Gemütlicher Treffpunkt oder nur ständige Lärm- und Geruchsbelästigung?

Hasenbergl · Grillplatz nervt Anwohner

Die Grillzone auf dem Goldschmiedplatz im Hasenbergl ist ein beliebter Treff für die Bewohner des Stadtteils. Doch das ist nicht jedem recht.	Foto: W. Schmidt

Die Grillzone auf dem Goldschmiedplatz im Hasenbergl ist ein beliebter Treff für die Bewohner des Stadtteils. Doch das ist nicht jedem recht. Foto: W. Schmidt

Hasenbergl · Sie sitzen im Schatten der Bäume, rauchen Wasserpfeife, spielen mit ihrer Buzuki und Darbuka griechische und türkische Lieder, machen Picknick, grillen, trinken Retsina und reden, reden, reden. »Das hier hat sich zu einem Nachbarschaftstreff entwickelt«, erzählt Halil.

Der junge Türke trifft sich gerne mit seinen Freunden und Verwandten, die im Münchner Norden leben, auf dem Goldschmiedplatz. Damit könnte es bald vorbei sein, wenn es nach dem Willen einiger Anwohner geht. Im Bezirksausschuss wurde deshalb über ein generelles Grillverbot auf dem Platz diskutiert. Früher war dort, ganz am nördlichen Ende der Schleißheimer Straße, eine Trambahnwendeschleife. Nach Eröffnung der U-Bahn hat die Stadt die Verkehrsflächen in eine Grünanlage mit Spielplätzen, Skate-Anlage und einer Grillzone umgestaltet. Zwischen den Wiesen liegt noch ein verrostetes, altes Trambahngleis. Gleich daneben sitzen Kinder, Jugendliche, Frauen und Männer auf Decken im Gras und machen Picknick. Auf kleinen Steininseln stehen Grills, da brutzelt das Fleisch über der Holzkohlenglut. Bei schönem Wetter gehe es im Sommer um 10, 11 Uhr los, berichtet Halil. Da kommen die ersten aus ihren Wohnungen, die meist nur kleine Balkone haben, und verbringen manchmal den ganzen Tag unter den Bäumen auf dem Goldschmiedplatz. Die Hitze der Großstadt ist dort erträglich. Mit Kind und Kegel, Hund und Fußball genießen die Bewohner des nahen Stadtteils Hasenbergl die warme Jahreszeit. Aber auch von der Nordhaide, dem Neubaugebiet auf der ehemaligen Panzerwiese, sowie vom Harthof und bis aus Schwabing kommen die Leute. Mehrere 100 breiten sich dann auf den Wiesen der eigens ausgewiesenen Grillzone aus, die sich auf der ganzen Ostseite des Goldschmiedplatzes hinzieht. Zwei Schilder stehen am südlichen und am nördlichen Beginn der Zone: »Grillen bis 22 Uhr erlaubt. Bodenfeuer verboten« steht darauf. Am Wochenende ist bei schönem Wetter den ganzen Tag etwas los, unter der Woche am späten Nachmittag und am Abend. Die Wohnhäuser liegen auf der anderen Seite des Goldschmiedplatzes entlang der Schleißheimer Straße.

Trotzdem fühlt sich ein Anwohner seit Jahren vom Grillen auf dem Goldschmiedplatz gestört. »Der dafür vorgesehene Platz wird schon lange nicht mehr eingehalten und das Grillen findet überall statt«, beschwerte sich der Bürger in einem Brief an den Bezirksausschuss Feldmoching-Hasenbergl. Da sich das »wilde Grillen« immer größerer Beliebtheit erfreue, grillten mittlerweile »Hundertschaften vor unserer Haustüre«, schilderte der Anlieger die Situation aus seiner Sicht. Doch auch »wir Anwohner haben das Recht auf Ruhe und Erholung«, deshalb forderte er ein »sofortiges Verbot von Grillen und Feiern am Goldschmiedplatz«. Denn solange es dort eine ausgewiesene Grillzone gebe, werde das Grillen auf dem gesamten Platz »immer weiter eskalieren und immer mehr Leute anziehen«, argumentierte der Anlieger. Bei der Sitzung des Stadtteilgremiums ergänzte er: »Wenn das Grillen im Rahmen bleibt, hat keiner etwas dagegen.« Doch wenn überall auf dem Goldschmiedplatz gegrillt werde, dann seien die aufgestellten Schilder, die auf die ausgewiesene Grillzone hinweisen, sinnlos und überflüssig. »Dann montiert die Schilder ab«, forderte der Anwohner aus der Schleißheimer Straße. Und weiter: »Vor den Wohnungen und Fenstern wird gegrillt.« Man könne, insbesondere bei Ostwind, wegen des Lärms von April bis September die Fenster nicht mehr öffnen.

Roland Helmig, Leiter der zuständigen Polizeiinspektion 43 Olympiapark, beurteilt die Situation jedoch nicht so dramatisch. Es habe in der Zeit vom 1. Januar bis 19. Mai dieses Jahres insgesamt neun Einsätze gegeben: vier Mal wegen lärmender Jugendlicher und fünf Mal wegen Grillens außerhalb der ausgewiesenen Grillzone und des damit verbundenen Rauchs. Fazit des Inspektionsleiters: »Das ist im Rahmen.« Das Problem, dass die ausgewiesenen Grillplätze in Grünanlagen zu klein würden, gebe es im Übrigen überall in München, zum Beispiel auch im Hirschgarten. Die Polizei sei außerdem nur subsidiär zuständig, eigentlich seien für die Überwachung der städtischen Grünflächen die Grünanlagenaufseher der Stadt verantwortlich.

Der Bezirksausschuss forderte denn auch das städtische Baureferat auf, den Goldschmiedplatz künftig stärker zu kontrollieren. Andererseits lehnte das Stadtteilgremium die Forderung des Anwohners nach einem sofortigen Grillverbot ab. »Das Grillen komplett zu untersagen, das kann es nicht sein. Dann haben wir nichts am Hasenbergl zum Grillen«, betonte der Bezirksausschussvorsitzende Markus Auerbach (SPD). Das Grillen auf dem Goldschmiedplatz sei okay, aber eben nur in der ausgewiesenen Grillzone. Um den dortigen Bereich zu entlasten, müsse man im Stadtbezirk 24 nach weiteren öffentlichen Grillplätzen Ausschau halten, schlug Auerbach vor. Bezirksausschussmitglied Erika Fellner (CSU) bestätigte hingegen die Kritik des Bürgers und sagte: »Das Grillen auf dem Goldschmiedplatz hat überhandgenommen.« Zudem werde auch noch nach 22 Uhr gegrillt, was für die Anwohner eine Belästigung sei. Maximilian Bauer (CSU) ergänzte: »Wenn sich keine Besserung einstellt, muss man das Grillen ganz untersagen.« Und die Stadt müsse Grillzonen weiter weg von den vorhandenen Wohnhäusern ausweisen.

Schließlich einigten sich die Mitglieder im Bezirksausschuss darauf, es mit stärkeren Kontrollen zu versuchen und nach zusätzlichen Grillplätzen im Viertel Ausschau zu halten, etwa auf dem Feldmochinger Anger.

Wally Schmidt

Artikel vom 19.07.2011
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