Aufwand für den Betrieb sei im Bezug zu den wenigen Nutzungen unverhältnismäßig

Hasenbergl · »Stille Örtchen« sollen bald dicht gemacht werden

Das Kommunalreferat plant, öffentliche Toilettenanlagen in U-Bahnhöfen zu schließen. Betroffen sind auch Stationen im Münchner Norden. 	Foto: ws

Das Kommunalreferat plant, öffentliche Toilettenanlagen in U-Bahnhöfen zu schließen. Betroffen sind auch Stationen im Münchner Norden. Foto: ws

München-Hasenbergl-Milbertshofen-Harthof · Das Kommunalreferat möchte 34 der 70 öffentlichen meist in den U-Bahnhöfen vorhandenen Toilettenanlagen dicht machen – ein Zeitpunkt für die geplante Schließung steht dem Referat zufolge derzeit noch nicht fest.

Betroffen sind im Münchner Norden die U-Bahn-Stationen Milbertshofen, Harthof, Am Hart, Dülferstraße, Hasenbergl sowie jeweils die oberirdischen WC-Anlagen der U-Bahnhöfe Petuelring, Olympiazentrum, Kieferngarten und Studentenstadt. »Der Aufwand für den Betrieb der Anlagen ist im Bezug zu den wenigen Nutzungen unverhältnismäßig«, führt Kommunalreferentin Gabriele Friderich in einem Papier für den Kommunalausschuss des Stadtrates am Donnerstag, 7. Juli, aus. Die Stadträte sollen dann das vorgelegte »Strategiekonzept« beschließen. Durch die geplante Schließung der 34 öffentlichen Toiletten könnte eine »durchschnittliche Ersparnis bei den Unterhalts- und Betriebskosten von zirka 431.000 Euro (rund 38 Prozent der Gesamtkosten) erreicht werden«, heißt es weiter in der Beschlussvorlage des Kommunalreferates.

Kein muss

Derzeit verursache der Betrieb und Unterhalt dieser 70 öffentlichen WC-Anlagen jährlich Kosten in Höhe von 1,2 Millionen Euro. Trotzdem »gehen jedes Jahr unzählige Beschwerden bei der Stadtverwaltung über den Zustand der öffentlichen WC-Anlagen ein, weil sich mit diesem finanziellen Aufwand kein zufriedenstellender Zustand der Anlagen erreichen und erhalten lässt«, so Friderich. Die Toiletten seien »überwiegend in einem unbefriedigenden Zustand«, räumt die Kommunalreferentin ein. Ziel des Strategiekonzeptes sei es, das Geld künftig effizient und bedarfsgerecht einzusetzen. Die frei werdenden Mittel aus der geplanten Schließung »können dort, wo sie dringend benötigt werden – nämlich bei den Anlagen mit den höchsten Nutzungen, effektiver eingesetzt werden«, erläutert die Kommunalreferentin in dem Papier. In stärker frequentierten Anlagen mit über 500 Nutzungen pro Tag könne man dann zum Beispiel die Reinigungsintervalle erhöhen. Geöffnet bleiben unter anderem die stark bis mittel frequentierten Anlagen in den U-Bahnhöfen Münchner Freiheit, Feldmoching, Frankfurter Ring, Westfriedhof, Olympia-Einkaufszentrum sowie im neu eröffneten U-Bahnhof Moosach (seit Mitte Dezember 2010 in Betrieb).

Die 34 von der Schließung bedrohten Toiletten würden hingegen mit zirka 160 Nutzungen pro Tag nur schwach frequentiert, so Friderich. Ein Grund dafür sei »die hohe Dichte der Anlagen auf einigen U-Bahn-Linien« wie etwa der U 2 nach Feldmoching. Auf dieser Route möchte das Kommunalreferat hintereinander in vier Stationen (Am Hart, Harthof, Dülferstraße und Hasenbergl) die Toiletten dicht machen. Offen wären dann nur noch die in den U-Bahnhöfen Feldmoching und Frankfurter Ring – dazwischen keine. Fahrgäste, die dort plötzlich ein dringendes Bedürfnis überkommt, könnten stattdessen auf WC-Anlagen in Restaurants, Einkaufszentren und öffentlichen Einrichtungen wie Stadtbibliotheken, Bürgerbüros und Alten- und Service-Zentren ausweichen sowie in Grünanlagen und Friedhöfen, so Friderich.

Im Stadtbezirk Feldmoching-Hasenbergl stimmte der Bezirksausschuss nur der sofortigen Schließung der Toiletten im U-Bahnhof Dülferstraße zu. Denn dort könne man sechs Tage in der Woche auf die im direkt angrenzenden Einkaufszentrum Mira ausweichen, das jeweils bis 20 Uhr geöffnet ist. In der U-Bahn-Station Hasenbergl soll die Stadt hingegen die WC-Anlagen solange in Betrieb lassen bis an der Ecke Dülfer-, Blodigstraße der städtische Kulturbau mit Bürgersaal, Stadtbibliothek und Volkshochschule eröffnet ist. Dies ist im Frühjahr 2012 geplant. Die Toiletten im U-Bahnhof Hasenbergl dürften erst geschlossen werden, wenn der darüber liegende Kulturbau eröffnet werde – »es muss ein nahtloser Übergang erfolgen«, forderte BA-Mitglied Klaus Mai (SPD). Seine Gremiumskollegen Tobias Wandinger (parteilos) und Maximilian Bauer (CSU) wiesen ferner daraufhin, dass öffentliche Toiletten insbesondere für Behinderte und Senioren notwendig seien. Johann Hohenadl (FDP) gab sich kämpferisch: »Wir brauchen an jedem U-Bahnhof im Viertel Toiletten. Die Kosten sind nicht so hoch. Die Stadt geht deshalb nicht pleite.«

Die örtliche Stadträtin Heide Rieke (SPD) verteidigte hingegen vehement die geplante Schließung. Denn zum einen stünden große Sanierungen an und zum anderen »explodieren die Kosten.« Die Verwaltung gebe immerhin 17.000 Euro für jede einzelne WC-Anlage aus, die offen gehalten werde. Für die wenig frequentierten in den Außenbereichen des U-Bahn-Netzes müsse man deshalb über andere Lösungen nachdenken, betonte die Stadträtin.

Im Bezirk Milbertshofen-Am Hart hat der Bezirksausschuss die geplante Schließung der Bedürfnisanstalten in den U-Bahnhöfen parteiübergreifend abgelehnt. Die öffentlichen Toiletten seien wichtig für die Bürger, aber auch für die Masse von Touristen in München, erklärte CSU-Sprecher Erich Tomsche auf Nachfrage. Das Kommunalreferat müsse versuchen, private Betreiber für die WC-Anlagen zu finden und eventuell dort auch Werbung anbringen. W. Schmidt

Artikel vom 29.06.2011
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