Glonn hat eine eigene Währung: den Glonnthaler

Glonn · „Wir sind dabei“

Rund 60 Glonner Gewerbetreibende akzeptieren den Glonnthaler mittlerweile als Zahlungsmittel – so auch Unternehmerin Tatjana Frainzl.	Foto: Sybille Föll

Rund 60 Glonner Gewerbetreibende akzeptieren den Glonnthaler mittlerweile als Zahlungsmittel – so auch Unternehmerin Tatjana Frainzl. Foto: Sybille Föll

Glonn · Seit gut zwei Monaten hat die Marktgemeinde Glonn ihre eigene Währung: den Glonnthaler. Allerdings gibt es ihn nur in Form von Scheinen im Wert von 5, 10, 20 und 50 Euro. Kauft man damit für einen weniger runden Betrag ein, so erhält man den Rest in Euro zurück.

Die Idee, die hinter dem Glonnthaler steht, ist die Kaufkraft in der Region zu stärken. „Der Glonnthaler eignet sich besonders gut als Gutschein oder Geschenk. Der Beschenkte geht dann hier in unserer Gemeinde einkaufen, statt sein Geld beispielsweise in München auszugeben“, erklärt Franz Kellner, Vorsitzender des Gewerbeverbands VG Glonn. Der Gewerbeverband hatte den Glonnthaler Anfang des Jahres nach dem Vorbild Grafings ins Leben gerufen, wo der örtliche Werbering einen solchen Gutschein mit Erfolg 2010 einführte. Kaufen kann man diese Scheine bei der Kreissparkasse in Glonn, ohne Gebühr und ohne dort Kunde sein zu müssen. Um Missbrauch vorzubeugen enthält jeder Glonnthaler ein Wasserzeichen und eine einmalige Seriennummer.

Auch wenn auf den ersten Blick der Kunde keinen Vorteil zu haben scheint, wenn er Glonnthaler kauft und verschenkt oder selbst damit bezahlt, so wirkt sich die Gutschein-Währung im Hinblick auf Nachhaltigkeit und das eigene Wohnumfeld dennoch positiv aus: Die Wertschöpfung bleibt in der Region. Laufen die Geschäfte der Gewerbetreibenden gut, nimmt die Gemeinde mehr Geld ein und kann für eine bessere Infrastruktur sorgen. Außerdem können Arbeitsplätze erhalten oder sogar geschaffen werden. Unter dieser Zielsetzung führen immer mehr Kommunen so genannte Regio-Währungen ein, die bekannteste dürfte der „Chiemgauer“ sein. 4.500 Glonnthaler-Scheine mit einem Gesamtwert von 86.250 Euro hatte der Gewerbeverband drucken lassen, 79 Glonnthaler-Scheine wurden bis Samstag vergangener Woche verkauft. „Damit sind wir sehr zufrieden“, sagt Kellner.

Bei einigen Gewerbetreibenden hält sich die Begeisterung bisher noch in Grenzen. „Bei mir wurde bis jetzt noch kein einziger Gutschein eingelöst“, berichtet Geschäftsfrau Tatjana Frainzl. Ihre eigenen Gutscheine hingegen liefen gut. Auch Unternehmerin Barbara Kreutzer hat bisher nur „vereinzelt“ Gutscheine eingelöst. „Wahrscheinlich dauert es eine Weile, bis sich das herumgesprochen hat mit dem Glonnthaler“, vermutet sie. In einem Glonner Hotel bezahlte bisher ein einziger Kunde mit dem Glonnthaler für den Wellnessbereich, in einer örtlichen Konditorei wurden auch nur wenige eingelöst. „Wer einen 50-Euro-Glonnthaler geschenkt bekommt, kauft sich nicht für 5 Euro Kuchen bei uns“, sagt Konditorei-Geschäftsführerin Jutta Sigl. Rund 60 Gewerbetreibende in der Gemeinde nehmen bisher den Glonnthaler an, vom Buchladen und Metzger über Apotheken und Rechtsanwälte bis hin zu Restaurants und Autohäusern. „Aber die Liste wächst stetig weiter“, so Kellner. Allein 100 Mitglieder hat der Gewerbeverband, wobei sich jedoch auch Nichtmitglieder beteiligen können und sollen. Ziel ist es, dass demnächst in der gesamten Verwaltungsgemeinschaft Glonn (VG), also auch etwa in den Gemeinden Bruck, Mossach und Egmating mit dem Glonnthaler bezahlt werden kann. Dort, wo ein Aufkleber „Glonnthaler – wir sind dabei“ prangt, kann der Gutschein eingelöst werden.

Um das Projekt zunächst attraktiv für die Teilnehmer zu gestalten, hat der Gewerbeverband die Druckkosten von knapp 600 Euro übernommen. „Die Folgekosten werden wir aber dann auf alle umlegen, wenn beispielsweise Glonnthaler nachgedruckt werden müssen“, erklärt Kassier Andrea Balint. Vielleicht sorgt ja das Weihnachtsgeschäft für den erhofften Boom des Gutscheins. Nähere Informationen zum Glonnthaler und eine Liste der teilnehmenden Geschäfte und Dienstleister findet man unter www.glonn.de. Von Sybille Föll

Artikel vom 15.06.2011
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