Tunnel unter Englischem Garten würde 59 Millionen Euro kosten

Schwabing · Heilung der Wunde

Sind für die »Wiedervereinigung« des Englischen Gartens: Finanzminister Georg Fahrenschon, Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch sowie die Architekten  Petra Lejeune-Grub und Hermann Grub (v. l.).	Foto: Julia Stark

Sind für die »Wiedervereinigung« des Englischen Gartens: Finanzminister Georg Fahrenschon, Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch sowie die Architekten Petra Lejeune-Grub und Hermann Grub (v. l.). Foto: Julia Stark

Schwabing · Für 59 Millionen Euro könnte der Mittlere Ring im Bereich des Englischen Gartens untertunnelt werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Machbarkeitsstudie, die auf Initiative des Schwabinger Architektenehepaars Hermann Grub und Petra Lejeune-Grub vorgenommen und vergangene Woche am Chinesischen Turm vorgestellt wurde.

Bei den Münchner Stadträten und beim Bayerischen Finanzminister Georg Fahrenschon (CSU) erntete der Vorschlag begeisterte Zustimmung. Zusagen für eine Umsetzung des Projekts blieben jedoch aus. Würde man den Mittleren Ring zwischen der Ifflandstraße und dem Seehaus unter die Erde verlegen, könnte man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Der südliche und der nördliche Teil des Englischen Gartens wären wieder vereint, und der tägliche Stau am Isarring fände ein Ende. Wie ein solches Projekt technisch realisierbar wäre, ist derzeit auf Schautafeln am Chinesischen Turm zu sehen. In dem für 190.000 Euro von der Allianz-Umweltstiftung finanzierten Entwurf des Planungsbüros Obermeyer ist vorgesehen, rund 400 Meter der Strecke zu untertunneln und einige Meter nach Norden zu verlegen. Auf der frei werdenden Fläche könnten Bäume nach dem Vorbild der ursprünglichen Parkgestaltung durch Friedrich Ludwig von Sckell gepflanzt werden, sagte Grub. Zudem würde die Ampel am Isarring wegfallen, so dass Verkehrsstockungen vermieden würden. Für den oberirdischen Bereich in Schwabing ist außerdem ein Lärmschutzwall mit eingeplant.

»Ich ziehe den Hut vor so viel privatem Engagement«, lobte Stadträtin Claudia Tausend (SPD), die in Vertretung von Oberbürgermeister Christian Ude zur Ausstellungseröffnung gekommen war. Über alle Fraktionen hinweg gebe es »große Sympathie für das Projekt«. Auch Grünen-Fraktionschef Siegfried Benker schwärmte: »Das wäre eine Vision, die München gut tun würde.« Fahrenschon sprach gar von der »Heilung einer Wunde«, die dem Englischen Garten durch den Straßenbau in den 1960er-Jahren zugefügt worden sei.

Der Bezirksausschuss Schwabing-Freimann (BA 12) setzt sich bereits seit Jahren für die Untertunnelung der Strecke ein. »Wir wollen von politischer Seite ein eindeutiges Ja«, appellierte der BA-Vorsitzende Werner Lederer-Piloty (SPD) an Stadt und Freistaat. Entscheiden wollten sich die Mandatsträger indes nicht. Die Stadt könne für das Projekt keine Gelder zusagen, räumte Benker ein. Möglich sei der Tunnelbau nur, wenn das Land mitziehe, erklärte Tausend. Fahrenschon wiederum erklärte, mit einer Bezuschussung werde sich der Freistaat erst befassen, wenn die Stadt grünes Licht gegeben habe. Einen Stadtratsbeschluss zu dem Thema wird es Tausend zufolge aber frühestens in eineinhalb Jahren geben. Zunächst muss sich die Stadt nämlich mit den Verkehrsproblemen an der Landshuter Allee und der Tegernseer Landstraße beschäftigen. Ob der Tunnel unter dem Englischen Garten gebaut werden könne, hänge in erster Linie davon ab, ob das Vorhaben nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz finanziell gefördert werde, so die Stadträtin. Gelder gibt es laut dem Gesetz allerdings nur für Projekte, die »zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse dringend erforderlich« sind. Dies sei das zentrale Kriterium für eine Förderung, betonte Rainer Hutka, Sprecher des Innenministeriums, das für die Auslegung der Regelung zuständig ist. Das Problem: Der Stau am Isarring könnte auch durch den Ausbau der Straße um eine weitere Spur behoben werden, die bei der Stadt bereits diskutiert wurde. Diese Lösung wäre deutlich kostengünstiger.

Für die Tunnel-Variante sprechen vor allem städtebauliche und ökologische Aspekte. Diese könnten jedoch nur »in Nuancen berücksichtigt« werden, sagt Hutka. Zum jetzigen Zeitpunkt könne man über die Bezuschussung des Tunnels aber noch keinerlei Aussage treffen, betonte er. Wenn ein entsprechender Förderantrag vorliege, werde man den Fall prüfen.

Julia Stark

Artikel vom 19.07.2011
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...