Feldkirchner Bahnhof wird behindertengerecht ausgebaut

Feldkirchen · Ohne Handicap

Der einzige Zugang zum Feldkirchner Bahnsteig sind zwei marode Treppen (Aufgang rechts im Hintergrund) – unüberwindlich für Menschen mit Handicap und für Mütter mit Kinderwägen.	Foto: Gabriele Heigl

Der einzige Zugang zum Feldkirchner Bahnsteig sind zwei marode Treppen (Aufgang rechts im Hintergrund) – unüberwindlich für Menschen mit Handicap und für Mütter mit Kinderwägen. Foto: Gabriele Heigl

Feldkirchen · Für den längst überfälligen Umbau des Bahnhofs stehen die Signale auf Grün. Nachdem der viergleisige Ausbau der Strecke von München nach Markt Schwaben auf Eis gelegt ist, kann die Gemeinde Feldkirchen jetzt die Weichen für die behindertengerechte Ausstattung ihres Haltepunktes stellen.

Denn die Verlegung der Schienen rangierte bislang stets vor der Umgestaltung der Bahnstation. Bürgermeister Werner van der Weck (SPD) ist bereits aktiv geworden und hat bei der Regierung von Oberbayern und bei der Bahn um Unterstützung für das dringend notwendige Vorhaben geworben. Die finanziellen Mittel dafür muss die Gemeinde aber wohl zunächst selbst in die Hand nehmen. »Die kompletten, vom Gemeinderat abgesegneten Pläne liegen bereits seit zehn Jahren in der Schublade«, sagt Bürgermeister van der Weck. Feldkirchen könnte also nach einer geringfügigen Überarbeitung kurzfristig loslegen. Vordringlich sind vor allem eine längere Rampe und ein Aufzug, damit Gehbehinderte, Rollstuhlfahrer und Eltern mit Kinderwagen endlich barrierefrei zum Bahnsteig gelangen können.

Außerdem soll links von der bestehenden Unterführung ein Durchstich zur Nordseite der Gleise führen. Dort sind ein neuer Busbahnhof, eine weitere Park-and-Ride-Anlage und ein Fahrradabstellplatz geplant. Über die Kosten wollte sich van der Weck noch nicht auslassen. Die Regierung von Oberbayern und die Bahn hätten zwar zugesagt, das Vorhaben zu unterstützen, Geld sei dafür allerdings im Augenblick nicht im Topf. Nur so viel: Wenn die Gemeinde in Vorleistung gehe, könne sie eines Tages mit einer Förderung von bestenfalls dreißig bis vierzig Prozent rechnen. »Feste Zusagen gab es allerdings nicht«, räumt der Bürgermeister ein. Er plädierte dennoch dafür, das Vorhaben nicht auf die lange Bank zu schieben. »Das Projekt ist für die Gemeinde so wichtig, dass man dafür notfalls auch einen Kredit aufnehmen sollte«, sagte van der Weck auf Nachfrage. Denn andere Maßnahmen wie der Bau einer neuen Sporthalle oder einer Einrichtung für ältere Menschen dürften dafür nicht unter den Tisch fallen. Van der Weck hofft außerdem, dass die anziehende Konjunktur wieder mehr Gewerbesteuer in die Gemeindekasse spült. Noch in diesem Jahr sollen im Rathaus die Bauanträge ausgearbeitet werden. »Je nachdem, wie schnell das Eisenbahnbundesamt arbeitet, könnte 2012/2013 mit dem Umbau begonnen werden.«

Auch das über Hundert Jahre alte, klassizistische Gebäude würde etwas von seinem alten Charme zurückgewinnen. Mitte des Jahrzehnts soll dann ein Schandfleck Feldkirchens endgültig der Vergangenheit angehören. Bürgermeister van der Weck hat nie ein Hehl daraus gemacht, dass er sich für das Erscheinungsbild der Bahnstation geradezu schämt. »Wir haben hier am Ort Weltfirmen, mit denen wir uns schmücken können. Deren Mitarbeiter und Kunden aber landen an einer Haltestelle wie im Orient.« In einem früheren Interview hatte er sogar noch markigere Worte gefunden: »Wir haben seit Jahrzehnten einen maroden Drecksbahnhof, bei dem man sogar als gesunder Mensch Angst haben muss, dass man die Treppe runterfällt.« Claudia Schmohl

Artikel vom 31.05.2011
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