Ein Zeichen gegen Vergessen und Verdrängen

Ottobrunn · Fünf Gemeinderatsmitglieder besuchten Cortona

Kranzniederlegung an der Gedenkstätte in Falzano mit (v.l.) Dietrich Wax (SPD), Axel Keller (FDP), Susanne Ringeling (Dolmetscherin), Sörrine Winkler (ÖDP), Bürgermeister Andrea Vignini, Ruth Markwart-Kunas (SPD) und Sebastian Lumpe (Grüne). 	Foto: privat

Kranzniederlegung an der Gedenkstätte in Falzano mit (v.l.) Dietrich Wax (SPD), Axel Keller (FDP), Susanne Ringeling (Dolmetscherin), Sörrine Winkler (ÖDP), Bürgermeister Andrea Vignini, Ruth Markwart-Kunas (SPD) und Sebastian Lumpe (Grüne). Foto: privat

Ottobrunn · Am 25. April, dem italienischen Nationalfeiertag zur Befreiung von Faschismus und Nazi-Besatzung, haben fünf Mitglieder des Gemeinderates von SPD, Grünen, FDP und ÖDP zum Gedenken an das Massaker in Falzano im Juni 1944 am dortigen Denkmal einen Kranz niedergelegt.

Anlass dieses Besuchs war, dass sich nach der Verurteilung von Josef Scheungraber außer der Aberkennung seiner Bürgermedaille keine Mehrheit für einen versöhnlichen Brief an die Gemeinde Cortona, zu der Falzano gehört, fand. So fuhren auf Anregung von SPD und Grünen die Fünf als Vertreter ihrer Fraktionen in das malerische Etruskerstädtchen Cortona, um dort an den Feierlichkeiten teilzunehmen. Nach Gottesdienst und Marsch zum Kriegerdenkmal ging Cortonas Bürgermeister Andrea Vignini in seiner Rede auch auf die Beziehung zwischen Deutschland und Italien sowie Ottobrunn und Cortona ein.

Im vereinten Europa seien aus Feinden Freunde geworden, meinte er, und würdigte unseren Besuch. Er gab uns Gelegenheit, unsere Absicht in einer kurzen Ansprache in Deutsch und Italienisch darzulegen: »Wir sehen es als unsere Pflicht, die Schuld unserer Väter nicht zu vergessen und zu verdrängen. Wir sehen uns vielmehr in der Verantwortung dafür, dass solche Gräuel nie wieder von unserem Land ausgehen.« Von den etwa 150 Anwesenden wurde dies mit freundlichem Interesse bis hin zu tiefer Bewegtheit aufgenommen. So umarmte eine junge Italienerin unsere Rednerin und bedankte sich für unser Kommen und die »wundervollen Worte«.

Anschließend fuhren wir mit dem Bürgermeister sowie Vertretern von Gemeinderat, Polizei, Armee und Feuerwehr ins 17 Kilometer entfernte Falzano, das versteckt in den Bergen liegt. Dort steht kein Haus mehr, seitdem die deutsche Wehrmacht am 27. Juni 1944 alle Häuser sprengte. Nur das Mahnmal für die Opfer dieses Massakers und ein Mauerrest erinnern an die Menschen, die hier einmal gelebt hatten. An dieser Gedenkstätte legten wir in einer bewegenden kurzen Zeremonie einen Kranz nieder im Gedenken an die Opfer, deren Namen der Bürgermeister verlas.

Die Reaktionen der Gemeindevertreter und Bürger Cortonas und einiger extra angereister Deutscher zeigte uns, dass unser Zeichen gegen Vergessen und Verdrängen richtig verstanden und wertgeschätzt wurde. Es wurde aber auch registriert, dass dieses Zeichen nur von einem Teil des Ottobrunner Gemeinderates kam.

A. Keller / S. Lumpe / R. Markwart-Kunas / D. Wax / S. Winkler

Artikel vom 14.06.2011
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