Meisterfeier in Ismaning – Abstiegsangst in Heimstetten

Ismaning/Heimstetten · Licht und Schatten

Beste Amateurmannschaft Bayerns: der FC Ismaning mit Trainer Frank Schmöller (li.) feiert ausgelassen die Meisterschaft. Der Aufstieg ist damit allerdings nicht verbunden, dafür will man nächste Saison den Titel verteidigen.	Foto: Sven Leifer

Beste Amateurmannschaft Bayerns: der FC Ismaning mit Trainer Frank Schmöller (li.) feiert ausgelassen die Meisterschaft. Der Aufstieg ist damit allerdings nicht verbunden, dafür will man nächste Saison den Titel verteidigen. Foto: Sven Leifer

Ismaning/Heimstetten · Konträre Gefühlswelten bei den Bayernliga-Vereinen aus dem Münchner Umland. Während der FC Ismaning am vergangenen Samstag mit einem 4:1-Erfolg über Karsten Wettbergs SV Seligenporten den größten Erfolg der Vereinshistorie sicherte, steht Lokalkonkurrent SV Heimstetten vor dem letzten Spieltag mit dem Rücken zur Wand.

Trotz überzeugender Rückrunde sowie des jüngsten 3:2-Erfolgs beim FSV Erlangen-Bruck ist der Verein selbst bei eigenem Sieg in der abschließenden Partie gegen Eintracht Bamberg (Sa., 15 Uhr) von der Konkurrenz abhängig. Der Direkt-Abstieg immerhin konnte mittlerweile abgewendet werden. Doch mit den punktgleichen TSV Aindling und SpVgg Bayreuth ringt man noch um den Relegationsplatz. Sollten am Ende zwei oder gar alle drei Teams dieselbe Punktzahl aufweisen, sind Entscheidungsspiele nötig, das Torverhältnis spielt keine Rolle. Der Verlierer dieser Ausscheidung müsste anschließend in die Relegation. So könnte Claus Schromms Mannschaft noch eine lange und nervenaufreibende Saison-Verlängerung bevorstehen.

Bereits das Vermeiden des direkten Abstiegs sei jedoch ein Erfolg, untermauert Schromm, man könne »jetzt nur noch gewinnen«, bei einem Sieg »wäre es schon bitter, mit 43 Punkten in die Relegation zu müssen«. Im Winter hatte der Liga-Neuling nach 21 Partien erst 19 Zähler vorzuweisen. Mit einigen namhaften Verstärkungen wurden dann aber die Weichen gestellt, um in der Rückrunde noch einmal den Anschluss zu schaffen. Insbesondere von der Rückkehr des Torjägers Orhan Akkurt, der im Vorjahr mit 33 Saisontreffern maßgeblichen Anteil am Aufstieg gehabt hatte und anschließend zu Drittligist Wacker Burghausen gewechselt war, erhoffte man sich wahre Wunderdinge. Mit neun Toren in elf Begegnungen enttäuschte der 25-jährige Angreifer keineswegs.

Auch die anderen Winter-Neuzugänge, von Innenverteidiger Quirin Löppert über Dribbelkünstler Fernando Ernesto bis hin zu Offensiv-Spezialist Sascha Steinacher wussten bislang durchaus zu überzeugen. Doch die ebenfalls fleißig punktende Konkurrenz verhinderte bis dato die endgültige Rettung. Es wäre der zweite Abstieg des erst 1967 gegründeten Ortsteil-Klubs, der erstmals von 2006 bis 2008 in der Bayernliga zu Gast war. Falls jedoch der Klassenerhalt gelingt, möchte man in der kommenden Saison die Qualifikation für die neue Regionalliga Bayern bewältigen. Angriffslustig schickt Manager Michael Matejka einen Gruß an die Bayernliga-Konkurrenz: »Wenn wir drinbleiben, dann können die sich warm anziehen«, er wisse, »was diese Mannschaft kann«. In jedem Fall wolle man seine Ziele mit vernünftigem Wirtschaften, »nicht mit Gewalt«, verwirklichen.

Aufstieg in die 3. Liga unrealistisch

Heimstettens Lokalrivale FC Ismaning indes hatte für die Regionalliga erst gar keine Lizenz beantragt. »Umso höher einzuschätzen« sei deshalb der Meistertitel, betont Trainer Frank Schmöller. Ein Aufstieg in die 3. Liga scheint auf absehbare Zeit unrealistisch, zu groß sind die Auflagen und die finanziellen Anforderungen dort. Darum ist der Titel des »Bayerischen Meisters« aller Voraussicht nach »das Höchste, war wir jemals erreichen können«, wie sich der 27-jährige Kapitän Thomas Bachinger in der Stunde des Erfolgs über dessen Tragweite durchaus bewusst war. In seiner mittlerweile elften Bayernliga-Saison in Folge konnte sich der FC Ismaning nach der Vizemeisterschaft im Vorjahr nun endgültig in der bayerischen Spitze etablieren. Coach Schmöller, 1987 DFB-Pokalsieger mit dem HSV und später unter anderem auch bei der SpVgg Unterhaching aktiv, führte seine Mannschaft in einem engen Kopf-an-Kopf-Rennen mit der Reserve des FC Ingolstadt letztlich doch souverän zur Meisterschaft. Seit dem 19. Spieltag hatte man die Tabellenführung an lediglich zwei Wochenenden kurzzeitig abgeben müssen und verlor insgesamt nur drei Partien. Im Jahr 2006 hatte der 44-jährige Übungsleiter übrigens bereits den SV Heimstetten in die Bayernliga geführt, musste seinerzeit jedoch kurz vor dem Abstieg im Frühjahr 2008 gehen.

Sensationeller Charakter

Die Korsettstangen des aktuellen Erfolgs sind neben Spielführer Bachinger der überragende Sturmführer Mijo Stijepic (31 Jahre / 14 Tore), Torjäger Florian Niederlechner (20/19) sowie Uli Fries (23/8), Bernd Häfele (25) und der überzeugende Innenverteidiger Alexander Weiser (22). Auch die prestigeträchtigen Derbys gegen Heimstetten konnte die Schmöller-Elf beide für sich entscheiden (1:0, 2:1). Im Pokal dagegen zog man den Kürzeren, unterlag mit 2:3. Als ausschlaggebenden Faktor für die Erfolge nennt Schmöller »den sensationellen Charakter dieser Mannschaft«. Man dürfe sich nun jedoch nicht auf dem Erfolg ausruhen, sondern müsse die Leistung in der nächsten Saison bestätigen. Das wird schwer genug. Ob man die Heimstettener Lokalkonkurrenz erneut so deutlich distanzieren kann, scheint fraglich. Dafür allerdings müsste diese nun zunächst einmal die Klasse halten. mh

Artikel vom 24.05.2011
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...