Flüchtlingsheim für Jugendliche und junge Männer eröffnet in Milbertshofen

Milbertshofen · Ein bisschen Glück erkauft

Frederik Kronthaler wird das Flüchtlingsheim für Jugendliche und junge Männer aus Kriegs- und Krisengebieten betreiben. 	Foto: ws

Frederik Kronthaler wird das Flüchtlingsheim für Jugendliche und junge Männer aus Kriegs- und Krisengebieten betreiben. Foto: ws

Milbertshofen · In Milbertshofen entsteht ein Flüchtlingsheim für Jugendliche und junge Männer aus Kriegs- und Krisengebieten in Afrika und Asien.

In dem leer stehenden Gebäude an der Moosacher Straße 14 wird eine »Stelle für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge« eingerichtet, wie sich die Einrichtung offiziell nennt. Die Belegung solle Mitte August beginnen. Insgesamt werde es in dem Haus Platz für 40 junge Flüchtlinge geben. Das kündigte Frederik Kronthaler vom Verein Condrobs an, der das Heim im Auftrag des Jugendamtes der Stadt betreiben wird. Das Haus sei »ein geeignetes Objekt«: Es verfüge über vier Stockwerke mit Balkonen und Bädern sowie über einen großen Gemeinschaftsbereich im Erdgeschoss. Pro Etage werde es jeweils eine Wohngruppe für zehn Personen geben. Die meisten der künftigen Bewohner seien zwischen 15 und 17 Jahre alt.

»Sie brauchen unsere Hilfe«, mit diesen eindringlichen Worten stellte Kronthaler das Projekt den Stadtteilpolitikern vor. Es stieß im Bezirksausschuss Milbertshofen-Am Hart denn auch nicht auf Ablehnung, sondern auf Zustimmung – allerdings warf das Projekt für die Lokalpolitiker doch eine Reihe von Fragen auf. »Haben Sie Einfluss auf die ethnische Zusammensetzung?«, wollte die Bezirksausschussvorsitzende Antonie Thomsen (SPD) wissen. Projektleiter Kronthaler räumte ein, dass dies nur bedingt der Fall sei. Das Jugendamt der Stadt sei unter Druck und überlastet, weil es derzeit viele unbegleitete minderjährige Flüchtlinge betreuen müsse, die in München ankommen.

Im Juli seien es insgesamt 834, im Juni seien es 760 gewesen. Viele von ihnen kämen derzeit aus Somalia, Afghanistan, dem Iran und Irak, berichtete der Bereichs-Geschäftsführer von Condrobs. Der typische Fall sei wie folgt: »Im Herkunftsland geht eine Bombe hoch. Sieben von zehn Personen, alles Verwandte, sind tot. Die anderen legen zusammen, zahlen 25.000 Dollar an Schlepperorganisationen, damit wenigstens einer aus dem Clan überleben kann.« Auf diese Weise kämen viele Jugendliche – fast immer Buben, keine Mädchen – nach Europa und seien hier mit einer »Riesen-Hypothek« belastet. Nicht selten fragten sie sich, warum gerade ich, warum habe gerade ich überlebt, schilderte Kronthaler die Gefühle und Gedanken der jungen Flüchtlinge, die in München landen.

In das Haus an der Moosacher Straße kämen im Übrigen »nicht schwer traumatisierte« junge Leute, sondern junge Flüchtlinge ohne große persönliche Probleme. Auch »Gewalt, Drogen, Alkohol und psychische Probleme sind kein Thema«, berichtete der Projektleiter auf Nachfrage von Stadtteil-Politiker Thomas Schwed (CSU). Für schwer traumatisierte Flüchtlinge oder welche mit Drogen- oder Alkoholproblemen gebe es in München eine eigene therapeutische Einrichtung.

Zwar sei Condrobs ein Suchthilfeverein, doch im Falle des geplanten Flüchtlingsheims an der Moosacher Straße handele es sich schlichtweg um junge Flüchtlinge, die man nicht in einem normalen Flüchtlingsheim unterbringen könne. Denn in einem solchen könnten unbegleitete Minderjährige unter Umständen von den erwachsenen Heimbewohnern drangsaliert werden. Das wolle man jungen alleinstehenden Flüchtlingen nicht zumuten. Condrobs habe die Aufgabe, sie zu betreuen und ihren Schutz zu gewährleisten. So würden sie im geplanten Heim an der Moosacher Straße rund um die Uhr pädagogisch betreut. Auf sechs Jugendliche komme ein Betreuer. Tagsüber gehen sie in die Schule oder absolvieren eine Ausbildung, lernen Deutsch.

Wegen ihrer geringen Sprachkenntnisse könnten sie in München keine Regelschule besuchen. In dem Gemeinschaftsraum könnten sie unter anderem im Internet surfen und auch per Computer mit ihren Verwandten in den Herkunftsländern telefonieren. Stadtteil-Politiker Dr. Claus Wunderlich (FDP) zeigte sich über diesen Service erstaunt und fragte nach, ob all das denn notwendig sei, was Projektleiter Kronthaler irritiert zur Kenntnis nahm.

Die Bezirksausschussvorsitzende Thomsen (SPD) stand ihrem Gremiumskollegen jedoch prompt zur Seite und stellte klar: Wunderlichs Nachfrage sei legitim, schließlich handele es sich um das Geld der Steuerzahler. »Wir wollen wissen, wer hier lebt und wie«, betonte die Stadtteilchefin. Kronthalers Angaben zufolge wird das geplante Flüchtlingsheim durch Gelder vom Freistaat Bayern finanziert. Die Lokalpolitiker interessierte ferner, welchen rechtlichen Status die künftigen Heimbewohner haben werden. Deren »Aufenthaltsstatus ist ungeklärt«, berichtete der Projektleiter, sie seien im üblichen Verfahren für Asylbewerber in Deutschland. Wie hoch die Anerkennungsquote sein werde, lasse sich nicht sagen. Wally Schmidt

Zusammenleben der Berg-am-Laimer und der jugendlichen Flüchtlingen

Artikel vom 02.08.2011
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