„Holocaust im Comic“: Ausstellungseröffnung mit Vorträgen

München/Ludwigsvorstadt · Wie Comics wirken können

Jedes Thema kann Comic werden: Ausstellungsplakat von Gabriel Nemeth. Foto: VA

Jedes Thema kann Comic werden: Ausstellungsplakat von Gabriel Nemeth. Foto: VA

München/Ludwigsvorstadt · Graphic Novels, Sach- und Geschichtscomics sind zunehmend Gegenstand der Feuilletons und akademischer Veranstaltungen, besonders wenn sie die Zeit und Ereignisse des Dritten Reichs und Zweiten Weltkriegs sowie des Holocausts thematisieren. Jetzt zeigt das BayernForum der Friedrich-Ebert-Stiftung, Prielmayerstraße 3, 4.OG, Elisenhof, vom 19. Juli bis 19. August die Themenausstellung „Holocaust im Comic“ von Ralf Palandt, mit freundlicher Unterstützung des Vereins ComicStadt München.

Das Plakatmotiv spendete der Zeichner Gabriel Nemeth.

Bis heute ist strittig, ob Comics ein Medium sind, das sich dazu eignet das Thema Holocaust ernsthaft zu beleuchten. Dem Comic wird von vielen Seiten unterstellt, ein „lustiger“ Zeitvertreib für Kinder und Jugendliche zu sein, der aber nicht zur Auseinandersetzung mit derart erschreckenden Themen eingesetzt werden dürfte. Hier fände eine nahezu automatische Verharmlosung allein schon durch das gewählte Medium statt. Doch eine steigende Zahl von Comics beschäftigt sich – mehr oder minder gelungen – mit der NS-Zeit. Die Ausstellung setzt sich anhand von Beispiele differenziert mit Holocaust-Abbildungen in Comics auseinander (etwa schwarzer Humor) und regt zum Nachdenken und zur reflektierenden Lektüre an.

Der Ausstellungsbesuch (bitte mit vorheriger Anmeldung, Tel. 51 55 52 40) ist zu den üblichen Bürozeiten (8 bis 17 Uhr), auch mit Schulklassen oder Gruppen, sowie nach Vereinbarung möglich. Die Ausstellung wird am 19. Juli um 19.30 Uhr mit einem Begleitprogramm bei freiem Eintritt eröffnet. Nach der Begrüßung durch Horst Schmidt, Leiter des BayernForums, klärt Ralf Palandt mit seinem Vortrag „Braune Comics?! Bilder vom rechten Rand der Gesellschaft“ über rechtsextreme Comics auf: Neben RechtsRock setzt die rechtsradikale Szene auch Comics ein – auf Flugblättern, in Schülerzeitungen und Fanzines, Parteizeitungen und Booklets von RechtsRock-CDs. Diese Comics können Hass und Aggressionen schüren und zu Gewaltaktionen führen. Anhand von Beispielen zeigt der Kommunikationswissenschaftler wie die Bildgeschichten Feindbilder aufbauen.

Anschließend stellt Ralf Palandt als Herausgeber seinen Tagungsband „Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus in Comics“ vor: Die NPD und andere Rechtsextreme nutzen bei ihrem „Kampf um die Köpfe“ Comics, andererseits sollen die populären Bildgeschichten in der politischen Jugendbildung und im Schulunterricht der rechtsextremen Meinungsbildung aufklärerisch entgegenwirken. Doch es herrscht ein großer Mangel an Wissen betreffs der gesellschaftspolitischen Bedeutung sowie der Wirkungs- und Einsatzmöglichkeiten der Comics. Werden hier Gefahren für die Gesellschaft und Mittel zu ihrem Schutz sträflich übersehen? Welches bildungspolitische Potential steckt in Comics? Über 20 internationale Experten analysieren im interdisziplinären Rahmen Inhalte und Funktionen, Mechanismen und Verwendungen von rechtsextremen Comics, „Comics gegen Rechts“ und Geschichtscomics im Unterricht.

Artikel vom 14.07.2011
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