Pfarrverband verunsichert die Gläubigen von St. Johann Baptist

Haidhausen · Gemeinde in Sorge

Pfarrer Franz Xaver Leibiger wird nach 20 Jahren St. Johann Baptist verlassen. Zum Leidwesen der Gläubigen wird es keinen Nachfolger für ihn geben.	Foto: js

Pfarrer Franz Xaver Leibiger wird nach 20 Jahren St. Johann Baptist verlassen. Zum Leidwesen der Gläubigen wird es keinen Nachfolger für ihn geben. Foto: js

Haidhausen · Die Gläubigen von St. Johann Baptist sind verunsichert. Der Grund: Das Erzbistum München und Freising hat Geld- und Pfarrer-Nachwuchssorgen, weshalb wie für viele Gemeinden der Diözese beschlossen wurde, einen Pfarrverband zu gründen.

Aus den Gemeinden St. Johann Baptist, St. Elisabeth und St. Wolfgang soll ein gemeinsamer Seelsorgeraum mit St. Wolfgang als Zentrum werden. Das bedeutet für St. Johann Baptist, dass es für Pfarrer Franz Xaver Leibiger, der in diesen Tagen verabschiedet wird, keinen Nachfolger mehr geben wird. Die Vorsitzende des Pfarrgemeinderats, Therese Scheidler, fürchtet zudem eine Einschränkung der bestehenden Angebote.

Die Atmosphäre in der Gemeinde sei »aufgeregt«, sagt Leibiger. Im September wird er nach 20 Jahren in Haidhausen nach Pasing wechseln. Für die Gottesdienste in Haidhausens ältester Gemeinde, die vor rund 1.200 Jahren gegründet wurde und derzeit etwa 5.000 Mitglieder zählt, wird dann Pater Alfons Friedrich aus St. Wolfgang zuständig sein. Zumindest für ein Jahr sei zugesichert worden, dass die Messe im Gotteshaus am Johannisplatz weiterhin gelesen werde, so Leibiger. Was danach geschehe, sei jedoch unklar: »Die Leute haben Sorge, wie es weitergeht.« Bei den Gemeindemitgliedern erfreue sich der scheidende Pfarrer großer Beliebtheit, berichtet Scheidler: »Er hat die Haidhauser gut verstanden.« Mehr als 600 Besucher seien anlässlich seiner Verabschiedung zur Dankmesse am vergangenen Sonntag in die Kirche gekommen. Einverstanden sei sie mit der Entscheidung des Erzbistums nicht. Der Pfarrverband habe lange darum gekämpft, in St. Johann Baptist eine eigene Priesterstelle zu erhalten. Beim Erzbistum seien jedoch alle Gesuche um ein Gespräch abgelehnt worden. »Wir Laien dürfen zwar arbeiten, aber wir dürfen nicht mitentscheiden«, klagt sie.

Das Angebot soll aufrecht erhalten werden

Nun werde man jedoch versuchen, das Beste aus der Situation zu machen. Besonders am Herzen liege ihr, dass die zahlreichen Angebote, die Leibiger ins Leben gerufen habe, aufrecht erhalten werden können. Dazu gehören etwa die Kunstausstellungen im Pfarrhaus, die offene Kirche am Sonntag, bei der es auch regelmäßig Führungen gibt, oder auch die Theatergruppe.

Ausschlaggebend für die Neuorganisation der Gemeinden zu Pfarrverbänden, die im gesamten Gebiet des Erzbistums stattfindet, ist eine neue Studie. Eine Sozialraumanalyse habe ergeben, dass der Rosenheimer Platz das Zentrum des Viertels sei, die meisten Menschen im Stadtteil kämen dort am häufigsten vorbei. Daher habe man sich für St. Wolfgang als Sitz des Pfarrverbandes entschieden. Jedoch wolle man versuchen, auch die Bedürfnisse von älteren Menschen zu berücksichtigen, die mit dem Zurücklegen längerer Wege Schwierigkeiten hätten.

In der vom Erzbistum München und Freising herausgegebenen Broschüre »Dem Glauben Zukunft geben« heißt es dazu: »Die nahezu 40-jährigen Erfahrungen mit Pfarrverbänden im Erzbistum zeigen, dass die Gründung von Pfarrverbänden die Menschen nicht vom Kirchgang abhalten. Es ist zu erwarten, dass die Gläubigen in den neu geordneten Seelsorgseinheiten in kreativer Weise mit den Veränderungen umgehen.«

Noch Hoffnung für ein Zentrum St. Johann Baptist?

Welche Angebote künftig in St. Johann Baptist stattfinden, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Pater Friedrich wollte sich dazu noch nicht äußern. Leibiger indes hält es nicht für ausgeschlossen, dass nach der Übergangszeit von einem Jahr doch noch St. Johann Baptist Sitz für alle drei Gemeinden wird: »Ich habe Hoffnung, dass der Haidhauser Dom das Zentrum wird.« Julia Stark

Artikel vom 26.07.2011
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