Eishockey-Eltern sollen den Nachwuchs unterstützen

Erding · 15 Arbeitsstunden Pflicht

Hitzige Stimmung herrschte unter den Eltern, als das brisante Thema „Arbeitspflicht“ von Patrick Kressler (stehend),  Jugendleiterin Marion Abstreiter und Abteilungsleiter Ralf Kürten (im Eck) den Eltern vorgestellt wurde.	Foto: bb

Hitzige Stimmung herrschte unter den Eltern, als das brisante Thema „Arbeitspflicht“ von Patrick Kressler (stehend), Jugendleiterin Marion Abstreiter und Abteilungsleiter Ralf Kürten (im Eck) den Eltern vorgestellt wurde. Foto: bb

Erding · Noch schwelgt ganz Eishockey-Erding in der Oberliga-Aufstiegs-Euphorie. Noch nie wurden so viele Dauerkarten verkauft und der Kader für die kommende Saison steht fast. Dabei geht unter, dass es seit einiger Zeit im TSV-Nachwuchs-Bereich rumort:

Jugendleiter bleiben kaum länger als ein Jahr, Trainer wechseln jede Saison, viele Spieler sind nach Landshut, Klostersee oder Moosburg abgewandert. Die Junioren-Mannschaft wurde vor einem Jahr sogar komplett abgemeldet – damit fehlt der so wichtige Unterbau für die erste Mannschaft, eine schnell improvisierte Zweite Mannschaft (1b oder U24 genannt) kann nicht auffangen, dass die 18-jährigen Jugendspieler keine Perspektive haben und gehen. Nun schlug auch noch das Kiosk-Team um Beate Botthof Alarm: Der Arbeitsaufwand sei einfach viel zu hoch, „so wie letzte Saison geht das auf keinen Fall weiter“, so Botthof.

In einer von der Abteilungsleitung darauf hin einberufenen Elternversammlung wurden die Fakten auf den Tisch gelegt. „Es ist sehr schade, dass von 140 Spielern heute wieder nur etwa 60 Eltern gekommen sind – und das sind meistens eh schon die, die sich engagieren. Es ist jedoch so, dass wir im vergangenen Jahr mit unserem Kiosk einen Reingewinn von 35.000 Euro erwirtschaftet haben, dieses Geld geht annähernd komplett zum Nachwuchs: für Trainer, für Busfahrten oder auch für Pucks. Wir brauchen dieses Geld dringend – doch dafür waren über 2000 Arbeitsstunden im Kiosk notwendig und die wurden von nur 33 Helfern erbracht, jeder stand im Schnitt also 60 Stunden im Kiosk. Das kann so nicht weitergehen, daher muss eine andere Lösung her“, sagte Abteilungsleiter Ralf Kürten.

Es sei keineswegs üblich, wie beim TSV Erding, dass weitere Auswärtsfahrten für alle Mannschaften im Bus kostenlos sind. Ebenso seien der Mitgliedsbeitrag und die Umlage wesentlich niedriger als etwa in Landshut oder Klostersee. Und dass man beim TSV immer bemüht sei, hochklassige Trainer zu verpflichten, gehe eben nur mit entsprechendem Geld. „Wir können auf den Kiosk-Dienst bei den Spielen der ersten und zweiten Mannschaft sowie beim Freilauf verzichten und geben den Kiosk an die Stadtwerke zurück – übrigens warten da seit Jahren schon zahlreiche Gastronomen und Firmen darauf, hier einsteigen zu dürfen! Doch dann verzichten wir auf 35.000 Euro im Jahr, das bedeutet eine Erhöhung der Beiträge pro Kind um 250 Euro, die Busfahrten kosten dann für alle immer etwas und bei den Trainern müssen wie eben auch auf kostengünstige Lösungen achten“, skizzierte Kürten ein Schreckensszenario.

Lösungen, wie von einigen Eltern vorgeschlagen, etwa 400-Euro-Jobber dafür einzustellen oder die von den Eltern zubereiteten Speisen und Getränke bei einem Catering-Dienst zu bestellen, seien nicht möglich. „Wir können von den Stadtwerken Erding aus niemanden einstellen, das darf nur ehrenamtlich laufen. Und wenn wir Brezn, Semmeln und Kuchen fertig einkaufen, dann reduziert sich unser Gewinn drastisch, das macht keinen Sinn“, sagte Vorstands-Vize Patrick Kreßler.

Man brauche daher für die kommende Saison, die im September beginnt und 27 Wochen lang sei, mindestens 50 bis 60 Eltern, die bereit sind, jeder 30 bis 40 Stunden oder 6 bis 8 Mal je vier Stunden im Kiosk während den Spielen der Senioren-Mannschaften, beim Freilauf sowie bei den Eisstockschützen zu arbeiten. „Das kann doch bei 140 spielenden Kindern nicht so schwierig sein“, wunderte sich Kürten. Ist es aber schon, denn in jeder der sechs Nachwuchs-Mannschaften sind schließlich Woche für Woche zahlreiche Dienste zu erfüllen: Strafbank, Zeitnahme, Spielberichte, Kabine (von der eigenen Mannschaft und vom Gegner) putzen, Obst (auch für jeweils zwei Teams) vorzubereiten und auch bei jedem Heimspiel ist der Kiosk mit zwei bis drei Eltern besetzt.

Da sich nicht genügend Eltern freiwillig verbindlich für diese Kiosk-Dienste anmeldeten, beschloss die neue Abteilungsleitung, die Einführung einer Arbeitspflicht für alle Nachwuchsspielereltern im Kiosk. Jede Familie ist ab sofort verpflichtet, mindestens fünf Arbeitseinsätze oder 15 Arbeitsstunden pro Saison im Kioskbetrieb zu erbringen. „Parallel zur Einführung der Arbeitspflicht haben wir die Aktiven-Umlage ab der Saison 2011/2012 um eine Bonus/Malus-Regelung ergänzt. Pro Familie werden 150 Euro für die zu erbringenden Arbeitsstunden angesetzt, diese werden als Kaution auf einem Vereinskonto hinterlegt und bei Nachweis der erbrachten Stunden am Ende der Saison zurückerstattet. Bei Nichterbringung der Arbeitsleistung wird das Geld einbehalten und dem Verein zur Verfügung gestellt“, so Kürten. Ausgenommen von der Arbeitsverpflichtung sind allerdings zwei Mannschaftsführer pro Altersklasse sowie zwei Zeitnahmeteams pro Mannschaft, die das Amt die gesamte Saison verbindlich übernehmen. „Ich will, dass die Beiträge niedrig bleiben und alle Teams kostenlos mit tollen Bussen zu Auswärtsspielen fahren können. Das geht nur so“, fasste Kürten zusammen. bb

Artikel vom 17.08.2011
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