Jugendliche bauen in Ebersberg ihren eigenen Bikepark

Ebersberg · Kämpfen und siegen

Die Jugendlichen haben es geschafft: Am Samstag eröffnete Ebersbergs Bürgermeister Walter Brilmayer den Bikepark ganz offiziell. 	Fotos: Sybille Föll

Die Jugendlichen haben es geschafft: Am Samstag eröffnete Ebersbergs Bürgermeister Walter Brilmayer den Bikepark ganz offiziell. Fotos: Sybille Föll

Ebersberg · In einem steilen Waldstück zwischen Skilift und Tennisplätzen des TC Topspin rasen sie hinunter, fliegen über Schanzen, um an der nächsten »Wall« fast horizontal in der Luft hängend die Kurve zu nehmen und dann wieder auf dem fest gestampften Hang die nächste Sprungschanze anzusteuern.

Bei 14 Sekunden liegt der Rekord, die 200 Meter voller Hürden zu nehmen, die Jugendliche in den vergangenen drei Jahren alle selbst gebaut haben. Beinahe hätte der Amtsschimmel die Bikerbahn in Ebersberg zertrampelt, doch dank vieler Unterstützer und dem zähen Durchhalten der Downhill-Fahrer konnte am Samstag die Anfang vergangenen Jahres still gelegte Strecke wieder eröffnet werden. »Wir haben alle viel gelernt aus der Sache, ihr vor allem, dass man Ausdauer braucht, um etwas zu erreichen, und dass es bei der Stadt viele wichtige Behörden gibt«, scherzte Bürgermeister Walter Brilmayer, der sich freute, feierlich das Band zur Eröffnung durchschneiden zu dürfen. Vor vier Jahren hatten Lukas Högl (20) und seine Freunde begonnen, mit dem Mountainbike den Abhang im Wald hinunter zu fahren.

Den Ort hatten sie gemeinsam mit dem Jugendpfleger der Gemeinde, Peter Hölzer, ausgesucht. Das Grundstück sei ideal, weil der Wald hier ja sowieso schon als Sportgebiet genutzt wird, erklärt Lukas Högl. Irgendwann bauten sie die erste Sprungschanze, hier eine Kurve mit Erde und Steinen, da eine Wippe. Viel Ausprobieren und handwerkliches Geschick gehörten dazu. Holz bekamen sie vom Bauhof oder privaten Spendern, Erde aus diversen Aushüben in der Stadt. Im Laufe der Jahre entstand so ein ansehnlicher Parcours, auf dem die Jungs für Rennen trainierten. »Wir haben das gar nicht mitbekommen«, gab Rathauschef Brilmayer zu, »und dann irgendwann einfach ein Auge zugedrückt«.

Lukas Högl und sein Freund Mario Moscal, die hauptsächlich für den Bau der Strecke verantwortlich sind, hatten saubere Arbeit geleistet: »Die Bauten wurden sogar vom Gemeindeunfallverband (GUV) abgenommen und als sicher eingestuft«, erzählt Högl. Nur das Thema Haftung war noch nicht geklärt. Ende 2009 befand das Forstamt Ebersberg, das für die Pflege des städtischen Grundstücks zuständig ist, dass das Ganze zu gefährlich sei. Man könne nicht die Verantwortung übernehmen, hieß es seitens des Amtes. Außerdem sei die Strecke ein Schwarzbau und käme einer Rodung gleich, so dass Ersatzpflanzungen vorgenommen werden müssten – obgleich kein einziger Baum gefällt wurde. Also wurde die Bikerbahn stillgelegt.

Die geleistete Arbeit der Jugendlichen und ihr vollkommen eigenständiges und finanziell unabhängiges Wirken im Wald hatte jedoch Eindruck bei den Nachbarn hinterlassen. »Ich hab‘ das Sebastian Pöschl vom Förderverein Waldsportpark erzählt und gesagt, das kann nicht sein, dass die Arbeit der Jungs jetzt einfach kaputt gemacht wird«, erzählt Thomas Wolf vom TC Topspin.

Gemeinsam marschierten sie zum Bürgermeister. »Das war der entscheidende Schritt nach vorne für mich«, erzählt Brilmayer. Der Rathauschef unterstützte fortan die Jugendlichen, ein ordentlicher Bauantrag wurde gestellt, die geforderten Ersatzpflanzungen vorgenommen, die Jungs traten aus versicherungstechnischen Gründen dem TSV Ebersberg bei, der nun um die Abteilung »Downhill/Mountainbiking« reicher ist, und das Happy End war perfekt.

Radkünste bei der Eröffnung gezeigt

Allerdings gibt es eine Einschränkung für die Nutzung der Bikerstrecke: Wenn die derzeit sieben Biker trainieren möchten, muss immer ein Betreuer des TSV Ebersberg dabei sein und Gäste müssen sich für 3 Euro eine Gästekarte kaufen, mit der sie über den Bayerischen Landessportverband (BLSV) versichert sind.

Aber die Jungs sind glücklich. Trotz Regen demonstrierten zwei von ihnen den Eröffnungsbesuchern ihr Können auf den knapp 4.000 Euro teuren Rädern, die sie ebenfalls Teil für Teil selbst zusammen basteln. Und so manchem Elternteil rutschte wahrscheinlich das Herz fast in die Hose beim Anblick der fliegenden Sprösslinge. Ein kurzes Wedeln mit dem Hinterrad und sie landeten mit strahlenden Gesichtern unter dem Helm und matschbesprenkelten Klamotten wohlbehalten auf der »Landebahn«. Dass sie mittlerweile Profis sind, haben sie bereits bewiesen: Bei den Bayerischen Meisterschaften im lizenzfreien Downhill-Biken Anfang Juli erreichte Felix Gutzler den dritten Platz, Lukas Högl wurde Bayerischer Vize-Meister. Sybille Föll

Artikel vom 26.07.2011
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...