Nachfrage steigt stetig: 2015 benötigt Haar 120 weitere Plätze

Haar · Betreuungsfiasko

Im Waldkindergarten Haar ging es im Frühjahr noch über Stock und Stein. Jetzt steht er kurz vor dem Aus.	Foto: AWO

Im Waldkindergarten Haar ging es im Frühjahr noch über Stock und Stein. Jetzt steht er kurz vor dem Aus. Foto: AWO

Haar · Ob Krippen-, Kindergarten- oder Hortplätze – die Betreuung der Sprösslinge war und ist den Haarer Bürgervertretern lieb und teuer. Die Verantwortlichen im Rathaus versuchen alles, den Ansprüchen der Eltern gerecht zu werden.

Bei der gesetzlich vorgeschriebenen Langfristplanung für die Jahre 2011 bis 2015 und dem damit verbundenen Bedarf zuckten indes die Kommunalpolitiker ob der fehlenden Plätze und den Kosten zusammen. »Es ist fünf nach zwölf, das alles kostet immens viel Geld, die Krux sind die jährlichen wiederkehrenden Kosten«, konstatierte mit ernster Miene Bürgermeister Helmut Dworzak.

Unter Berücksichtigung des Rechtsanspruchs von Eltern für einen Krippenplatz ab dem ersten Lebensjahr der Mädchen und Buben zum 1. August 2013 meinte Grünen-Fraktionsvorsitzender Mike Seckinger: »Wir haben keine andere Chance, wir müssen uns dem Problem stellen und dem Antrag zustimmen.« Das Gremium akzeptierte schlussendlich die Fünf-Punkte-Analyse der Verwaltung und beschloss, entsprechende Maßnahmen in die Wege zu leiten. Dabei lehnten die Christsozialen die »Planungen für den Neubau eines fünf- bis sechsgruppigen Hauses für Kinder« entschieden ab, sie plädierten für eine Lösung mit Ganztagsschulen. Im Bereich der Krippenbetreuung fehlen laut einer aktuellen Erhebung bereits ab September in Haar 49 Plätze. »Alle Eltern sind dringend auf einen Platz angewiesen«, erläuterte der Gemeindechef die Situation und erhärtete somit die bereits vorsorglich getroffenen Abhilfemaßnahmen. Und bis 2015 werden laut Untersuchung 308 Plätze benötigt – 120 müssen somit neu geschaffen werden. Bei der Berechnung wurde auf Basis bisheriger Erfahrungen ein Versorgungsrichtwert von 60 Prozent zu Grunde gelegt. »60 Prozent sind doch etwas viel«, moserte CSU-Mann Dietrich Keymer, »die Räume der Ganztagsschulen haben genutzt zu werden, erst dann sollten wir an weitere Ressourcen denken«.

Für die drei- bis sechsjährigen Kinder im Kindergarten wurde bis 2015 ein Bedarf von 770 Plätzen ermittelt. Derzeit verfügt die Kommune über 729 Plätze. Schon im September fehlen etwa zwei Dutzend Betreuungsmöglichkeiten. 40 neue sind folglich künftig zu schaffen. Umso bedauerlicher ist es, dass aus finanziellen Gründen der Haarer Waldkindergarten geschlossen werden muss, wenn bis zum 15. Juli keine 15 Anmeldungen für das kommende Kindergartenjahr vorliegen. Momentan wurden erst sieben Kinder an­gemeldet. »Wenn sich die ­Situation nicht ändert, müssen wir notgedrungen die Betreuungseinrichtung schließen«, bedauert der Geschäftsführer des AWO Kreisverband München-Land e.V. Michael Wüstendörfer. Obwohl die Einrichtung Kinder nicht nur aus Haar, sondern auch aus den umliegenden Gemeinden und Stadtteilen aufnimmt. Wer noch kurzfristig einen Betreuungsplatz braucht, kann sich an den Waldkindergarten »Sonnenkinder« in Haar unter Telefon 01 63 / 6 79 77 08 wenden und vielleicht diesen damit auch vor der Schließung bewahren.

Im Sektor Hort für die Sprösslinge im Alter zwischen sechs und zehn Jahren besteht auf Sicht von vier Jahren ein rechnerischer Bedarf von rund 560 Plätzen, dem in verschiedenen örtlichen Angeboten 450 entgegenstehen. Es fehlen langfristig also mehr als 100 Unterbringungsmöglichkeiten. »Dabei ist die künftige Einwohnerentwicklung im Gebiet Haar II noch nicht berücksichtigt«, betonte der Rathaus-Chef. Die Fachleute in der Verwaltung wurden per Beschluss des Gemeinderats ermächtigt, den Bau eines Hauses für Kinder mit fünf bis sechs Gruppen zu prüfen, was aber angesichts der Grundstücksfragen nicht ganz einfach sein dürfte.

»Gut Ding will Weile haben« – das steckt im Punkt fünf des Antrags und ist zugleich eine Rückversicherung, sollte der Neubau nicht zustande kommen: »Zur Deckung der notwendigen Plätze für Grundschulkinder werden Bürgermeister und Verwaltung beauftragt, mit den ortsansässigen Schulen ins Gespräch zu kommen und ein Ganztagsschulkonzept bis spätestens zum Schuljahr 2014/15 zu entwickeln und umzusetzen«. Dies kann die Gemeinde aber nicht eigenständig entscheiden, die Blöcke Personal und Kosten sind zu klären.

ar/ikb

Artikel vom 14.07.2011
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