Umstrittenes Projekt: der Kletterwald in Vaterstetten

Vaterstetten · Pro und Contra »Walderlebnis«

Gert Vogel vom Bund Naturschutz glaubt, dass mit dem Kletterwald »Natur verkauft« würde. Foto: js

Gert Vogel vom Bund Naturschutz glaubt, dass mit dem Kletterwald »Natur verkauft« würde. Foto: js

Vaterstetten · Vaterstettens Grüne sind skeptisch, ob ein Kletterwald nahe des Ortes nicht zu sehr in die Natur eingreife. Günter Glier von der Gemeinderatsfraktion der Grünen und Gert Vogel vom Bund Naturschutz sehen eine Gefahr für Tiere und Pflanzen. Zudem befürchten sie Verkehrsprobleme. Die Anwohner begrüßen das Vorhaben jedoch.

Der Betreiber Wolfgang Estermann hat das Projekt in der vergangenen Woche vor rund 20 Interessierten im Gasthof Landlust vorgestellt. In Vaterstetten soll ein Kletterwald nach dem Vorbild des Erlebnisparks in Prien am Chiemsee entstehen.

Wer sich in schwindelerregender Höhe von Baum zu Baum bewegen will, muss dafür künftig vielleicht nicht mehr eigens nach Prien fahren. Schon ab kommendem Sommer könnte es dieses Freizeitangebot in dem Waldstück an der Straße zwischen Vaterstetten und Ottendichl geben.

Ziel des Betreibers ist es, dort »Jung und Alt zusammenzubringen« und »Natur erlebbar zu machen«. Wie das konkret aussieht? An den Bäumen werden Plattformen in der Höhe von einem bis zu 15 Metern befestigt, die mit Hängebrücken und Seilen miteinander verbunden werden. Es sei für jeden Schwierigkeitsgrad etwas dabei, sagte Estermann: Mitmachen könnten schon Kinder ab vier Jahren. Geplant seien zudem besondere Parcours für Behinderte und die Zusammenarbeit mit Schulklassen und den Kliniken aus der Umgebung. Das »Walderlebnis« könne auch eine bestimmte Form von Therapie sein, erklärte Estermann.

Der Vaterstettener Fami­lien- Kultur- und Sportausschuss setzt sich bereits seit Herbst 2009 für die Errichtung eines Kletterwalds ein. Bei Vertretern des Gemeinderats stößt das Vorhaben nun aber auf Skepsis. Grundsätzlich befürworte er das Projekt zwar, sagte Glier. Jedoch halte er den geplanten rund 500 Quadratmeter großen Parkplatz für zu klein. Es sei damit zu rechnen, dass Besucher ihre Fahrzeuge verbotswidrig an der Ottendichler Straße abstellen. Auf der Fläche befinde sich zudem ein Futtertrog für Wild, mahnte Vogel. Durch den Lärm würden die Tiere vertrieben: »Die Natur wird zum Event gemacht und verkauft.«

Der Anwohner Ernst Gentner indes teilte diese Bedenken nicht. Der Wald sei nur wenige Meter von der Autobahn entfernt, sagte er: »Die Tiere dort sind Lärm gewöhnt.« Für das Vorhaben plädierte auch Rainer Viertler aus der Millöckersiedlung. Immer wieder treffe er Jugendliche am Bahnhof mit Bierflaschen an, berichtete er. Der Kletterwald biete den jungen Menschen eine gute Alternative, sich zu betätigen.

»Ich freue mich auf dieses neue Freizeitangebot bei uns«, sagte auch Jakob Schlehgans von der Gemeinderatsfraktion der SPD. Um prüfen zu können, ob das Projekt langfristig Bestand hat, bat er Estermann jedoch, dem Gemeinderat sein Geschäftskonzept vorzustellen. Dieser versprach, dem Anliegen nachzukommen.

Julia Stark

Artikel vom 18.07.2011
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