Von der Notlösung zur Institution: 40 Jahre Seniorenkreis

Baldham · Ein Stück Heimat

Theresia Theisz gründete 1971 den Altenclub, im Jahr 2000 übernahm Edeltraud Kranwitter die Leitung, acht Jahre später Christine Stettner (v. l.).	Foto: sf

Theresia Theisz gründete 1971 den Altenclub, im Jahr 2000 übernahm Edeltraud Kranwitter die Leitung, acht Jahre später Christine Stettner (v. l.). Foto: sf

Baldham · Was vor 40 Jahren als Notlösung begann, hat sich seitdem zu einer festen Institution in der Gemeinde entwickelt, die nicht mehr weg zu denken ist: der Seniorenkreis Maria Königin.

»Frau Theisz, bitte machen Sie was für unsere älteren Leute!« – Mit diesen Worten wandte sich 1971 der frühere Pfarrer von Maria Königin, Martin Thurner, an seine damalige Messnerin. »Er ließ mir keine Ruhe, also habe ich zusammen mit Irmgard Schmidt, die noch heute als letztes Gründungsmitglied beim Seniorenkreis ist, den Altenclub gegründet«, erzählt die mittlerweile 86-jährige Theresia Theisz. Das war nicht so einfach, denn da es damals noch kein Pfarrzentrum gab und die Kirche der einzige Raum war, der zur Verfügung stand, musste improvisiert werden: Der Nebenraum der Sakristei wurde für zwei Stunden im Monat kurzerhand in eine Kaffeeküche umfunktioniert, Geschirr und Kaffeemaschine brachten die Teilnehmer mit. Die Stühle karrte jedesmal Magdalena Fischbach mit ihrem Kombi aus Vaterstetten heran. In der Zeit zwischen Abriss der alten Kirche und dem Neubau des Pfarrzentrums fand der Altenclub Unterschlupf im provisorischen Kindergarten.

Damals wurden auch die ersten zarten Bande zur Petrigemeinde geknüpft, mit deren Senioren bis heute eine herzliche Verbindung besteht. 1978 war die neue Kirche fertig. »Da haben wir uns dann ein Jahr lang in der noch ungeweihten Kirche getroffen«, erzählt Theisz. Keine Hürde war der resoluten Dame zu hoch in den 29 Jahren, in denen sie den Seniorenkreis leitete. Und sagen ließ sie sich auch nichts. »Wir sind stolz darauf, dass wir uns immer selbst getragen haben, nie Zuschüsse von der Kirche oder der Gemeinde brauchten«, betont Theisz. Selbst die Tagesfahrten, von denen die Senioren etwa zehn im Jahr unternehmen, und die längeren Urlaube, die von 1987 bis 2001 stattfanden, dann aber eingestellt wurden, weil es für die betagten Teilnehmer zu beschwerlich wurde, finanzierten die Senioren alle selbst.

Zu den Treffen, die in den neuen Räumen jede Woche einmal stattfanden, backten ihre »fleißigen Lieserl«, wie Theisz liebevoll ihre Helferinnen nannte, Kuchen – im Laufe der Jahre waren es rund 7.000 – und die Teilnehmer gaben einen kleinen Obulus in das »Körberl«. Davon wurden wieder Milch, Zucker, Servietten und Ähnliches gekauft. »Irgendwann kam die Verwaltung und sagte, wir dürften keine eigene Kasse haben, da hab ich gesagt, ihr könnt’s mir den Buckel runter rutschen«, erzählt Theisz. »Ein halbes Jahr hab ich mit dem Pfarrer gestritten!« Sie durfte ihr »Körberl« behalten. Schließlich unterstützte der Seniorenkreis ja auch die Kirche und spendete für viele caritative Zwecke. So finanzierten sie die Maria KöniginStola und die ­­­Sankt-Ottilien-Glocke von Maria Königin mit 8.000 Mark, zur Einweihung spendeten sie eine neue Kelchgarnitur. Dieses Geld kam vorwiegend durch die Handarbeitsgruppe zusammen, die in den 1980ern ins Leben gerufen worden war und die ihre Produkte auf Basaren verkaufte. Innerhalb von zehn Jahren kam man auf die stolze Summe von 90.000 Mark Einnahmen. Während Theisz erzählt, lacht Edeltraud Kranwitter immer wieder auf und gluckst dann leise hinter vorgehaltener Hand weiter. Ja, sie kennt ihre frühere »Chefin« gut. »Streng, aber liebevoll« sei sie gewesen, sagt die 78-Jährige, die nach einigen Jahren als »Fleißiges Lieserl« im Jahr 2000 Nachfolgerin von Theisz wurde, nachdem sie mit 60 Jahren in den Ruhestand eingetreten war.

»Als Kindergärtnerin habe ich den Senioren schon damals aus dem Fenster zugeschaut, wenn sie die Stühle und Kaffeemaschinen in die Sakristei schleppten«, erinnert sie sich. »Als ich dann selbst die Leitung übernahm, sagte Pfarrer Lanzinger zu mir: Das hat es wohl noch nie gegeben, dass jemand direkt aus dem Kindergarten zum Seniorenkreis geht«. Acht Jahre lang war sie die »Chefin«, bis sie ihren Mann pflegen musste, der sie bis dahin tatkräftig unterstützt hatte, vor allem bei der Organisation der Tagesausflüge. Seit drei Jahren leitet nun die ehemalige Helferin Christine Stettner den Seniorenkreis. Trotz ihrer jugendlichen 58 Jahre fühlt sie sich von den Teilnehmern gut angenommen. »Und es macht mir großen Spaß, weil ich sehe, wie gut die Treffen den Leuten tun«, sagt sie. Außerdem sei sie begeistert, wie gut alles mit den Helferinnen funktioniert. »Alles geht Hand in Hand. Ohne sie wäre ich aufgeschmissen.« Die Bedeutung des Seniorenkreises fasste Pfarrgemeinderatsvorsitzende Elisabeth Reimer bei der Jubiläumsfeier so zusammen: »Sie schaffen für andere Menschen ein Stück Heimat.« Die Treffen finden jeden Mittwoch um 14 Uhr im Clubraum von Maria Königin, Brunnenstraße 1, statt. Neue Gesichter sind immer willkommen. Sybille Föll

Artikel vom 21.06.2011
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