Neues Konzept für ungenutzte Räumlichkeiten

Giesing/Harlaching · Kunst im Untergrund

Giesing/Harlaching · An der Oberfläche der U-Bahnstation Wettersteinplatz tost der Verkehr entlang der Grünwalder Straße vorbei, über den Platz flanieren die Menschen – eine ganz andere Welt liegt nur wenige Meter »Luftlinie« darunter:

ein hohler Raum, von 140 Metern Länge, 18 Metern Breite und einer Höhe von neun Meter erstreckt sich entlang des U-Bahnzwischengeschosses. Der Hohlraum war einst beim Bau der neuen U-Bahnstrecke entstanden und fristet seit vielen Jahren ein ungenutztes Dasein. Frühere Pläne, dort eine Park-and-Ride-Tiefgarage zu forcieren, um dem Parkdruck im angrenzenden Quartier zu begegnen, wurden aufgrund technischer Probleme, verkehrsinfrastukturell schwierig zu gestaltenden Zuwegungen und nicht zuletzt aus finanziellen Gründen wieder fallen gelassen. Doch jetzt regt sich altbekanntes und neues Engagement zu einer Nutzung dieses Gewölbes: Vor Wochen bereits besuchten Musiker und Künstler aus der Region, Initiativen- und Vereinsvertreter zusammen mit Vertretern des örtlichen Bezirksausschusses Untergiesing-Harlaching das derzeit (noch) graue Gewölbe. Ziel war es neben einer intensiven Ortserkundung vor allem auch, den ebenfalls anwesenden Behördenvertretern der Stadt eine künftige kulturelle und soziale Nutzung des Hohlraums mitten in der Stadt schmackhaft zu machen. Bisher war der weite Raum nur ein einziges Mal Heimstätte künstlerischen Wirkens: 1999 war das Areal Kulisse für die begehbare Rauminstallation »Untergrundspiele« des Künstlers Markus Heinsdorff.

Melanie Kieweg – als stellvertretende Bezirksausschuss-Vorsitzende in Untergiesing-Harlaching ebenso aktiv wie als Sprachrohr der Bürgerinitiative »Mehr Platz zum Leben« – trommelt seit Langem auch für eine kreative Nutzung der Brachfläche unter dem Wettersteinplatz. »Bei den Künstlern haben wir damit einen Nerv getroffen – gerade Musiker und Maler haben doch in der hochpreisigen Isarmetropole genug Probleme, bezahlbare Räumlichkeiten für Proben oder Ausstellungen zu finden – da wäre das Zwischengeschoss hier eine echte Alternative«, meint die parteifreie, für die Grünen im Stadtteilgremium agierende Lokalpolitikerin. »Rege wurde diskutiert«, berichtet sie optimistisch gestimmt vom Ortstermin im Kellerreich. »Bands wollen hier üben, auch großflächige Gemälde könnten hier ausgestellt werden und sogar ein Internetmuseum wäre denkbar«, blickt sie in die Zukunft. Bis nach der Sommerpause sollen die Künstler dezidierte Nutzungsvorschläge erarbeiten.

Ob einiges oder auch nur etwas davon realisiert werden kann bleibt abzuwarten. »Für Vorschläge und Ideen sind wir durchaus dankbar«, heißt es von Hausherrenseite. Konkreter wurden die Verantwortlichen nicht – doch zu bedenken seien die Kosten. Allein eine aufgrund der Brandschutzauflagen notwendige Sprinkleranlage koste wohl bei der Größe des Raums »eine sechsstellige Summe«.

Harald Hettich

Artikel vom 18.07.2011
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