Poinger Schüler nehmen mit einer Talentshow an Projekt teil

Poing · Mobben stoppen

Beni (16) bringt seine Aversion gegen Mobbing mit athletischen Breakdance- Performances zum Ausdruck. Er erntet donnernden Applaus.	Foto: Gabriele Heigl

Beni (16) bringt seine Aversion gegen Mobbing mit athletischen Breakdance- Performances zum Ausdruck. Er erntet donnernden Applaus. Foto: Gabriele Heigl

Poing · »Mobbing ist Scheiße.« Wenn Jugendliche Emotionen zum Ausdruck bringen, kann die Sprache krass werden. Aber Hermann (14), der gleich ein selbstverfasstes Gedicht vorlesen wird, sagt noch mehr. »Ich bin selbst mal gemobbt worden.«

Wahrscheinlich ist ihm deshalb sein Gedicht »Mitten ins Gesicht« so hervorragend gelungen. Zusammen mit etwa 35 Mitschülerinnen und Mitschülern der Volksschule Poing an der Gruber Straße nimmt er an einer Talentshow teil. Das Ziel des Projekts ist es, öffentliche Aufmerksamkeit für das Thema Mobbing an Schulen zu gewinnen. Die Schüler nehmen mit ihrer Veranstaltung am landesweiten schulartübergreifenden Wettbewerb des Landesschülerrates (lsr) in Bayern »Mobben stoppen« teil.

Adriana Simelka, die Schulsozialarbeiterin der Gemeinde Poing, hat die Teilnahme an dem Projekt angeregt und sofort eine gute Resonanz erzielt: »Ich habe schnell Schüler gefunden, die den Mut und das Selbstvertrauen aufbrachten, mitzumachen.« Schulleiterin Simone Fleischmann meint anerkennend: »Ich bin unheimlich stolz auf meine Schüler. Es heißt ja immer, dass nur Gymnasiasten so was auf die Beine stellen können. Von wegen!« Sie gehört dann auch zu den ausdauerndsten Applaudierern. Auch Poings Bürgermeister Albert Hingerl zeigt mit seiner Anwesenheit, wie wichtig ihm das Leben an der Schule ist.

Auf der Internetseite von »Mobben Stoppen«, www.mobben-stoppen.de, können sich Schüler über die Ziele des Projektes schlau machen: »Ihr findet auch, dass an bayerischen Schulen kein Platz für Mobbing ist? Ihr möchtet aktiv gegen Mobbing vorgehen und die Schulgemeinschaft nachhaltig verbessern?« In dem Aufruf des Landesschülerrates werden die Schüler animiert, Projekte vorzustellen, die vielleicht schon an ihren Schulen laufen, und die sie bayernweit bekannt machen wollen. Der lsr habe sich zum Ziel gesetzt, Mobbing von bayerischen Schulen zu vertreiben. »Wir suchen das beste Projekt bayerischer Schüler gegen Mobbing. Wir bieten tolle Preise und Auszeichnungen für Euer Engagement.« Neben einer Urkunde für alle Teilnehmer wird es für die besten Teams Gutscheine und Sachpreise gegen. Aber das allein ist nicht die Triebfeder für die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler. So auch nicht für den Poinger Schüler Günter (15).

Auch Günter ist schon mal gemobbt worden. »Das begann in der Grundschulzeit und dauerte an bis etwa zur 6. Klasse.« Warum er gemobbt wurde? »Ich war damals schon gerne schwarz gekleidet, hab mir die Haare schwarz gefärbt. Das hat gereicht.« Er habe sich zurückgezogen, viel gelesen, Kafka, Nietzsche. Und irgendwann sei in ihm die Erkenntnis gereift, dass es genug sei. »Ich habe mich gewehrt und Selbstbewusstsein und Stärke gezeigt. Da war es vorbei mit dem Mobben.« Der Titel seines Gedichtes lautet folgerichtig: »Rückgrat zeigen«. Wenn er jetzt mitbekomme, dass jemand gemobbt werde, werde er aktiv: »Ich schreite ein, sprech es an. Man darf es nicht zulassen.«

Die Vielfalt der Darbietungen in Poing ist beeindruckend. Es treten Schauspielerinnen auf, die eine Mobbing-Szene nachspielen, Sängerinnen, die gekonnt ihre Songs vortragen, eine aus Japan stammende Schülerin, die auf der Geige spielt, Breakdancer, die auf ganz andere Art Rückgrat zeigen, Tänzerinnen, Rollenspiele, Sketche. Alle Mitschüler schauen zu und applaudieren teils enthusiastisch. Adriana Simelka: »Ich habe gehört, dass unsere Show nach einer Zwischenbewertung zu den Top 30 gehört.« Gute Aussichten also, dass das dreimonatige Üben und Vorbereiten auch bei der Beurteilung Früchte tragen wird. Die Projekte werden durch eine Jury, bestehend aus Mitgliedern des Landesschülerrats, Vertretern des Kultusministeriums sowie Sponsoren beurteilt werden. Die Siegerehrung ist im Oktober. Gabriele Heigl

Artikel vom 26.07.2011
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