Die Weiherspiele in Markt Schwaben beginnen am Donnerstag

Markt Schwaben · Der unendliche Weg

Bei den Weiherspielen geben sich die Majestäten Sissi (Martina Seidl, l.) König Ludwig II. (Sebastian Schlagenhaufer) und Sophie (Isabella Weber) die Ehre. 	 VA

Bei den Weiherspielen geben sich die Majestäten Sissi (Martina Seidl, l.) König Ludwig II. (Sebastian Schlagenhaufer) und Sophie (Isabella Weber) die Ehre. VA

Markt Schwaben · Genial oder verrückt? Ertrunken oder ermordet? »Kini der Herzen« oder Politdilettant? Zu Ludwig II. gibt es immer – mindestens – zwei Wahrheiten. Mythos und Realität.

König Ludwig II., der in aller Welt wohl bekannteste Bayer, steht anlässlich des 125. Todestages dieses Jahr im Mittelpunkt der Weiherspiele in Markt Schwaben. Hierzu wurden alle drei Schlösser des legendären Märchenkönigs, Linderhof, Neuschwanstein und Herren Chiemsee, an die große Freilichtbühne am See verlegt, zwischen denen seine Majestät mit seinem Dampfschiff »Tristan« hin und her fährt.

Mit aufwändigen Bühnenbauten, glanzvollen Kostümen und bayrischem Witz wird das Publikum in die Zeit von 1864 bis 1886 entführt: Es begegnet Lohengrin, der Opernfigur von Richard Wagner, der im Schwanenboot die Gralserzählung zum Besten gibt, Kaiserin Elisabeth von Österreich, besser bekannt als »Sissi«, und ihrer Schwester Sophie, mit der König Ludwig II. kurzzeitig verlobt war. »Es ist aber weder eine Tragödie noch ein Geschichtsepos«, erklärt Josef Schmid, Vorsitzender des Theatervereins Markt Schwaben, Regisseur und Drehbuchautor. »Wir erzählen das Ganze aus der Sicht einer Bauernfamilie, mit viel Humor, ohne den Märchenkönig lächerlich zu machen.«

Ludwig II. wollte ein Königreich der Musen, konnte sich aber dennoch den Kriegswirren nicht entziehen, aber egal was er tat, der Sieger hieß immer Otto von Bismarck. In dieser Zeit wird das bayerische Oberland, lange schon von den Malern entdeckt, nun auch von den Bürgern aus der Stadt aufgesucht. Die Sommerfrische wird modern, der Tourismus beginnt. Das bayrische Hochland ist in Mode gekommen. Grund genug für die Familie Gradl, ihren Bauernhof in einen Gasthof umzuwandeln, zumal das Anwesen direkt zu Füßen von Hohenschwangau liegt, dem Stammschloss König Ludwig II. Schon bald wird man zum königlichen Hoflieferanten ernannt, der Biergarten floriert, und – vornehmlich die Damenwelt – hofft, dass Majestät auch einmal vorbei schaut. Vielleicht erfreut es ja das Herz von Majestät, der Musikkapelle zu lauschen, wenn sein Lied »Auf den Bergen wohnt die Freiheit« vom Gasthaus ins Schloss herüberklingt. Die Blaskapelle »Polterer Buam« begleitet den Zuschauer musikalisch durch die Aufführung, und erzählt so manche Moritat über die damalige Zeit.

Und dann kommt der 13. Juni 1886, ein tragischer Tag für Bayern. Zusammen mit dem Arzt Dr. Gudden bricht seine Majestät auf zu seinem letzten Gang, den Gang in den See. »Majestät wir müssen umkehren, der Weg ist hier zu Ende«, mahnt Gudden. »Nein«, spricht der König, »hier fängt er erst an, der Weg in die Unendlichkeit«.

Unendlich wird der Weg des Theatervereins Markt Schwaben wohl nicht sein, aber er begann schon vor 27 Jahren und für Nachwuchs ist gesorgt. Aus den Einnahmen der Weiherspiele baute der Verein vor zehn Jahren eine Theaterhalle, wo mittlerweile zwei Kindergruppen und die »Junge Bühne« ganzjährig aktiv sind und Aufführungen geben. Von der »Jungen Bühne« kommt heuer erstmals der Hauptdarsteller der Weiherspiele, der 28-jährige Sebastian Schlagenhaufer, der in die Rolle von Ludwig II. schlüpft. Und erstmals wird auch die Kindergruppe dieses Jahr am See auf der Bühne stehen, am 16. und 23. Juli jeweils um 16 Uhr mit dem Kindermusical »König Drosselbart«.

»Wir Gründer der Weiherspiele sind alle nicht mehr so jung, die meisten über 60 Jahre, wir gehen jetzt über zum betreuten Theater«, scherzt Josef Schmid. Vor 27 Jahren hatte er zusammen mit Freunden ein kleines Ensemble gegründet, um den See kulturell zu beleben, nachdem die Marktgemeinde an dessen Ufer Steinstufen eingebaut hatte, die wie ein Amphitheater anmuteten und förmlich nach Publikum schrien. Das erste Stück hieß »La Commedia Divina«, »Die göttliche Komödie«. In den ersten beiden Jahren finanzierte Schmid die Weiherspiele noch selbst, aber sie wurden so erfolgreich, dass er es nicht mehr schaffte.

Also gründete er den »Theaterverein Markt Schwaben«. Von anfangs 2.000 bis 3.000 Zuschauern steigerte sich die Zahl bald auf rund 25.000, die Hälfte davon kommen aus der Landeshauptstadt München. »Wir haben inzwischen 140 Aktive, die alle ehrenamtlich spielen«, sagt Schmid.

Für Technik und Bühnenaufbau werden externe, bezahlte Fachkräfte engagiert, aber auch hier sind einige aus dem Verein oder der Region, wie beispielsweise Schmids Freund Sepp Ingerl, ein bekannter Lüftlmaler (Lüftlmalerei ist eine in Oberbayern und in Tirol heimische Kunstform der Fassadenmalerei). Ein gutes halbes Jahr dauern die Vorbereitungen für die Weiherspiele. »Im November habe ich dem Verein die Idee des Drehbuchs präsentiert, ab April fingen dann die Proben und die Arbeit an den Kulissen an«, so Schmid. In den letzten vier Wochen vor den Aufführungen proben die Akteure drei Mal pro Woche. »Das ist eine stolze Leistung, weil das alle neben ihrem Beruf machen«.

Schmid selbst konnte die Theaterarbeit immer gut mit seiner Selbstständigkeit verbinden, seit einigen Jahren widmet sich der 65-Jährige aber ausschließlich dem Theater. Was ihm Bauchschmerzen bereitet ist das Wetter. Im vergangenen Jahr mussten sieben Vorstellungen abgesagt werden. »Alles kann ich steuern, aber das Wetter nicht«, sagt Schmid. Er hofft nun, dass König Ludwig II. nicht von Anfang an, sondern erst am Schluss des Stückes ertrinkt.

Gespielt wird bis zum 6. August, immer mittwochs, donnerstags, freitags und samstags um 20.30 Uhr, im August ab 20.15 Uhr. Kartenverkauf: Schloss Markt Schwaben, Schlossplatz 1, Montag, Mittwoch und Freitag 15 bis 18 Uhr, telefonisch unter 0 81 21/2 24 22, per Fax unter 0 81 21/2 24 21 und online unter www.weiherspiele.de

Sybille Föll

Artikel vom 11.07.2011
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