröffnet werden soll die Tagesstätte voraussichtlich im ersten Quartal 2012. Die Maßnahmen werden mit rund 4,95 Millionen Euro veranschlagt, die Landeshauptstadt leistet einen Zuschuss zu den Investitionskosten von 2,88 Millionen Euro. Die Gesellschaft betreibt in Laim, Schwabing und auf der Theresienhöhe bereits drei Kitas.

Angesichts des Aufwands sind die Gebühren entsprechend hoch. Die Einschreibung schlägt mit 500 Euro zu Buche, die Gebühren für Kindergarten betragen monatlich laut Vorlage für drei bis vier Stunden 480 Euro (Krippe 580), für fünf bis sechs Stunden 660 Euro (840) und für sieben bis acht Stunden 720 Euro (1000). Dazu kommt das monatliche Verpflegungsgeld für Vollzeit von 110 Euro (90). Ein Hol- und Bringservice im Stadtgebiet kostet pro Fahrt zehn Euro, die Monatspauschale beträgt 150 Euro. Das Haus für Kinder mit zwei Kinderkrippen-, zwei Kindergarten- und einer Hortgruppe an der Ecke Denninger-/Friedrich-Eckart-Straße ist beschlossen. Die auf BA-Wunsch wegen der dortigen Verkehrssituation durchgeführte Suche nach einem »geeigneten und sofort bebaubaren Alternativstandort verlief leider ergebnislos«, so die Antwort aus dem Bildungsreferat. Denn eine Prämisse war die unmittelbare Nähe zur Sprengelschule an der Fritz-Lutz-Straße. Die Gruppenräume werden »ausschließlich in den lärmabgewandten Gebäudeteilen untergebracht, der Freispielbereich durch Lärmschutzwände abgesichert«. Das Projekt kostet knapp vier Millionen Euro, ein Eröffnungstermin steht derzeit noch nicht fest.

Den Neubau eines Walddorfkindergartens an der Dorfstraße in Ismaning – Gesamtkosten knapp eine Million Euro – mit einem Dutzend Krippen- und 50 Kindergartenplätzen bezuschusst München mit rund 60.000 Euro. Fünf Sprösslinge aus Bogenhausen und Schwabing/Freimann können künftig dort betreut werden.

Das Statement der Kommunalpolitiker zu den Plänen an der Vollmannstraße: »Der BA begrüßt die Vorhaben, befürchtet aber Verkehrsprobleme. Das Kreisverwaltungsreferat soll die Situation prüfen.« Der Hintergrund: Bring- und Holfahrten für fast 150 Kinder, starker Radlverkehr zum und vom Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium sowie extreme Belastung durch Personenwagen. Der Verkehr dürfte wohl nicht das einzige Problem für die Krippe im Haus 59 der Köhling Family Services GmbH (»unsere Schwerpunkte sind Montessori-Pädagogik und bilinguale Förderung in Deutsch und Englisch«) mit 72 Plätzen sein. Laut Dunia Köhling stehen 20 Tiefgaragenplätze zu Verfügung. Dazu ein Nachbar: »Das sind Duplex-Garagen, die werden von den Eltern wohl kaum genutzt.«

Der Eigentümer des direkt hinter der Nr. 59 liegenden Grundstücks, auf dem sich die Gebäude 59a und 59b befinden, monierte im Gremium viele falsche Angaben. Zu seinem Grundstück gehöre auch die Zufahrt, die an der Nordseite der Nr. 59 verläuft. Laut Planungen soll von dort der Personaleingang in die Krippe sowie ein Ausgang in den Garten führen. »Es besteht kein Wegerecht für die Benutzung unseres Weges«, konstatierte der Mann und verwies zudem auf eine direkt an seinem Grundstück vorgesehene Außentreppe auf die Dachterrasse von Nr. 59. Darauf soll laut einem Lokalpolitiker eine Bobby-Car-Bahn angelegt werden. Der Anwohner kündigte an, sein Vorkaufsrecht für das Areal auszuüben, um so das Vorhaben zu stoppen.

Etwa 70 Meter weiter, an der Vollmannstraße 53, will wiederum die Elly & Stoffl Cosimapark GmbH im Gebäude einer ehemaligen Schreinerei laut Anliegerschreiben an den BA eine Tagesstätte mit etwa 70 Betreuungsplätzen einrichten. Angesichts der hohen Betreuungspreise erklärte eine Nachbarin mit Kleinkind: »Das kann ich mir nicht leisten, das ist komplett am Bedarf vorbeigeplant.« Indes: Ein Bauvorbescheid, der die Zulässigkeit des Vorhabens bestätigt, ist bereits durch die Lokalbaukommission ergangen. Dagegen hat die Mehrheit der Nachbarn Klage beim Verwaltungsgericht eingereicht. ikb

Artikel vom 16.08.2011
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