Probetraining in Giesing

„Erzähle ich meinen Enkeln“

Großer Andrang beim Probetraining. Foto: A. Wild

Großer Andrang beim Probetraining. Foto: A. Wild

München/Giesing · Freitag Abend auf dem Trainingsgelände des TSV 1860 an der Grünwalder Straße: Die Fußballabteilung hat zu einem öffentlichen Probetraining für die sich neu formierenden Amateur-Herrenmannschaften III und IV eingeladen. Teammanager Arnold Geißler begrüßt die Bewerber. Gekommen sind unerwartet viele. Über 120 Fußballer tummeln sich auf dem Kunstrasenplatz.

Die Aspiranten werden in Gruppen eingeteilt, sollen das klassische Kreisspiel 5 gegen 2 spielen. Vereinslose Hobbykicker sind in der Minderheit. Viele scheinen vom Niveau her Kreisliga und höher zu spielen. Auf Nachfrage bestätigt sich der Eindruck. Bezirksliga, Bezirksoberliga und sogar Bayernliga geben einige als Spielklasse an. Die Qualifikation mancher Bewerber wirkt irritierend hoch, wenn man hört, dass der TSV 1860 München III und IV in der A- und C-Klasse starten wird.

Ob sie wüssten, dass man in der 3. und 4. Mannschaft des TSV 1860 kein Geld verdient und nur für die Ehre spielen wird? Ja, bestätigen die Befragten, das sei ihnen klar. Warum sie das trotzdem wollen, obwohl viele kleinere Amateurvereine halbwegs begabten Kickern mitunter erstaunliche Summen zu zahlen bereit sind? Ein verschwitzter Bewerber erklärt in breitem Bayerisch: „Ich bin Sechzger. Eigentlich alle in meiner Familie. In der Bezirksliga verdienst ein bissl ein Geld. Stimmt. Soll ich meine Enkel einmal erzählen, ich hab mit Fußballspielen ein bissl Geld verdient? Das ist doch keine Geschichte. Wenn ich erzähl, ich hab bei Sechzig gespielt, mit Löwe auf der Brust, in welcher Liga ist wurscht – das ist einfach nur geil!“ Einige Umstehende lachen und nicken.

Ein kleiner, etwas pummeliger junger Mann im Torwarttrikot verlässt, enttäuscht vor sich hin schimpfend, in Begleitung seiner Eltern, vorzeitig das Gelände. Angesichts der zahlreichen starken Bewerber hat er aufgegeben. Ein anderer Testkandidat scheint sich verlaufen zu haben: Er trägt eine FC-Bayern-Trainingstasche, die er rasch seiner Freundin umhängt, als er die irritierten Blicke einiger Beobachter bemerkt.

18 Bewerber bleiben nach der Auswahl über, die Arnold Geißler einen nach dem anderen ins Löwenstüberl bittet, um Wechselmodalitäten zu bereden. Sechzig als reine Herzensangelegenheit? Das scheint nicht wenige Interessenten zu haben.

Artikel vom 12.06.2011
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