Der Verein »Zusammen Aktiv Bleiben« (ZAB) feiert Geburtstag

Zentrum · 30 Jahre ein »Magnet«

30 Jahre ZAB: Sonja Klingl und Fred Körner freuen sich schon auf die große Geburtstagsfeier im Oktober.	Foto: Sylvie-Sophie Schindler

30 Jahre ZAB: Sonja Klingl und Fred Körner freuen sich schon auf die große Geburtstagsfeier im Oktober. Foto: Sylvie-Sophie Schindler

Zentrum · Heute kaum vorstellbar, aber Gymnastik- und Sprachkurse für über 50-Jährige waren noch Ende der 1970er-Jahre nicht die Regel. »Früher gehörte sich das nicht«, erzählt Sonja Klingl. »Alte Menschen sollten besser in den eigenen vier Wänden bleiben.«

Insofern war es eine kleine Sensation, als im Jahre 1981, also vor genau 30 Jahren, rund 80 Aktive jedes Alters in München den Verein »Zusammen Aktiv Bleiben« (ZAB) gründeten – mit vielen Angeboten für Senioren. Damit begann eine Erfolgsgeschichte. Denn die Nachfrage war von Anfang an enorm. »Die alten Leute waren nicht mehr bereit, nur daheim zu hocken. Sie wollten aktiv sein«, sagt Fred Körner, der heutige ZAB-Geschäftsführer. Auch Sonja Klingl meldete sich. »Damals veränderte sich in meinem Leben sehr viel«, berichtet die 84-Jährige. Ihre Eltern starben, die Kinder gingen aus dem Haus. Und in der Ehe lief es auch nicht mehr besonders gut. »Da entschloss ich mich, endlich mal etwas für mich zu tun.« Sie meldete sich für einen Tanzkurs an. 26 Jahre ist das jetzt her. Seitdem ist sie dem ZAB treu geblieben, hat unzählige Kurse besucht, war bei Bergtouren und vielen Festen dabei. »So viele liebe Menschen, so eine Mordsgaudi, ich wollte gar nicht mehr weg und bin bis heute geblieben«, sagt sie mit strahlenden Augen. Ihre Lebensfreude hätte sie dem ZAB zu verdanken, sagt sie.

In diesem Jahr nun, am 6. Oktober, feiert das ZAB sein 30-jähriges Bestehen im Schlosszelt im Olympiapark. Obwohl die erste Stunde des Vereins beinahe auf den Tag genau 30 Jahre her ist: Das war nämlich der 12. Juli 1981. »Auch wenn es manchmal Krisen gab, es ging immer irgendwie weiter und wir sind sehr glücklich darüber«, so Fred Körner. »Irgendwas muss das ZAB haben. Genau lässt sich das nicht erklären. Es ist wie ein Magnet, die Menschen kommen aus allen Stadtteilen zu uns.« Über 1.000 Menschen aller Altersgruppen nehmen regelmäßig am ZAB-Programm teil, derzeit 600 Leute in über 60 Gruppen des Erwachsenenprogramms und 450 Kinder in 23 Kursen im ZAB-Zentrum, in Turnhallen und Schwimmbädern. Zudem sind 52 qualifizierte Gruppenleiter aktiv und 60 freiwillig Engagierte.

»Viele Teilnehmer sind zwar über 55 Jahre alt, trotzdem sind wir keine klassische Senioreneinrichtung«, erklärt Körner. »Das Alter spielt bei uns im Grunde keine Rolle.« Das ZAB verstehe sich nicht als »Insel für alte Menschen«, sondern als Ort, an dem sich jeder willkommen und wohl fühlen soll. Es habe sich zur Aufgabe gemacht, Brücken zu schlagen zwischen Jungen und Alten, Gesunden und Kranken, Wohlhabenden und Armen, Stammbesuchern und Neueinsteigern, Deutschen und Menschen mit Migrationshintergrund – was bei mittlerweile rund zehn Prozent aller Teilnehmer der Fall ist. Wer einen Blick in das ZAB-Programm wirft, findet eine große Vielfalt: S-Bahn-Wandern, Wassergymnastik, Literaturkreis, Volkstanz, Yoga, Englischkurse, Kreatives Schreiben, Atemkreis, Bauchtanz, Malen, Meditation, Gesprächsgruppe und vieles mehr. »Wir wollen mit unserem Angebot die Gesundheit ganzheitlich fördern, also Körper, Geist und Seele«, so Körner. »Durch die gemeinsamen Aktivitäten werden natürlich auch die sozialen Kontakte gestärkt.«

Sonja Klingl findet, dass es gut tut, im Alter nicht alleine zu sein. »Ich habe hier viele Freundschaften gefunden.« Wer einsam ist oder von Einsamkeit bedroht, findet nach dem eigenen Tempo Anschluss. »Hier kann man so lang ausprobieren, bis man seinen Platz hat«, sagt Klingl. Kostenlose Probestunden gehören ganz selbstverständlich dazu. »Man kann ohne Anmeldung in einen Kurs kommen und einfach mal zuschauen oder gleich mitmachen«, so der ZAB-Chef. Einzelstunden kosten zwischen 1 bis 2,50 Euro. Die Kursgebühren werden in der Regel für Zehner-Blöcke erhoben. Die Mitgliedschaft kann beantragt werden, ist aber kein Muss. Offene Angebote sind außerdem der Spieletreff jeden Donnerstag von 14.30 bis 17.00 Uhr und der Mittagstisch am Mittwoch von 12.00 bis 13.30 Uhr, wo frisch gekochtes Essen für 3,50 Euro angeboten wird.

30 Jahre ZAB, das bedeutet natürlich auch Veränderungen. »Es gibt immer mehr alte Menschen mit und ohne Migrationshintergrund und immer mehr Menschen mit niedrigem Einkommen im Alter«, berichtet Körner. Dazu käme der Wunsch, dazu zu gehören und gleichzeitig, sich nicht verbindlich festzulegen. »Diesen Trends wollen wir begegnen ohne unser Profil und unsere Werte aufzugeben.« Also auf weitere 30 Jahre? »Hoffentlich. In Zeiten immer knapper werdender Zuschüsse ist das nicht garantiert«, sagt Körner. Fest stehe: Ohne die tolle Förderung durch die Stadt München könnte ZAB nicht bestehen. Trotz der finanziellen Mittel – ein Umzug in größere Räume ist nicht drin. Das insgesamt 150 Quadratmeter große ZAB ist bereits »randvoll«, wie Körner sagt, manchmal müsse in den Gruppenraum der Russischen Kirche ausgewichen werden. Mehr Platz zur Verfügung zu haben, bleibe demnach noch »eine Vision«, so der Geschäftsführer. Und was wünscht sich Sonja Klingl? »Dass ich immer eine Nische im ZAB finde, in die ich hineinpasse. Hier geht es mir richtig gut.« Sie lacht. »Und letztlich freut das auch die Familie, wenn die Oma nicht allein zuhause sitzt, sondern aktiv ist.«

Das ZAB-Zentrum befindet sich an der Rumfordstraße 21a im Rückgebäude. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.zab-ev.de oder über die Telefonnummer 29 99 20, Bürozeiten Montag bis Freitag von 9 bis 13 Uhr und Montag und Donnerstag von 14 bis 16 Uhr.

Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 05.07.2011
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