Albrecht Ackerland sieht bunt

München · Da schau her! Thema der Woche: Isar-Müll

Diese Aufregung habe ich noch nie verstanden. Was ist so schlimm an Müll in der Natur? Da ja bekanntlich die Artenvielfalt stetig abnimmt, uns also viele schöne bunte Blumen verlassen haben, liegt es doch an uns, die Landschaft farbig zu halten.

Was taugt da besser als Chipstüten und Bierflaschenettiketten — wie sie ja zum Beispiel an unserer tristen Isar nach jedem lauen Sommerabend für Aufheiterung sorgen. Der Glasbruch und die Hundstrümmerl mögen vielleicht untergehen auf den grünen Wiesen, freilich gehören sie aber auch dazu. Das ist gelebte Tradition, die Münchner mögen ihre Umwelt und halten sie am Leben. Ganz besonders im Falle der unzähligen, schön getarnt gelegten Hundehaufen. Tritt man hinein, was für sich zu einem vollendeten Isarspaziergang gehört, dann mag das die Nase für ein Weilchen belästigen und ein Gesundheitsrisiko darstellen. Doch mit seinen persönlichen Interessen sollte man dann doch zurückstehen, die Allgemeinheit ist wichtiger, und sie erfreut sich schließlich an den Isarwiesen, die nur deswegen so saftig grün erscheinen, weil sie durch den nahrhaften Kot unserer lieben vierbeinigen Mittiere professionell gedüngt werden. Und die Glasscherben? Sorgen für ein paradiesisches Glitzern in der Abendsonne. Das ist das berühmte Isarflimmern in der aktualisierten Version.

Also: Müllen Sie! Der schöne Stadtfluss hat‘s verdient, und die seltsame Rückführung zu einem natürlichen Flusslauf braucht unbedingt einen Gegenpol, sonst vergäße der Mensch auch viel zu leicht, in welchem Jetzt er sich befindet.

Wem das gar nicht passt, der sollte freilich mit konstruktiven Alternativvorschlägen die Diskussion bereichern: Warum nicht einfach betonieren und grün anstreichen? Dann könnte man jeden Morgen schön drüberkehren, und falls mal Hochwasser ist, könnten tiefe Rinnen im Boden und ein Kanalanschluss die Fluten aufnehmen. Und wer es weicher will, der nimmt sich ein Fleckerl Kunstrasen mit. Ich wünsche Ihnen einen wunderbaren letzten Isarsommer auf echtem Gras, halten Sie durch, die Zukunft wird noch bunter!

Artikel vom 09.06.2011
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