Sankt Ursula wird weiter saniert – jetzt ist die Kuppel dran

Schwabing · Noch nicht aufatmen

Dekan Theil sammelt für die Sanierung von Sankt Ursula fleißig Spenden, auch mithilfe von Promis. Als nächstes ist die Kuppel dran.	Fotos: scy/privat

Dekan Theil sammelt für die Sanierung von Sankt Ursula fleißig Spenden, auch mithilfe von Promis. Als nächstes ist die Kuppel dran. Fotos: scy/privat

Schwabing · Aufgeatmet kann erstmal noch nicht werden. Der »Dom von Schwabing«, die Kirche Sankt Ursula am Kaiserplatz, hat zwar seine Turmsanierung hinter sich, doch nach wie vor dringend Hilfe nötig, denn ätzender Taubenkot und Witterungseinflüsse haben dem Bauwerk über die Jahre und Jahrzehnte enorm zugesetzt.

Alles in allem soll die Sanierung der 1897 geweihten Kirche vier bis fünf Millionen Euro kosten, rund ein Drittel soll die Gemeinde selbst tragen. »Wir freuen uns über jeden Spender«, so Dekan David Theil, der seit über vier Jahren unermüdlich Gelder sammelt. Auch die große Vierungskuppel etwa ist dringend sanierungsbedürftig. Das beschädigte Schmuckstück wird nun Schritt für Schritt wieder in Form gebracht. Erstmal muss geklärt werden, welche Restaurierungsmaßnahme erforderlich ist. Derzeit werden dazu Probesondierungen vorgenommen. »Grundsätzlich können wir natürlich auf unsere Erfahrungen mit der Turmsanierung zurückgreifen«, sagt Kunsthistorikerin Sibylle Appuhn-Radtke.

Sie erklärt die Besonderheiten, die sich auch in der Errichtung der Kuppel zeigen: »Die Architektur lehnt sich an die Florentiner Renaissance an. Der Architekt August Thiersch hat sich aber nicht nur am Dom von Florenz, sondern auch am Petersdom in Rom orientiert.« Das damals Außergewöhnliche an seinem Vorhaben: Die klassischen Vorbilder sollten mit moderner Bautechnik umgesetzt werden. Konkret hieß das mit dem Baustoff Beton. »Diese Umsetzung findet man anderswo kaum. Das ist typisch für Sankt Ursula«, so die Professorin.

Die Kuppel besteht aus zwei Schalen, auch das ist eine Raffinesse. »Diese Idee ist bereits auf Michelangelo zurückzuführen«, erklärt Appuhn-Radtke. Doppelte Kuppelschalen, wozu? »Einerseits sollte die Kuppel von außen möglichst hoch sein, damit sie gut sichtbar ist«, so die Expertin. Sie habe seit jeher große visuelle Bedeutung für das Stadtbild. Innen aber war eine andere Höhe notwendig. »Wäre die Kuppel innen so hoch wie außen, wäre das eine Katastrophe. Dann wäre eine gute Akustik nicht möglich«, so Appuhn-Radkte. »Ein Jammer, wenn all die großartigen Konzerte in Sankt Ursula nicht hätten stattfinden können.«

Ursprünglich übrigens war die Kuppel aus roten Ziegelsteinen. Anfang der dreißiger Jahre dann wurde das Ziegeldach der Kuppel und des Turms durch Kupferblech ersetzt. Auch Appuhn-Radtke hofft auf weitere Spendengelder. »Der Erhalt sollte uns jeden Cent wert sein. Sankt Ursula ist in vielerlei Hinsicht eine Kostbarkeit«, sagt sie. Durch die Geschlossenheit von Baukörper, Innenraum und kirchlicher Ausstattung etwa und durch die städtebauliche Situation würde diese Kirche, eine der wenigen ausgeführten Neorennaissancekirchen, eine besondere Stellung im historistischen Kirchenbau Deutschlands einnehmen. August Thiersch setzte in den Plänen für Sankt Ursula seine theoretischen Erkenntnisse um, die er 1883 im »Handbuch der Architektur« aufgeschrieben hatte. »Schwabing besitzt mit Sankt Ursula einen Modellbau, der auf die Überwindung einer beliebigen Verwendbarkeit historischer Formen abzielte«, sagt Appuhn-Radkte. Ohne auf historische Formensprache zu verzichten, sei Thiersch darin ein Vorläufer der Klassischen Moderne gewesen.

Sankt Ursula mit Zertifikat gewürdigt

»Das Bauwerk ist damit von höchstem Wert für die Architekturgeschichte«, sagt die Kunsthistorikerin. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege hat das entsprechend gewürdigt und Sankt Ursula im Jahr 2007 das Zertifikat »Denkmal von nationaler Bedeutung« verliehen. Dekan Theil sammelt Spenden auch mithilfe von Prominenten. So hat er etwa »Pater Braun« schon mal nach Schwabing geholt. Besser gesagt den Schauspieler Ottfried Fischer, der für eine TV-Serie in Messgewänder schlüpft und »Pater Braun« spielt.

Der nämlich kam zu »Talk im Turm«, einer öffentlichen Gesprächsreihe, die von Sankt Ursula initiiert wurde, um Spenden für die sanierungsbedürftige Backstein-Basilika zu sammeln. Ein anderes Mal war Schauspieler Francis Fulton-Smith zu Gast, wieder ein anderes Mal Altabt Odilo Lechner. »Ich konnte die Prominenten problemlos für die gute Sache gewinnen«, so Theil. Der Reinerlös dieser Veranstaltungen kommt der Sanierung der Kirche zugute. Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 26.07.2011
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