St. Martin Kindergarten bangt um Pädagogikkonzept: Fördermittel erschöpft

Moosach · Dreifußmodell in Gefahr

Die Fähigkeiten der Kinder zu erkennen und bewusst zu stärken und zu fördern, ist das Ziel des Dreifußmodells. 	Foto: sd

Die Fähigkeiten der Kinder zu erkennen und bewusst zu stärken und zu fördern, ist das Ziel des Dreifußmodells. Foto: sd

Moosach · Spiel, Musik und Bewegung sind drei wesentliche Bestandteile, die das Leben heranwachsender Kinder bereichern sollten. So zumindest sieht es Barbara Mock, Leiterin des Sankt Martin Kindergartens in Moosach.

Je eher die Kinder mit diesen unterschiedlichen Ansätzen in Berührung kommen, umso positiver kann es sich auf ihre Entwicklung auswirken. Aus dieser Idee ist vor drei Jahren das »Dreifußmodell« im Sankt Martin Kindergarten entstanden. Doch jetzt ist der Fortbestand dieses Konzepts in Gefahr. Die Fördermittel sind aufgebraucht und das erfolgreiche Modell kann zunächst nicht fortgesetzt werden. Dabei profitieren die Kinder hier von einem ganz besonderen Förderprogramm. Zwei Bereiche des Dreifußmodells (Musik und Bewegung) werden mit Unterstützung zusätzlicher pädagogischer Fachkräfte gezielt im Kindergartenalltag integriert und die Gruppenerzieherinnen lernen ebenfalls dazu, weil sie bei den Projekten dabei sind.

So einfach, »Spiel, Musik und Bewegung« auch klingen mag, es steckt weit mehr dahinter als sich viele Eltern oder auch Laien darunter vorstellen können. Allein das Spielen »ist eine der schwierigsten pädagogischen Arbeiten«, sagt Mock, »da es die wirkliche Auseinandersetzung mit dem Kind bedeutet«. Das intensive Miteinander fördert beim Kind die Neugier und das Interesse an der gemeinsamen Sache. Im besten Fall kann beim gemeinsamen Spiel ein Zustand von höchster Konzentration beim Kind erreicht werden. Durch die Auseinandersetzung mit Musik und den Instrumenten könnten willkürliche Kräfte der Kinder kanalisiert werden. Oft zeigen sich hier wahre verborgene Talente in Bezug auf Rhythmus- und Taktgefühl. Durch die Psychomotorikerin Ulrike Weber lernen die Kinder ihre Körperbeherrschung und damit sich selbst besser wahrzunehmen. »Ziel des ganzen Modells ist es, die Fähigkeiten der Kinder zu erkennen und bewusst durch die Interaktion zu stärken und zu fördern«, resümiert Mock. Anders gesagt: Jedes Kind sollte individuell dort abgeholt werden, wo es entwicklungsmäßig gerade steht.

Um dies bewerkstelligen zu können, gehört Erfahrung und Wissen. Deshalb nehmen alle Erzieherinnen der Einrichtung drei Mal im Jahr an einer Teamfortbildung teil. Bis jetzt wurde das Modell über die Kirchenverwaltung, einem privaten Unternehmer aus der Nähe von München, einigen Eltern und dem Bezirksausschuss von Moosach finanziert. Auch die Landtagsabgeordnete Diana Stachowitz (SPD) sowie Joachim Unterländer (CSU) unterstützten das Projekt. Doch nun ist erst einmal Schluss mit den Fördermitteln. Sie sind aufgebraucht und dadurch ruht auch das Dreifußmodell. Das möchten aber alle Betroffenen nicht so hinnehmen, denn das Modell hat die meisten Eltern begeistert. Viele von ihnen haben im Rahmen der musikalischen Entwicklungsarbeit selbst mitgeholfen, Musikinstrumente zu bauen.

Der Elternbeirat ist in Aktion getreten, denn ob und wann neue Fördermittel fließen, weiß keiner. Zwar läuft ein Antrag beim Gesundheitsministerium, eine Zusicherung kann aber nicht vorausgesetzt werden. »Wir haben deshalb ein Plakat an die Eingangstür gehängt, damit sich alle interessierten Eltern dort eintragen können«, sagt Uli Weißgerber vom Elternbeirat. Damit soll all den Förderern gezeigt werden, wie viel den Erziehungsberechtigten an dem Modell liegt. Als weitere Maßnahme ist ein Spendenlauf während des Sommerfestes geplant. Dies allein reicht aber nicht, um eine längerfristige Finanzierung auf die Beine zu stellen. Das wissen alle. Denn wünschenswert wäre eine dauerhafte Integration des Modells in den Kindergartenalltag und dass die spezielle Förderung weiterhin kostenlos für alle Kinder bleibt.

Und nicht nur das: Auch eine engere Zusammenarbeit mit öffentlichen Stellen wäre ein Ziel für die Zukunft. Sollten Gelder vom Gesundheitsministerium fließen, wird das Modell durch eine Doktorandin wissenschaftlich untersucht werden. »Denn eine grundsätzliche Idee ist es, die bisher gemachten Erfahrungen des Dreifußmodells in Zukunft auch an andere Einrichtungen weiterzugeben, damit auch diese mit dem Konzept arbeiten können«, so Mock. Erfahrungen werden aber auch gerne jetzt schon weitergegeben, lässt die Leiterin wissen. Um das alles zu realisieren, muss der Finanzierungstopf wieder gefüllt werden. Der Elternbeirat würde sich sehr über Moosacher Firmen freuen, die das Dreifußmodell mit einer Geldspende unterstützen wollen. Denn die Investition in die Kinder, ist eine Investition in die Gesellschaft von morgen und das sollte allen am Herzen liegen.

Sofia Delgado

Artikel vom 20.07.2011
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