Befragung von älteren Migranten: Diakonie Hasenbergl präsentiert Ergebnisse

Hasenbergl/Harthof · Zufriedenheit überwiegt

Seit etwa eineinhalb Jahren treffen sich ältere Migrantinnen und Migranten im Lotsen-Projekt der Diakonie am Stanigplatz 8.	Foto: ws

Seit etwa eineinhalb Jahren treffen sich ältere Migrantinnen und Migranten im Lotsen-Projekt der Diakonie am Stanigplatz 8. Foto: ws

Hasenbergl/Harthof · Es ist die erste Generation der sogenannten Gastarbeiter, die vor 30, 40 und noch mehr Jahren aus der Türkei, dem ehemaligen Jugoslawien, Griechenland und aus anderen Ländern nach Deutschland kam.

Stefan Fröba von der Diakonie Hasenbergl präsentierte in der vergangenen Woche im Bezirksausschuss Feldmoching-Hasenbergl die Ergebnisse der anonymen Befragung »Ältere Migranten im Quartier«. Wie leben sie nun, nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben? Die wichtigsten Ergebnisse: 70 Prozent wollen in Deutschland bleiben, nur 20 Prozent »schnellstmöglich« in ihr Herkunftsland zurück.

Das spricht einerseits für München und für ihr Wohnumfeld: »Der Stadtteil hat im Alter eine hohe Bedeutung für Migranten«, konnte Fröba positiv vermelden. Andererseits fühlten sich rund 60 Prozent der Befragten auf Ämtern »als Menschen 2./3. Klasse.« Seit rund eineinhalb Jahren treffen sich ältere Migrantinnen und Migranten regelmäßig jeden Montagnachmittag im Lotsen-Projekt der Diakonie Hasenbergl, einem ehemaligen Laden am Stanigplatz 8. Ihre Erfahrungen sind größtenteils positiv. Ein Grieche, der früher als Drucker tätig war, seit 21 Jahren in Deutschland ist, davon seit elf Jahren am Hasenbergl wohnt, macht seinem Stadtteil eine Liebeserklärung: »Ich fühle mich als Hasenbergler.« Ein anderer Grieche aus Athen, 69 Jahre alt, der seine Heimat bereits im Jahre 1960 verließ, hier als Maschinenbautechniker arbeitete und nun am Harthof lebt, berichtet ebenfalls von allgemein guten Erfahrungen: »Es hat bis jetzt keine Probleme gegeben. Ich nehme Rücksicht auf die Nachbarn und die nehmen auch Rücksicht auf mich.« Außerdem ist er stolz darauf sagen zu können, »ich bin ein Ausländer« – nein, als Migrant möchte der Mann nicht bezeichnet werden, das betont er ausdrücklich. Eine Türkin, die hier Volkswirtschaft studiert hat, als Bürokauffrau arbeitete und im Hasenbergl lebt, kann ebenfalls nicht klagen. Auch Ferdane Alidemi aus dem Kosovo, die bei der Post und als Verkäuferin tätig war, fünf Kinder hat und in der Fasanerie lebt, »ist ganz zufrieden mit meinen Nachbarn.« Sie habe zudem guten Kontakt im Viertel. Einzig die Bilanz von »Max«, Spitzname eines Italo-Franzosen, hat Licht und Schatten: Seine Erfahrungen seien »gut und schlecht«, berichtet der 68-Jährige, der seit 30 Jahren in Deutschland ist, nun am Harthof lebt und als Chemielaborant arbeitete. Gut seien seine Erfahrungen, »weil ich Glück gehabt habe und gute Leute getroffen habe.« Schlecht sei gewesen, dass »ich mehrere Male Probleme mit Ausländerfeindlichkeit hatte.«

Das Papier mit den Ergebnissen der Befragung »Ältere Migranten im Quartier« enthält viele Zahlen, Fakten sowie positive und negative Statements. »Ich fühle mich immer noch fremd. Da muss man sich halt dran gewöhnen. Für mich sind die Einheimischen auch fremd. Es ist halt so.« So das Zitat eines Bürgers, der seit 50 Jahren hier lebt. Ein anderer sagt: »Ich spreche als Fremder. Wir werden nur von einem sehr kleinen Teil der Bevölkerung anerkannt: von denen, die uns kennen, die wissen, welchen Beitrag wir zu dieser Gesellschaft geleistet haben.« Viele der Befragten würden gerne eingeladen werden, um an Fahrten und Besichtigungen teilzunehmen und um dabei Leute kennen zu lernen.

Die Frage, wie sich die älteren Migranten über das Geschehen im Stadtteil und in der Stadt informieren (Mehrfachnennungen waren möglich), brachte folgendes Ergebnis. An erster Stelle wurde genannt: »Dann lese ich die Nord-Rundschau«, äußerten 66 Prozent der Befragten. Auf Platz zwei mit 53 Prozent kam die Mundpropaganda: »Dann frage ich andere Menschen«. Handzettel und Flyer als Informationsquelle nannten 50 Prozent, »Plakate in der Stadt und im Stadtteil« 46 Prozent.

Der Bezirksausschussvorsitzende Markus Auerbach (SPD) betonte schließlich, dass die Befragung »durchaus positive Ergebnisse« gebracht habe. Gleichzeitig biete sie aber auch Potentiale und insbesondere eine Plattform für den neuen Stadtteil-Kulturverein 2411. Wally Schmidt

Artikel vom 07.06.2011
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