Gedenkstätte »Sternenkinder« am Samstag eingeweiht

Ebersberg · Ein Ort für Trauer

Pfarrer Josef Graml, Ideengeber für die Gedenk- und Ruhestätte, bei der Einweihung, begleitet von dem Martina-Eisenreich Ensemble.	Foto: sf

Pfarrer Josef Graml, Ideengeber für die Gedenk- und Ruhestätte, bei der Einweihung, begleitet von dem Martina-Eisenreich Ensemble. Foto: sf

Ebersberg · Wann beginnt Leben? An dieser Frage scheiden sich noch immer die Geister. Für eine Frau jedoch beginnt es in ihr in dem Moment, in dem sie sich dessen im eigenen Leib bewusst wird. Doch nicht jede Schwangerschaft mündet in einer glücklichen Geburt.

Manche Frauen müssen sich schon sehr bald wieder von ihren Muttergefühlen verabschieden. Für diese Frauen gibt es nun einen Ort auf dem Neuen Friedhof Ebersberg, wo sie ihrer zu früh oder tot geborenen Kinder gedenken können, wo sie trauern und sie auch bestatten können. »Die Natur geht verschwenderisch mit unseren Embryonen um. Nur die Hälfte kommt tatsächlich zur Welt«, sagt Cornelia Höß, Gynäkologin an der Kreisklinik Ebersberg. »Wenn eine Frau in der fünften Woche ihrer Schwangerschaft einen Abgang erlebt, dann tun die Mediziner das oft ab und meinen, das sei ja nicht so schlimm, das sei ja noch so früh gewesen. Aber im Kopf einer werdenden Mutter ist schon das ganze Kind – in jeder Phase der Schwangerschaft! Deshalb finde ich es wichtig, dass diese Frauen nun einen Platz haben, wo sie trauern und Abschied nehmen können.«

Die »Gedenk- und Ruhestätte für Sternenkinder«, wie der offizielle Name lautet, wurde am vergangenen Samstag bei einer Feier von Krankenhausseelsorger Pfarrer Josef Graml, dem Pfarrer der katholischen Kirche Josef Riedl und der evangelischen Pfarrerin Uta Schmechta geweiht und gesegnet. Etwa 50 Besucher hatten sich eingefunden, die zunächst verzaubert den einstimmenden Klängen von Martina Eisenreich und ihrem Ensemble lauschten. Unter dem schützenden Blätterdach eines Baumes, umgeben von den sanften, grünen Hügeln des Friedhofs liegt die Gedenkstätte bezeichnenderweise an einer Weggabelung.

Drei Standorte waren für die Gedenkstätte in der engeren Auswahl, darunter ein Platz in der Nähe des Eingangs. »Aber wir haben uns dann für diesen Ort entschieden, weil er der schönste ist«, erklärte der Rathauschef in seiner Ansprache. Die Idee der Gedenkstätte habe Pfarrer Graml schon vor Jahren gehabt, nach dem Vorbild in Vaterstetten. Es wurde ein Arbeitskreis gebildet, aber aufgrund der vielen Überlegungen zu Name, Standort und Gestaltung hat es gedauert, bis die Gedenkstätte letztendlich entstanden ist. Gestaltet wurde das Kunstwerk vom Steinmetzbetrieb Baumann und der Kunstschmiede Bergmeister. Vier niedrige Quader aus hellem Stein auf einem kreisrunden Pflastersteinplatz umrahmen eine etwas höhere Säule in der Mitte, die von einer Kugel aus Metallspiralen gekrönt wird. »Man kann oben den Deckel abnehmen und Asche aus einer Urne in das Rohr geben, das bis in die Erde reicht«, erklärte Brilmayer. Außerdem sei vorgesehen, dass unterhalb der Gedenkstätte Embryos bestattet werden können. Die Grabstätten würden jedoch nur vier Wochen lang als solche gekennzeichnet sein. Anschließend werde wieder Gras angesät. Die Kosten für die Gedenkstätte betrugen 12.000 Euro, die Hälfte davon übernahm die Stadt, die andere Hälfte wurde aus Spendengeldern finanziert.

Auch wenn die Frauen, die bewusst eine Schwangerschaft abgebrochen haben, in den Reden nicht erwähnt wurden, so betonte Pfarrer Graml auf Nachfrage, dass die Gedenkstätte auch für sie gedacht sei. »Manche empfinden vielleicht Reue und können dann hierher kommen«, so Graml. Cornelia Höß weiß: »Auch viele dieser Frauen trauern.« Sybille Föll

Artikel vom 14.06.2011
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